Im Bundestagswahlkampf 2013 muss der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nicht nur gegen Angela Merkel ankämpfen. In seinem Wahlkreis in Mettmann heißt seine CDU-Gegnerin Michaela Noll. Sie hat Steinbrück schon einmal besiegt.
Haan.
Es könnte das Duell der Bundestagswahl 2013 werden: Michaela Noll gegen Peer Steinbrück. Der Kampf um das Direktmandat im ansonsten eher beschaulichen Wahlkreis Mettmann I verspricht mehr zu werden als „CDU gegen SPD“, und auch mehr als „Abgeordnete gegen Kanzlerkandidat“. Es ist nicht zuletzt der Zweikampf „Powerfrau gegen Macho“, der sich dort medienwirksam anbahnt. Und der Vorteil liegt bei Christdemokratin Noll – denn sie hat den Kontrahenten schon einmal um Längen abgehängt. „Das war eine ganz andere Situation“, erinnert sich Michaela Noll (52).
Sie sitzt in einem Hotel in Haan und nippt an ihrer heißen Schokolade, während hinter der Fensterscheibe die Innenstadt im ersten Schnee des rheinischen Winters versinkt. Bei der Wahl 2009 hieß ihr Gegner zwar auch Peer Steinbrück, doch der kam damals als Finanzminister nach Mettmann und hatte mit 33,8 Prozent keine Chance gegen Nolls 44,4 Prozent.
Auch das Fernsehen war schon da
Diesmal aber kommt Steinbrück als Kanzlerkandidat der SPD, da wird die ganz große Wahlkampfmaschine angeworfen. „Da gucken die Medien natürlich noch viel mehr drauf“, weiß Noll und ihr Grinsen verrät, dass ihr dieser Umstand nicht unsympathisch ist. Die FAZ war schon da, das Fernsehen auch.
Nervt sie diese plötzliche Prominenz, die ja weniger ihr selbst als vielmehr ihrem prominenten Gegner geschuldet ist? „Überhaupt nicht“, sagt sie, „allein schon aus dem Grund, dass Mettmann dadurch bekannt wird.“ Mettmann – das sieht Michaela Noll auch als ihren großen Vorteil, mit dem sie im Wahlkampf punkten will.
Sie lebt seit 20 Jahren hier, und der Norddeutsche?
Sie lebt seit 20 Jahren in der Region, ihr Sohn ist hier geboren, hier sei sie vernetzt, in der CDU, aber auch in ihrem Beruf als Rechtsanwältin oder in der Hospizbewegung. Das Bild, das sie erzeugen will, ist klar: Hier die geerdete Kümmerin aus der Region, dort der zugereiste Norddeutsche, der ja doch nur an Berlin und ans Kanzleramt denkt. „Er tickt völlig anders als ich“, sagt Noll über ihren SPD-Kontrahenten.
Eine besondere Brisanz erhält die Konstellation „Steinbrück gegen Noll“ auch deshalb, weil dem Kanzlerkandidaten nachgesagt wird, er tue sich schwer, weibliche Wähler anzusprechen. Steinbrück könne nicht so recht mit Frauen. „Das ist ganz klar so“, findet auch Noll. Ihr Kontrahent sei „nicht der Typ, der mit Frauen umgehen kann“. Das habe sie auch selbst erfahren, als Steinbrück bei einer ihrer seltenen Begegnungen bei einem Straßenfest ihr wenig charmant eine Wein-Wette vorschlug: „Frau Noll, sechs Flaschen Sémillon, und ich wette, Sie fliegen aus der Regierung.“ Ein bisschen geärgert habe sie sich damals schon über den rüden Macho-Ton, trotzdem schlug sie ein.
Die Frauenquote war bislang nicht ihr Ding
Hat ihr Wahlkampf gegen Steinbrück also auch symbolischen Wert, kämpft sie gleichsam stellvertretend für eine gewichtigere Rolle der Frau in der Politik? Nein, sagt Michaela Noll, das sehe sie nicht so. Aber natürlich will sie es Steinbrück, dem Frauen-Nichtversteher, bei der Bundestagswahl zeigen.
Als besonders eifrige Verfechterin der Frauenquote ist die Christdemokratin Noll nicht eben aufgefallen, doch mehr Frauen in wichtigen Positionen – dafür sei sie „auf jeden Fall“. Nur: Die Quote sei der falsche Weg. „Frauen bilden keine Seilschaften, das ist ein Manko“, analysiert Noll. „Ich möchte gute Frauen sichtbar machen, mit ihren Kompetenzen.“ Und sie müssten lernen, zuzugreifen, wenn sich die Chance bietet. Darum geht es ihr.
„Der soll mal kommen“
Michaela Noll selbst will im Herbst 2013 ihre Chance nutzen und dem Hoffnungsträger der SPD eine Schlappe beibringen. Im Moment müsse sie ja nicht viel tun, fast täglich lese sie eine neue Negativ-Schlagzeile über Steinbrücks Vorträge und Honorare. Es sei ja noch ein paar Monate hin bis zur heißen Phase des Wahlkampfs. Und ihre Taktik gegen Peer Steinbrück? Mal sehen: „Der soll mal kommen.“