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SEK-Affäre: Land ermittelt nun gegen die Elite-Polizisten

SEK-Affäre: Land ermittelt nun gegen die Elite-Polizisten

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Foto: dpa
SEK-Beamte sollen einen Kollegen gequält haben. Innenminister Ralf Jäger (SPD) ordnet eine Sonderinspektion an und droht mit „harten Konsequenzen“.

Düsseldorf/Köln. 

Sie werden gerufen, wenn die Lage besonders brenzlig ist. Die 18 Spezialeinsatzkommandos (SEK) der NRW-Polizei mit über 200 Beamten an den Standorten Köln, Düsseldorf, Münster, Essen, Dortmund und Bielefeld sind immer dann zur Stelle, wenn Geiselnehmer überwältigt oder Schwerstkriminelle in Schach gehalten werden müssen. Am Mittwoch aber musste Innenminister Ralf Jäger (SPD) erstmals sein eigenes Spezialeinsatzkommando losschicken, um eben diese Elitetruppe der Polizei in den Griff zu bekommen.

Der Direktor des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD), Jürgen Mathies, und der Direktor des Landesamts für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP), Michael Frücht, bekamen von Jäger den heiklen Auftrag, in einer Sonderinspektion „demütigenden Aufnahmeritualen“ bei den SEK-Einheiten nachzuspüren.

Schikaniert und gemobbt

Hintergrund ist der jüngst bekannt gewordene Fall eines Kölner Beamten, der schikaniert und gemobbt worden sein soll. Man habe ihn sogar über mehrere Tage an einen SEK-Kollegen gefesselt, berichtete er dem Kölner Kriminalkommissariat für interne Ermittlungen.

„Ich möchte sicher gehen, dass es keine weiteren Vorfälle in dieser Form gegeben hat“, sagte Jäger. Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers hat bereits ein Disziplinarverfahren gegen insgesamt zwölf Beamte eingeleitet. Der ehemalige Chef des Landeskriminalamtes, Wolfgang Gatzke, wurde als Sonderermittler eingeschaltet. „Wer Kollegen mobbt oder völlig inakzeptable Aufnahmerituale durchführt, muss mit harten Konsequenzen rechnen“, drohte der Innenminister am Mittwoch.

Symbolische Unterwerfung

SEK-Einheiten wurden angesichts der Terrorbedrohung in den 70er-Jahren geschaffen. Die Elite-Polizisten verfügen über eine besondere Ausbildung, müssen extrem sportlich, belastbar, psychisch robust und teamfähig sein. Sie arbeiten in kleinen Gruppen mit bis zu 18 Mann, in denen Vertrauen und Zusammenhalt eine große Rolle spielen. Zwischen der abgeschlossenen Ausbildung und der Höchstaltersgrenze von 40 Jahren bleiben nur etwa zwölf Jahre im SEK-Dienst. Es gehe dort um die „symbolische Unterwerfung des einen Mannes unter den anderen“, sagt der Polizei-Forscher Rafael Behr. Initiationsrituale überraschten ihn nicht. SEK-Einheiten seien „die letzte Bastion aggressiver Männlichkeit“, so Behr.

Frauen können sich in NRW tatsächlich nicht auf SEK-Stellen bewerben. Eine Verordnung schließt Polizistinnen trotz aller Gender-Bemühungen des Landes noch immer aus, was mit einsatztechnischen Zwängen begründet wird. In anderen Bundesländern wird dies offenbar anders gesehen. Ob der Skandal um die Kölner Aufnahmerituale das Konzept SEK in NRW grundsätzlich in Frage stellt, ist bislang noch nicht abzusehen.

SEK-Beamte auf Brückenpfeiler

Innenminister Jäger sorgt sich schon jetzt um den guten Ruf jener Truppe, die für die Bewältigung gefährlichster Einsatzlagen unverzichtbar ist. Bereits im Sommer 2014 hatte das Kölner SEK für Aufsehen gesorgt, als mehrere Beamte auf dem 80 Meter hohen Pfeiler einer Rheinbrücke zu einer „Höhenübung“ mit Helikopter ausrückten. Wie sich später herausstellte, sollte bloß ein spektakuläres privates Abschiedsfoto für einen scheidenden Beamten geschossen werden.