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Rentenexperte Reinhold Schnabel hält Rente mit 69 für nötig

Rentenexperte Reinhold Schnabel hält Rente mit 69 für nötig

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Reitz-Thema: Rente Foto: Matthias Graben
Gewerkschaften müssen ihren Widerstand gegen die Rente mit 67 aufgeben. Langfristig brauche es sogar eine Rente mit 69. Das fordert Reinhold Schnabel, Rentenberater der Bundesregierung. Allerdings seien auch weitere Maßnahmen nötig, um die Rente zu stabilisieren.

Düsseldorf/Essen. 

Arbeitnehmer müssen langfristig mit einem späteren Eintritt in die Rente rechnen. „Vermutlich diskutieren wir in zehn Jahren über die Rente mit 69“, sagte der Rentenberater der Bundesregierung, Reinhold Schnabel, auf einer Podiumsdiskussion in Düsseldorf.

Angesichts der weiter steigenden Lebenserwartung und des Geburtenrückgangs forderte Schnabel die Gewerkschaften auf, ihre Opposition gegen eine höhere Lebensarbeitszeit aufzugeben. „Wer länger lebt, kann auch länger arbeiten.“

Der Rentenexperte von der Universität Duisburg-Essen hält am Generationenvertrag bei der staatlichen Rente fest. „Alles andere wäre ein Riesenbetrug an den Einzahlern.“ Wenn die Zahl der Beitragszahler aber sinke, müsse das relative Rentenniveau in den nächsten 30 bis 40 Jahren abgesenkt werden, damit die Beitragssätze „nicht durch die Decke gehen“.

Um die Monatsrente auf einem möglichst hohen Niveau zu halten, müsste auch das Beitrittsalter „angepasst“ werden, so Professor Schnabel. Bereits die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre trifft bei Gewerkschaften auf Widerstand.

Handlungsbedarf bei Erwerbsquote von gut ausgebildeten Müttern

Der Finanzwissenschaftler fordert, weitere Stellschrauben für eine „sichere Rente“ zu verändern. Handlungsbedarf sieht Schnabel in einer höheren Erwerbsquote von gut ausgebildeten Müttern. Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor allem durch den Ausbau der Ganztagsangebote habe in Schweden und Frankreich zu höheren Geburtenraten und einer größeren Erwerbsbeteiligung der Mütter geführt. „Die Erhöhung des Kindergeldes in Deutschland war dagegen finanzpolitischer Wahnsinn“, kritisierte Schnabel.

Der Finanzexperte forderte höhere Kita-Beiträge für Eltern aus der Mittel- und Oberschicht, um falsche Subventionen zu stoppen und Steuermittel sinnvoller einzusetzen. Schnabel beklagte, dass das Bundesfamilienministerium kritische Studien unter Verschluss halte.

Um die Rente langfristig zu sichern, hält der Rentenexperte zudem einen leichteren Zugang von ausländischen Studenten auf den deutschen Arbeitsmarkt für notwendig. Heute könnten ausländische Studenten an deutschen Hochschulen zwar oft kostenlos studieren, erhielten aber nach dem Examen keine Arbeitserlaubnis. Das müsse sich dringend ändern.

Der CDU-Rentenexperte der NRW-Landtagsfraktion, Peter Preuß, appellierte an die Unternehmen, Fachkräfte durch gezielte Gesundheitsprogramme länger fit zu halten. Gleichzeitig müssten bundesweit jährlich 100.000 Zuwanderer aufgenommen und die Zahl der Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss weiter gesenkt werden.