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Zugang zu Natur pur: Nationalparks in Washington State

Zugang zu Natur pur: Nationalparks in Washington State

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Routen für fast jede Kondition: Im Mount Rainier National Park finden Gipfelstürmer ebenso wie Spaziergänger einen passenden Wanderweg. Foto: dpa/Visit Rainier/Deby Dixon
Drei Nationalparks hat der US-Bundesstaat Washington zu bieten. Zum 100. Jubiläum des National Park Service werden besonders viele Besucher erwartet.

Seattle. 

Washington gibt es in den USA mehrfach – unter anderem als Bundeshauptstadt mit Capitol und Weißem Haus. Etwa 4000 Kilometer nordwestlich davon trägt aber auch ein Bundesstaat diesen Namen. Washington State bietet mit Seattle zwar auch eine Großstadt, ansonsten aber vor allem Natur mit gleich drei Nationalparks: Mount Rainier und Olympic sowie North Cascades an der Grenze zu Kanada. Zum 100-jährigen Bestehen des National Park Service erwarten die Parks jetzt noch mehr Besucher als sonst – gerade auch aus Deutschland.

„Ohne Euch wäre es hier ein Stück leerer. Die Deutschen scheinen unsere Natur wirklich zu lieben“, sagt Kathy Steichen vom Mount Rainier National Park. Hinter ihr erhebt sich der fast 4400 Meter hohe Berg, den man schon im Anflug auf Seattle sieht. Er gehört zu den bekanntesten Bergen der USA, obwohl es 16 höhere gibt. Aber seine Schönheit und seine Lage, gut eine Autostunde von Seattle entfernt, machen ihn zu einer der größten Attraktionen der Region. „Der Berg bietet für alle etwas“, sagt Steichen. „Wer nur eine Stunde wandern will, hat dafür den passenden Pfad. Wer sich aber mehr zutraut und für sich sein will, findet auch seinen Weg. Von der Familie mit Kinderwagen bis zum Extremsportler: Wir haben hier alles.“

Berge, Ozean und Regenwald

Der erste Nationalpark der USA entstand 1872 am Yellowstone River in Wyoming. Es war zugleich der erste Nationalpark der Welt. Der am Mount Rainier wurde 1899 ausgerufen, doch erst im August 1916 wurde der National Park Service gegründet, dessen Ranger die mittlerweile 59 Parks und Hunderte historische Stätten in den ganzen USA betreuen.

„Wir haben hier Berge, Ozean und Regenwald. Wer kann das schon bieten?“, sagt Rangerin Barb Maynes im Olympic National Park, der nordwestlich des Mount Rainier liegt. „Es gibt hier Bäume, die zehn Männer nicht umfassen können. Und dann kommen Kinder aus der Stadt, die noch nie vorher in einem Wald waren, und stehen mit offenen Mündern da.“

Olympic hat jedes Jahr mehr als drei Millionen Besucher und gehört zu den beliebtesten Parks der USA. Breite Strände gehen in Wald über, der mit umgestürzten, von Moos überwachsenen Bäumen wie im Märchenbuch aussieht. „Wir greifen nur ein, wenn Menschen gefährdet werden“, sagt die Rangerin. „Ansonsten soll Natur hier Natur sein.“

Nationalparks sind ein Widerspruch in sich

So dachte man nicht immer. Vor einem Jahrhundert, als es den Nationalpark noch nicht gab, wurden am Fluss Elwha zwei Dämme gebaut – ohne Rücksicht auf Tiere und Pflanzen und auch nicht auf die Ureinwohner. Diese warnten vor den Folgen für die Natur, aber niemand hörte zu. In den vergangenen Jahren wurden im Zuge eines der größten Renaturierungsprojekte der Erde die beiden Dämme abgerissen. „Nach 100 Jahren Wasser sah das nicht gerade wie ein Garten aus“, sagt Maynes. „Aber die Natur hat sich alles schnell wieder zurückgeholt.“

Die Nationalparks sind ein Widerspruch in sich: Sie sollen die Natur bewahren und unverfälscht zeigen und zugleich zugänglich sein, auch für Kinderwagen und Rollstühle. Gut ausgebaute Straßen führen in die Wildnis. „Wenn wir die Menschen auf diese Weise gewinnen können, soll es mir recht sein“, sagt Jon Preston, Ranger im Hoh Rain Forest, einem Teil des Olympic National Parks, in dem 3400 Millimeter Regen pro Jahr fallen, fast fünf Mal so viel wie in Deutschland. Straßen und Wanderwege berühren nur einen kleinen Teil der Parks. „Wir kennen nur die 30 Meter links und rechts vom Weg. Aber was ist dahinter? Da draußen könnten Dinosaurier sein, und wir hätten keine Ahnung.“ (dpa)