Veröffentlicht inPolitik

NRW lockt deutsche Forscher aus dem Ausland zurück

NRW lockt deutsche Forscher aus dem Ausland zurück

48931296--656x240.jpg
Foto: WAZ FotoPool
Mit einer Millionen-Förderung lockt die Landesregierung jedes Jahr deutsche Top-Wissenschaftler, die im Ausland forschen, nach NRW zurück. 49 Forscher haben sich diesmal für das NRW-Rückkehrerprogramm beworben. In Düsseldorf stellten sich die ausgewählten 16 einem zweitägigen Ausleseprozess. Drei von ihnen kamen ins Ziel.

Düsseldorf. 

Sie sollen das Land voran bringen bei den großen Herausforderungen, die die Zukunft bringt: Klimawandel, Ernährung, Energie und Gesundheit. Jahr für Jahr lockt NRW deutsche Spitzenforscher, die im Ausland arbeiten, mit einem Millionenprogramm zurück ins Land. Jung müssen sie sein, hochqualifiziert, spitze in ihrem Gebiet und gewillt, aus den USA, aus Großbritannien, der Schweiz oder Schweden mit Sack und Pack zurückzukehren an eine Universität ihrer Wahl – nur in NRW muss sie sein.

Dafür bekommen sie einiges geboten: fünf Jahren lang finanzielle Sicherheit, 1,25 Millionen Euro, die Aussicht auf eine Professur sowie die Möglichkeit, als Leiter einer Forschungsgruppe ihr eigenes Projekt zu verfolgen.

NRW-Rückkehrerprogramm seit 2007

Möglich macht es das 2007 gestartete „NRW-Rückkehrerprogramm“, das seither bereits 14 Top-Forscher anlockte. Kein anderes Bundesland macht ein ähnliches Angebot, gute Leute wieder ins Land zu holen. Und es spricht sich herum. In diesem Jahr meldeten sich 49 Bewerber, 16 kamen in die engere Auswahl. Und aus diesen musste die Jury und die Vertreter der Unis drei Gewinner herausfiltern.

Schloss Mickeln bei Düsseldorf war zwei Tage lang der verschwiegene Ort für den letzten Auswahlprozess, eine Art Brautschau für die Unis, die selten so viel geballte Exzellenz in Griffweite kriegen. Die bisherigen Adressen der Kandidaten sind beste akademische Lagen: Sie kommen von der ETH Zürich, der US-Elite-Uni Stanford, vom weltberühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT), aus Berkeley, Harvard oder Cambridge – und wollen nach Münster, Köln, Düsseldorf oder Bochum.

Wer wird es schaffen?

Kontrollierte Nervosität liegt in der Luft. Wer von den Sechzehn wird es schaffen?

Guido Großmann ist einer von ihnen und macht sich Hoffnungen. Er befasst sich in Stanford mit Pflanzenbiotechnologie – für ihn geht es dabei um die Zukunft der Ernährung auf diesem Planeten: Der 34-Jährige sucht nach Wegen, den Nährstofftransport in Wurzeln zu optimieren, so dass Pflanzen in Zukunft womöglich mit weniger Wasser oder knapperen Nährstoffen klar kommen – ein Beitrag zum Ernährungsproblem in Zeiten des Klimawandels.

Großmann zieht es nach Düsseldorf oder Münster, wegen der tollen Forschungsbedingungen und auch der Familie wegen. Drei kleine Kinder hat er – bevor sie schulreif sind, will er zurück in Deutschland sein. „Krankenversorgung, Kinderbetreuung und Schule, das ist in Deutschland alles besser als in den USA“, sagt er.

Wissenschaftliche Globetrotterin

Für die Biochemikerin Franziska Schoenebeck, die eine Assistenzprofessur an der ETH Zürich besitzt, ist das NRW-Programm ein Traum. „Es erlaubt uns, eine Forschergruppe aufzubauen in völliger Freiheit und Unabhängigkeit. Und man kann sich einen Ort für seine Zukunft aussuchen.“ Sie ist eine wissenschaftliche Globetrotterin: In Berlin geboren, in Schottland studiert, in den USA promoviert, in der Schweiz geforscht – immer unterwegs mit Stipendien und befristeten Verträgen. Nun will sie in Aachen andocken, „das passt wissenschaftlich perfekt“.

Miriam Liedvogel hörte in Schweden von dem Programm. Sie erforscht das Verhalten von Zugvögeln. Nach der Promotion war sie stets im Ausland: Großbritannien, die USA dann Schweden. „Das hat meinen Horizont erweitert, ich profitiere unheimlich von diesen Erfahrungen.“ Doch nun sind Bielefeld oder Bochum ihre Ziele.

Die Ruhr-Uni Bochum ist visionär“

Sarah Weigelt forschte bisher am MIT in Boston. Jetzt will die Hirnforscherin unbedingt nach Bochum. „Die Ruhr-Uni ist visionär. Sie hat eine Zukunftsidee. Ich bin jung, ich will arbeiten und nicht dauernd vor die Wände der Tradition rennen. Und die Uni hat einen tollen neurowissenschaftlichen Bereich.“ Was ihr gefällt in Bochum ist der fehlende professorale Dünkel, die flachen Hierarchien. Das kenne sie aus den USA: „Bei einem Vortrag ist es egal, ob anschließend ein Nobelpreisträger oder ein Student eine Frage stellte – alle werden gleich behandelt.“ Das sei in Deutschland kaum denkbar.

Am Abend des letzten Tages stehen endlich die Gewinner fest. Franziska Schoenebck darf jubeln, ebenso Ute Ingrid Scholl (Medizin) und Wolfgang Kastenmüller (Biologie). Diese Drei bleiben nun in NRW, eine gute, aber auch kleine Ausbeute. Doch auch die anderen Teilnehmer des Rückkehrerprogramms haben gute Chancen, hier zu bleiben.

„Ich werde bleiben“

Man hat sich ja jetzt intensiv beschnuppert, manche Unis machen diesen Top-Leuten Angebote. Guido Großmann sagt: „Ich habe hier jetzt so viele Kontakte geknüpft, ich bleibe auf jeden Fall.“