Sturm zieht über NRW – Böe wirft Lkw bei Grevenbroich um
Auf Tief „Alexandra“ folgt „Billie“ – und es stürmte in NRW. Durch die Höhenlagen von Sauer- und Siegerland fegten Böen bis Windstärke 10.
Essen.
Deutschland im Durchzug: Sturmtief „Billie“ hat Deutschland auf seinem Weg zur Ostsee mit teilweise extremen Orkanböen getroffen. Bereits am Freitagmorgen wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf dem 1141 Meter hohen Brocken im Harz Windgeschwindigkeiten von bis zu 138 Stundenkilometern gemessen. In Nordrhein-Westfalen regnete es stark. In Bremen wurden Weihnachtsmärkte vorsorglich geschlossen.
Das Stadtamt ordnete die Schließung an, weil für den Nachmittag bis zu Windstärke 10 erwartet wurde.
Auch in NRW gab es Böen bis um die 100 Stundenkilometern. Der Wind war stark genug, um Äste abzureißen und auf Wege und Straßen zu schleudern. „Man sollte Wälder meiden“, riet Meteorologe Oliver Klein – zimnidest bis zum späten Samstagnachmittag.
Die Schadensbilanz
Auf einer Landstraße im Rhein-Kreis-Neuss ist am Vormittag ein Lkw mitsamt Anhänger vom Wind umgeworfen worden. Der Fahrer war auf dem Weg von Grevenbroich nach Pulheim. Der Fahrer sagte laut Polizei, dass eine Windböe sein Gespann erfasst habe. Der 7,5-Tonne lag komplett auf der Seite und blockierte die Bundesstraße 59.
In Essen stand das große Riesenrad wegen des Sturmes aus Sicherheitsgründen über Mittag still; der Weihnachtsmarkt war aber nicht betroffen.
Vermutlich wegen des Sturms brach am Freitagmorgen in Wickede (Kreis Soest) ein Gerüst an der Wand einer Industriehalle zusammen. Zwei Bauarbeiter aus Bad Salzuflen erlitten schwere Verletzungen. Ein 53-Jähriger musste mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden, sein 23-jähriger Kollege wurde ins Krankenhaus gebracht. Glück hatte ein dritter Arbeiter: der 17-Jährige zog sich nur leichte Verletzungen zu. Die genaue Unfallursache steht noch nicht fest. Das Amt für Arbeitsschutz ermittelt, warum das Gerüst eingebrochen ist.
Vor allem im Sauer- und Siegerland wehte der Wind kräftig. Teile der Warnkarte der Unwetterzentrale waren am Morgen rot eingefärbt: Dort gab es es orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 90 und 110 km/h.
Zwar zieht „Billie“ von der Nordsee über Dänemark auf die Ostsee hinaus, es bleibt aber auch in den kommenden Tagen weiterhin stürmisch und nass. In Westdeutschland fallen dabei innerhalb von 24 Stunden bis zu 40 Liter Regen. Mit Schnee rechnen die Meteorologen nur in Höhenlagen oberhalb von 700 Metern – im restlichen Land bleibt es mit Temperaturen um 10 Grad dazu zu warm.
Und so geht es wettertechnisch in NRW weiter: Nach Angaben des Meteorologen Oliver Klein werde das Sturmtief in der Nacht zu Samstag abgezogen sein. Mit Frost ist in NRW nicht zu rechnen, im Gegenteil, es wird ziemlich warm: Temperaturen zwischen 6 und 11 Grad sind an diesem Freitag zu erwarten. Für den Samstag wird ruhigeres Wetter vorhergesagt, in nördlichen Landesteilen wie den Kreisen Kleve und Borken wird sogar Sonne vorhergesagt. Im Süden NRWs dürfte es hingegen trüb bleiben, zudem ist vielerorts mit Regen zu rechnen.
Am Sonntag kühlt es sich auf 1 bis 5 Grad Celsius ab. Dann wird für die Höhenlagen wie etwa im Sauerland Schnee vorhergesagt. (dae mit dpa)