Die Ex-Frau der Schalke-Legende steht nur wegen Möbeln, Medaillen und einem Papp-Rudi vor Gericht. Doch dort wird auch schmutzige Wäsche gewaschen.
Gelsenkirchen-Buer.
Diesen Ruhrpott-Krimi aufzuklären, da hat sich Richterin Brandt viel vorgenommen. Die illustre Runde, die sich vor dem Amtsgericht in Gelsenkirchen-Buer traf, sorgte mehr für Slapstick-Einlagen als für Aufklärung.
Auf der Anklagebank sitzt Britta Assauer, die Ex-Frau von Schalke-Legende Rudi Assauer. Staatsanwalt Kolpatzik wirft ihr unter anderem Unterschlagung vor. Sie soll nach der Scheidung die Aussauer-Villa an der Cranger Straße ausgeräumt und Rudis Privatbesitz verhökert haben. Die Sauna und den Zigarrenbefeuchter des an Alzheimer erkrankten Schalke-Helden soll sie 2013 an Freunde verkauft haben, Uefa-Medaillen tauchten bei Ebay auf. Rudis Resterampe – ein Bürostuhl im Müll, Sauna und Humidor nebst Papp-Rudi in Lebensgröße – wird die Polizei im Frühsommer 2013 in einem abbruchreifen Haus im Gelsenkirchener Norden finden.
Die Mutter und der Staatsanwalt
Durfte Britta Assauer die Gegenstände verkaufen oder verschenken? Der Staatsanwalt hat Zweifel. Britta Assauers Mutter und Schwester sagen hingegen vor Gericht „Ja“. Schließlich habe Rudi beim ersten Besuch der Familie kurz nach der Hochzeit in der Villa der Mutter erklärt: „Was jetzt noch da ist, ist für Britta.“ Obwohl Staatsanwalt und Richterin mehrmals nachfragen, ob der Mutter dieser Satz nicht merkwürdig vorkam, weil er nach „beabsichtigter Trennung klingt“, bleibt die Mutter dabei. Staatsanwalt Kolpatzik wendet ein: „Ich glaube Ihnen nicht. Ich werde ein Verfahren gegen meineidlicher Falschaussage einleiten.“ Doch das stimmt die 74-Jährige nicht um. Britta Assauer, in grauer Jacke und schwarzer Hose ganz Business-Frau, die ständig Notizen in den Aktenordner vor sich schreibt, schaut kurz auf und wirft dem Staatsanwalt „Arroganz“ vor.
Später wird sie den Staatsanwalt ein weiteres Mal angehen. „Meine Mutter sagt drei Sätze, und Sie drohen ihr.“ Die Angeklagte regt auf, dass der Staatsanwalt nicht auf ihre Vorwürfe gegen den Zeugen Frank S. reagiert – einen ehemaligen Leibwächter von Rudi, der auch Britta Assauer bisweilen zur Hand ging. „Du hast ein Foto von mir gegen meinen Willen an die Bild verkauft“, zischt sie. „Hast du meinen Umzug gefilmt und auf YouTube gestellt?“ Der großzügig tätowierte Frank S. lässt sich auf die Diskussion nicht ein. Schließlich soll er Auskunft geben, ob Rudi Assauers Anwalt die Ex-Frau bei einem Ortstermin am 14. März 2013 in der Villa verletzt hat. Britta hatte sich nach Zeugenaussagen auf ihren Ex-Mann abgestützt, ihm etwas zugeflüstert. Darauf habe Rudi sie aufgefordert „Geh weg!“. Als sie der Bitte nicht nachkam, habe der Anwalt sie weggezogen.
Verletzungen mit Brennnesseln simuliert
Nach Aussage von Britta Assauer sei sie am Arm verletzt worden. In der Verhandlung spricht die damals anwesende Richterin Kirsten Otto von widersprüchlichen Aussagen, die Frau Assauer nach dem angeblichen Angriff abgab. Frank S. wird deutlicher. „Ich bin der mit den tausend Ameisen.“ Er habe Britta Brennnesseln auf den Arm gelegt, um die Verletzung vorzutäuschen. „Damit sie wenigstens eine kleine Rötung hat.“ Schließlich sei der Rudi sein Idol. Bei der ganzen Mischpoke habe er vorübergehend die Übersicht verloren.
Doch nun sieht Frank S. offenbar klar. „Wenn der Schnee schmilzt, siehst du, wo die Kacke liegt.“ Die Sache sei ihm zu groß geworden. Rudi sollte entführt werden, er sollte Pistolen besorgen – einen „ganzen kleinen Mafiafilm habe er der Staatsanwaltschaft übergeben“, sagt S. Worauf Britta zischt: „Pass auf, wart’ ab.“ Und Staatsanwalt Kolpatzik deutlich wird: „Sie sitzen auf der Anklagebank, drohen einem Zeugen und grinsen hämisch. Ich finde es unerträglich.“
Aber welche Aussagen sind tatsächlich ernst zu nehmen? Es wird noch einige Prozesstage dauern, bis diese Ruhrgebiets-Klamotte aufgeklärt ist. „Ich sitze das aus“, sagt Richterin Brandt.