Nach dem Pfingstorkan „Ela“ ist die Nachfrage nach Baumsetzlingen in den Baumschulen bislang nicht besonders groß. Aber im Herbst beginnt die neue Pflanz-Saison. In Kempen verhilft Baumschul-Chef Franz-Josef Trienekens den künftigen „Baumschülern“ zu ersten Wurzeln.
Kempen.
Vögel zwitschern, Frösche quaken, leise surrt ein Mähroboter über den Rasen – plötzlich bricht ein Hund, groß wie ein Pony, lautstark durch das Gestrüpp. Und mischt die behagliche Idylle, in der Franz-Josef Trienekens arbeitet, kurzzeitig auf. Ein „Traumjob“, nennt der Baumschul-Inhaber seine tägliche Beschäftigung mit dem üppigen Grün. Und vermeintliches Gestrüpp gibt es hier auf den zweiten Blick auch gar nicht. Sein Jagdhund Veith bringt nur mal wieder die zurechtgestutzten Buchsbäume und Rhododendron-Sträucher durcheinander.
Gemächlich rupft der 50-jährige Kempener auf dem knapp 10 000 Quadratmeter großen Gelände Unkraut heraus, schnippelt an den Formgehölzen herum und schwingt sich ab und zu mal auf seinen Aufsitzrasenmäher. Den Großteil des Rasens hat schon „Rüdiger“, sein kleiner, roter Mäh-Roboter für ihn zurecht gestutzt.
In seiner Baumschule Trienekens herrscht auch nach dem Pfingstorkan eher die Ruhe vor dem Sturm. Die Hochsaison für Baumpflanzungen beginnt erst im Herbst. Bislang hat sich die Nachfrage nach Hölzern hat sich nach Sturmtief „Ela“ in dem 35 000 Seelen-Dorf noch nicht bedeutend vergrößert.
„Es stellt sich nicht ad hoc eine Nachfrage ein“, meint er, hält es aber für möglich, dass diese bald steigt. „Die Städte müssen was tun nach dem Sturm“, dessen ist sich auch Günter Bayer, der Direktor vom Landesverband Gartenbau Rheinland sicher, „aber es lassen sich noch keine besonderen Aktivitäten erkennen“.
Vor allem Privatpersonen fragen immer öfter nach Setzlingen
Er erwartet keine Schnellschüsse, außerdem beginnt die Pflanzzeit ja auch erst im Oktober. Einige Baumschulen der Region bemerken allerdings, insbesondere von Privatpersonen, eine langsam ansteigende Nachfrage als Folge des Sturms: „Es sah ja aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen, nach Ela“, meint Roman Senekovic, Inhaber der Bommerholzer Baumschulen in Witten, „und wenn die Sturmschäden erstmal alle beseitigt sind, wird im Herbst die Nachfrage noch mehr ansteigen“ dessen ist er sich sicher.
Bis dahin kann Trienekens seine Bäumchen noch umsorgen, bevor er sich von ihnen trennen muss. „So 2500 bis 3000 Bäume und Sträucher verkaufen wir im Jahr“, sagt er. Seine Pflegekinder bekommt er meistens, wenn sie drei bis vier Jahre alt sind und einen fingerdicken Stammumfang haben.
Er betreibt eine Verkaufsbaumschule, in der er die verschiedenen Baumarten „nur“ vom Kindergartenalter bis hin ins frühe Erwachsenenalter aufpäppelt. „Gezogen werden sie woanders, bei uns werden die jungen Bäumchen lediglich aufgeschult und eingepflanzt, dann stehen sie maximal zwei Jahre“, sagt der Gärtner. Mit Rodegerät oder Spaten rückt er den Ballen seiner Schützlinge dann zu Leibe und formt diesen gemäß Krone und Stamm, um den Baum anschließend wieder einzusetzen. Dieser treibt danach wieder neue, feine Wurzeln aus. Das macht es leichter ihn umzusetzen.
Dieses Prozedere wiederholt er spätestens alle zwei Jahre. 40 bis 50 Stunden pro Woche investiert Trienekens in seinen Garten, zusätzlich zu der Arbeit, die er noch im Grün seiner Kunden verrichtet. „Am liebsten mach ich Gartenyoga: Das Beschneiden ist zum Abschalten wunderbar“, findet er.
Die beste Verkaufsgröße haben Bäume mit einem Stammumfang von 16 bis 20 Zentimetern. Den erreichen sie meist im Alter von sechs bis zehn Jahren. Seine teuersten Bäume pflegt er schon deutlich länger. Sie sind mit ihrem Stammesumfang von 65 Zentimetern etwa 15 bis 20 Jahre alt und kosten rund 3000 Euro. Schließlich hat er sie ja auch jahrelang gehegt und gepflegt mit Wasser, Dünger, Astschere – und mit Herzblut.
Wer sturmfeste Bäume will, muss die Kronen pflegen
Nach oben ist dem Verkaufspreis in Baumschulen allerdings kaum ein Ende gesetzt. In der Branche werden große Sumpfeichen für bis zu 35 000 Euro gehandelt. Bewegt werden sie mit einem Sondertransport. Die Baumriesen haben dann aber schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel.
Eichen gelten übrigens als sehr sturmresistent. „Das sind die Buche und der Ahorn auch. Wichtig ist aber bei allen Bäumen vor allem die regelmäßige Kronenpflege, um Sturmschäden zu vermeiden“, erklärt Trienekens. Eine zu große Krone biete dem Sturm eine zu große Angriffsfläche. Als sturmresistentes Nadelgehölz empfiehlt er übrigens die Zeder.