Kassenpatienten müssen besonders viel Geduld beweisen, wenn sie bei Frauen- und Hautärzten einen Termin haben. Die Bundesregierung plant daher eine zentrale Terminvergabe für Facharzttermine. Dagegen regt sich allerdings Widerstand. Wir geben Tipps, wie Sie schneller einen Termin bekommen.
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Wer hat die Erfahrung noch nicht gemacht: Zwei bis drei Monate Wartezeit auf einen Termin beim Neurologen und auch an eine Untersuchung im MRT ist vor sechs Wochen nicht zu denken. Kassenpatienten müssen immer länger auf Termine bei Fachärzten warten. Das belegt eine Umfrage, deren Ergebnisse die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Mittwoch veröffentlichte.
Während im Bundesdurchschnitt 37 Prozent der Patienten drei Tage und länger auf einen Facharzttermin warten müssen, sind es auf dem Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein 42 Prozent. In Westfalen/Lippe ist die Lage etwas entspannter: Dort warteten im vergangenen Jahr 33 Prozent länger als drei Tage.
Vielfältige Gründe für Wartezeiten
Im Vergleich zu 2012 sind die Zahlen gestiegen. Das macht sich der Umfrage der KBV zufolge insbesondere in den Praxen von Haut- und Frauenärzten, aber auch bei Urologen und Kardiologen bemerkbar. Zu Hals-, Nasen-, Ohrenärzten und Chirurgen bekommen Kassenpatienten dagegen schneller Kontakt.
Die Gründe für die Wartezeiten sind vielfältig. Nach Erkenntnissen der KBV hängen sie vom Wohnort, der ärztlichen Versorgung, der Dringlichkeit einer Behandlung, aber auch von der Art der Krankenversicherung ab. Sprich: Privatpatienten bekommen sehr viel schneller einen Termin beim Facharzt als gesetzlich Krankenversicherte.
Bundesregierung will zentrale Termin-Servicestelle starten
Um dieser Ungleichbehandlung ein Ende zu setzen, will die Bundesregierung 2015 eine zentrale Termin-Servicestelle an den Start bringen. Sie soll die Kassenärztlichen Vereinigungen verpflichten, Behandlungen innerhalb von vier Wochen zu ermöglichen.
Die Barmer GEK hat für ihre Versicherten einen ähnlichen Service seit 2011 eingerichtet. Wer einen Facharzt-Termin braucht, meldet sich in einer Geschäftsstelle der Kasse. Mitarbeiter der Barmer GEK vereinbaren dann für den Versicherten einen Termin in einer Praxis. „In 70 Prozent der Fälle erhält der Versicherte einen Arzttermin innerhalb von drei Wochen“, sagt Unternehmenssprecherin Sunna Gieseke. 2013 hätten von dem Angebot rund 7000 Versicherte Gebrauch gemacht.
Barmer GEK-Chef Christoph Straub unterstützt deshalb den Vorstoß der Bundesregierung: „Es ist an der Zeit für ein professionelles Terminmanagement in den deutschen Arztpraxen, mit dem die Benachteiligung von gesetzlich Versicherten endlich beseitigt werden kann“, sagt er.
Ärztliche Versorgung verbessern
Kassenärztliche Bundesvereinigung und einige Patientenverbände lehnen die zentrale Terminvergabe dagegen ab. Das Bundesgesundheitsministerium will dennoch an der Einführung der Termin-Servicestellen festhalten. Die genaue Ausgestaltung sei noch offen, sagte eine Sprecherin. Es gehe grundsätzlich darum, die ärztliche Versorgung zu verbessern.
Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn hatte am Wochenende eine mögliche Kompromisslinie aufgezeigt: „Es ist klug, wenn die konkrete Lösung von den Kassenärztlichen Vereinigungen in den jeweiligen Regionen gefunden wird“, sagte Spahn und deutete damit erstmals an, dass die Terminvergabe nicht von zentraler Stelle aus koordiniert werden könnte.
Tipps für den schnellen Arzttermin
Wenn der Knöchel schmerzt oder ein Vorsorge-Termin mal wieder nötig ist, hat niemand Lust, lange auf einen Termin beim Facharzt warten zu müssen. Was können Patienten tun, um schnell an einen Termin beim Wunscharzt zu kommen
„Resolut sein“, meint Wolfram-Arnim Candidus von der Gesellschaft für Versicherte und Patienten, „jeder sollte sein Anliegen selbstbewusst und bestimmt, aber dennoch freundlich vorbringen.“ Und wenn die freundliche Facharztgehilfin nicht mit sich sprechen lässt, solle man um einen persönlichen Rückruf des Arztes bitten, innerhalb der nächsten 24 Stunden. Diesem könne der Patient seine Beschwerden noch einmal um einiges deutlicher nahelegen.
Für Großeltern sind die Ärzte nach wie vor Götter in Weiß
Gerade ältere Menschen ließen sich leicht abwimmeln. „Das ist der Götterkomplex. Früher hieß es immer ,Widersprich dem Doktor nicht’. Für Großeltern sind die Ärzte nach wie vor Götter in Weiß“, so Candidus. Deshalb sollten seiner Meinung nach Kinder oder Enkel mit den älteren Verwandten zum Arzt, wenn sie zu schüchtern oder nicht durchsetzungsfähig genug seien.
Wenn trotz allem kein früherer Termin zu kriegen ist, müsse der Patient sich bei anderen Ärzten erkundigen und dort seine Beschwerden von vorneherein detailliert und als akut beschreiben. Besonders wenn es um radiologische Untersuchungen geht, nutzt die Nachfrage nach einem Termin bei mehreren Ärzten häufig. Denn die Geräte für eine Computer-Tomographie oder Magnet-Resonanz-Tomographie müssen ständig benutzt werden, um wirtschaftlich zu sein. So kann es sein, dass spontan ein Platz frei wird, wenn jemand anderes kurzfristig abspringt.