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Stromausfall, Hochwasser, Sturm: Wie sich ein Prepper rüstet

Stromausfall, Hochwasser, Sturm: Wie sich ein Prepper rüstet

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26.08.2016 - Bastian Blum aus Krefeld hat im Keller seines Hauses Vorräte für den Notfall eingelagert. Neben haltbaren Lebensmitteln jedoch auch Decken, Gasmasken, Werkzeug und Arbeitskleidung. Er bezeichnet sich selbst als "Prepper" (engl.: Preparation = Vorbereitung). Foto: Matthias Graben / FUNKE Foto Services Foto: Matthias Graben / FUNKE Foto Services
Prepper wie Bastian Blum sind auf Katastrophen aller Art vorbereitet und können sich im Notfall selbst versorgen. Wir haben ihn zu Hause besucht.

Krefeld. 

Vor uns steht ein freundlicher Mann. Die Haare kurz, Zwei-Tage-Bart, Karohemd, Jeans. Bodenständig wirkt er. Gestatten: Bastian Blum, Deutschlands wohl bekanntester Prepper. Seit die Bundesregierung ihr Zivilschutzkonzept überarbeitet und neue Empfehlungen zur Vorbereitung auf den Katastrophenfall veröffentlicht hat, ist Blum ein gefragter Gesprächspartner für die Medien. Wenn einer weiß, wie man sich vorbereitet, dann er – „Prepper“ leitet sich ab vom englischen „prepare“, vorbereiten. Ein Prepper wappnet sich gegen die wahrscheinlichsten Gefahren, kennt sich aus in Erster Hilfe, Stromerzeugung, Lebensmittelzubereitung oder auch Pflanzenkunde.

Ortsbesuch in Krefeld, hier wohnt Bastian Blum mit Frau und Kind. Hauptberuflich ist er Objektmanager bei einer Baufirma. Der 37-jährige ist im Katastrophenschutz tätig, ausgebildeter Rettungssanitäter, hat unter anderem beim THW und bei der freiwilligen Feuerwehr gearbeitet. Und wie wird man zum Prepper? Gedanken über Vorsorgemaßnahmen habe er sich schon immer gemacht, erzählt Blum, aber nach der Wirtschaftskrise 2008 habe er sich entschlossen, selbst eigene Vorräte anzulegen. Der Prepper ist sich sicher: Im Falle einer Krisensituation würde es Tage dauern, bis die Regierung gezielte Hilfe leisten könne.

Wenn Bundesinnenminister Thomas de Maizière jetzt jedem Bürger rät, Vorräte für den Notfall anzulegen, schreckt das Blum nicht. In der Konzeption heißt es unter anderem, dass jeder Bürger zwei Liter Wasser pro Tag und pro Person lagern sollte, für einen Zeitraum von mindestens vierzehn Tagen. An einer Checkliste kann sich jeder Haushalt orientieren, welche Lebensmittel vorrätig sein sollten, was in die Hausapotheke gehört und welche Notfalldokumente vorliegen müssen. „Das ist lediglich ein Update der bisherigen Handlungsempfehlungen“, sagt Bastian Blum. Einzig der Zeitpunkt sei unglücklich gewählt, weil viele Bürger dies als Zeichen einer akuten Bedrohung werten würden.

Ein Prepper rüstet sich für alle Gefahren

Der Prepper ist der Empfehlung ohnehin weit voraus. In seinem Keller bunkert Blum auf wenigen Quadratmetern alles Notwendige. Links an der Wand hängt seine Ausrüstung: Seile, Stiefel, Schutzwesten. In den Regalen gegenüber türmen sich Gaskocher nebst Kartuschen, Schutzhelme und Gasmasken. Daneben hat er Verbandsmaterialien, Taschenlampen, Batterien, ein Kurbelradio und jede Menge Kerzen verstaut. Zwei Meter hoch stapelt er ganz hinten im Keller unzählige Decken – auch für seine Nachbarn, wie Blum sagt.

Auch bei den Lebensmitteln hat er vorgesorgt: Dosensuppen, Nudeln und Gemüsekonserven lagert Blum, Zucker, Mehl und Gries, Haferflocken und Milchpulver. Außerdem im Keller: Trockengerichte, Dosenbrot sowie Fisch- und Fleischkonserven. Daneben finden sich in den Schränken zahlreiche Hygieneartikel wie Desinfektionsmittel, Wasserfilter, Seife, Zahnbürsten und: Zahnpasta, acht Jahre alt. Wir machen die Geschmacks- und Geruchsprobe: pfefferminzig, kein Unterschied zur frisch gekauften Tube erkennbar.

Zucker hilft über den Schock hinweg

Dann sind da noch Süßigkeiten, Müsliriegel etwa. Zum einen ist das Süße gut für den Energiehaushalt, auf der anderen Seite hat es einen psychologischen Effekt. „Zucker ist gut für die Nerven, gerade bei quengelnden Kindern, denn Kauen beruhigt“, erklärt der Vater. Mit seinen Vorräten könne er sich und seine Familie mehrere Wochen versorgen. „Wichtig ist es, genug Kalorien zu sich nehmen. Eine Frau benötigt 2000, ein Mann bis zu 3000 Kalorien pro Tag, je nachdem wie stark man körperlich gefordert ist.“

Damit die Lebensmittel eine lange Lagerzeit überstehen, müssen sie trocken und ohne große Temperaturschwankungen aufbewahrt werden – und außerdem gegen UV-Licht geschützt sein. Dann halten viele der vakuumierten Nahrungsmittel bis zu 20 Jahre, ohne schlecht zu werden. Den Wert seiner Vorräte und seiner kompletten Ausrüstung schätzt Blum auf 5.000 Euro.

Die wahrscheinlichsten Szenarien hat Blum im Kopf

Hochwasser, Stromausfälle, Stürme – das sind die Katastrophen, mit denen der 37-Jährige am ehesten rechnet. Bei Stromausfällen wie in Berlin im März 2016 kam es zu Plünderungen und Ausschreitungen in der Nacht.

Gegen einen Stromausfall sieht sich Blum gut gewappnet mit Campingkocher und Teelichtern. Viele andere Menschen aber seien das nicht, schon nach wenigen Stunden könnten die durchdrehen, wenn kein Einkauf mehr möglich wäre. Über einem Supermarkt würde er deshalb nie wohnen wollen, denn das sei „einer der ersten Orte an dem es zu Plünderungen kommen würde“.

Der Fluchtplan ist genau durchdacht

Auch für den Fall eines Chemie-Unfalls hat Blum genaue Vorstellungen, was zu tun ist. Sollten er und seine Familie flüchten können, würde er mit Essen und Ausrüstung bepackt die Evakuierungszone Krefeld verlassen. Mit Freunden besitzt er einen Unterschlupf bei Moers. Wo, will er nicht verraten. „Auf dem Land sind in der Krise weniger Unruhen, deshalb ist dort die erste Zuflucht. Ohne meine Familie gehe ich aber nicht, egal wie schlimm die Situation zu Hause wäre.“

Ist das nicht alles übertrieben? Nein, sagt Blum. Stromausfälle, Hochwasser, Extremwetter – all das komme in Deutschland immer wieder vor, und es betreffe viele Menschen. Angst, für verrückt gehalten zu werden, hat er nicht. „Aus meinem direkten Umfeld bekomme ich nur positives Feedback und alles Andere ist mir egal.“

Im Netzwerk tauscht er sich mit anderen Preppern aus

Gleichgesinnte hat er in seiner Gruppe „Prepper Gemeinschaft Deutschland“ gefunden. Das Netzwerk hat er im August 2013 gegründet. Rund 30.000 Menschen sind regelmäßig auf der größten deutschsprachigen Seite zu diesem Thema unterwegs. Nebenher betreut er einen Facebook-Auftritt, zwei Foren und eine App. Ihn unterstützen bei der Arbeit zwölf Helfer, denn alleine könne er das nicht mehr stemmen. „Die Nachfrage ist gerade in diesen Tagen massiv angestiegen“, sagt Blum.

In Deutschland gebe es „geschätzt 150.000 Prepper, genau kann man das nicht zählen“. Auch seine Mitstreiter hätten gelassen auf das Zivilschutzkonzept reagiert. „Die meisten haben gelacht, da es für sie normal ist. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe warnt schon seit Jahren“. Dennoch, so schätzt er, betreiben deutschlandweit nur etwa 1,5 Millionen Haushalte eine grundlegende Krisenvorsorge.

Unterschied zwischen Preppern und „Doomern“

Waffen und Selbstverteidigung gehören auch für Blum zur Krisenvorsorge dazu. „Aber nur, wenn man die Erlaubnis hat eine Waffe zu führen und die Verantwortung tragen kann, sie sicher zu bedienen“, sagt der Prepper. Er besitzt eine Armbrust, die nur für die Jagd vorgesehen ist. Außerdem ist er ausgebildet in der israelischen Kampfsportart Krav Maga. Damit fühlt er sich ausreichend vorbereitet.

Das unterscheidet ihn von den sogenannten „Doomern“, die Blums Verständnis nach eher als Verschwörungstheoretiker und Weltuntergangspropheten zu bezeichnen sind. „Das sind unechte Prepper, die sich nur profilieren wollen“, sagt er. Solchen Menschen gehe es hauptsächlich um Waffen, sie warteten regelrecht darauf, dass etwas passiert. „Ein echter Prepper wünscht sich keine Katastrophe.“ Sagt’s, macht das Licht im Keller aus und geht hoch zu Frau und Kind.