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Von Schokolade bis Zwiebeln – Italiens Eisspezialitäten

Von Schokolade bis Zwiebeln – Italiens Eisspezialitäten

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Ob mit weißer Schokolade, Karamell, Mandeln, Amarena oder Zwiebeln – in punkto Eis sind die Süditaliener besonders kreativ. Warum nicht mal möglichst viele Eiskreationen in einem Italienurlaub kennenlernen? Aber Vorsicht – Schlankheitsferien werden das nicht.

Pizzo/Tropea. 

Die Süditaliener sind besonders kreativ, was ihr Gelato angeht. Vielleicht, weil es an der Stiefelspitze noch heißer ist als in anderen Teilen des Landes. Der Tartufo ist so groß wie ein Tennisball, über und über mit Kakaopulver bestäubt, sieht köstlich aus und hat gefühlte 2000 Kalorien. Aber Italienreisen sind nun mal keine Schlankheitsferien – also hinein mit dem Löffel. Der Kakao staubt auf den Lippen, die Mischung aus Nuss- und Schokoeis schmilzt sahnig-süß auf der Zunge. Und langsam arbeitet man sich vor zum tiefdunklen, dickflüssigen Schokoladenkern – das macht süchtig.

Ein Tartufo schmeckt wie der erste Kuss, sagen die Bewohner Kalabriens, insbesondere die in Pizzo. In dem kleinen Fischerort, hoch über dem türkisfarbenen Tyrrhenischen Meer gelegen, wurde die inzwischen weltweit bekannte Eisspezialität vor rund 50 Jahren erfunden. „Tartufo“, weil die handgerollte, dunkle Kugel an Trüffel erinnert.

Rund um den kleinen Marktplatz der Piazza della Repubblica liegt ein Café neben dem anderen. Das „Ercole“ ist das bekannteste, andere mögen lieber das Eis im gegenüberliegenden „Dante“. Alle zu probieren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Zumal es neben dem Original weitere köstliche Varianten gibt – wie den grünen Pistazientartufo oder den Bianco mit weißer Schokolade und Karamellfüllung, das Mandorle mit Mandelsplittern und Amarena in seinem Inneren. Alle sind zartschmelzend und unwiderstehlich.

Antonio del Torre ist der Eismann von Tropea

Zirka 30 Kilometer von Pizzo entfernt liegt Tropea, einer der beliebtesten Ferienorte Kalabriens. Das Wahrzeichen des an einem 42 Meter hohen Felsen klebenden Orts ist die Wallfahrtskirche Santa Maria dell Isola. Rechts und links liegen zwei feine Sandbuchten. In Tropea ist Antonio del Torre, genannt Tonino, der König der Eiszeit. Der 71-Jährige ist ein Witzbold. Er reicht die eisgefüllte Waffel über den gläsernen Tresen, sie kippt – ups, fast wäre das Eis auf der Kleidung seiner Kunden gelandet. Tonino macht das vorzugsweise bei Frauen, dann freut er sich wie ein Schneekönig. Passiert ist ja nichts, denn mit dieser Clownsnummer hat er ebenso viel Erfahrung wie mit dem Eismachen.

Seit 41 Jahren rührt er Früchte und Zucker, Milch, Sahne und Aromen zu immer neuen Mischungen zusammen. Stolz zeigt er auf Zeitungsberichte an der Wand seiner unspektakulären kleinen Gelateria in der Altstadt, die sein Riesensortiment von über 60 Sorten und vor allem seine Eigenkreationen loben. Seine ungewöhnlichsten Erfindungen sind Chili- und Zwiebeleis – sowie die Sorte Nduja aus einer weichen, gut gewürzten Salamispezialität der Region.

„An meinem Zwiebeleis habe ich sechs Jahre experimentiert, um den perfekten Geschmack zu kreieren“, erzählt Tonino. Eine große Lebensmittelfirma bot ihm 100.000 Euro für das Rezept, aber das wollte er dann doch lieber für sich behalten. Auf den ersten Blick sieht das Zwiebeleis aus wie simples Vanille. Es schmeckt auch nicht beißend, sondern fein und süß. Das liegt wohl daran, dass die berühmte „Cipolla rossa di Tropea“ (die rote Zwiebel von Tropea), die nur zwischen Cabo Vaticano und Parghelia wächst, so mild ist – dank der vielen Sonne.

Erst süß, dann salzig, dann würzig-scharf – Eis für Mutige

Das rötliche Nduja ist erst süß, dann leicht salzig und im Nachgeschmack würzig-scharf – ebenso wie das Chili-Eis. Peperonici sind ebenfalls ein Muss – und noch mehr: Im Haus an einem Faden aufgehängt, schützen die getrockneten Früchte vor Unheil – glauben die Kalabresen. Die sind zwar sehr katholisch, aber auch sehr abergläubisch. Der Verkaufshit in Kalabrien ist jedenfalls eine scharfe Paste namens „Viagra calabrese“.

An der Küste gen Süden laden immer wieder weiße Strände und glasklares Wasser zum Baden ein. Und in der Provinzhauptstadt Reggio Calabria wartet bereits die nächste Abkühlung: Die Gelateria „Cesare“ ist ein Familienunternehmen seit über 50 Jahren. Der grüne nostalgisch anmutende Kiosk, in dem geschätzte 30 Sorten angeboten werden, liegt an der Piazza Indipendenza direkt vor dem Lungomare, der Strandpromenade mit Palmen und Palästen. Die Familie De Stefenao stellt ihr Gelato nur mit den allerbesten Zutaten her, und mit „viel Amore“. Allein die Namen wie Baccio di Noce, Bergamotto, Strafondente und Setteveli und Cioccomanda klingen wie eine Versuchung.