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Terror im Touristenzentrum von Marrakesch

Terror in Marokko fordert 14 Tote, auch Touristen

Marrakesch/Madrid. 

Anschag in Marrakesch: Acht Jahre hatte der Terror Marokko in Ruhe gelassen, jetzt traf er unbekümmerte Menschen in einem beliebten Café. Auch Urlauber sind unter den 14 Toten und 23 Verletzten.

Gegen 11.30 Uhr, kurz vor Mittag, verwandelt sich der berühmte Marktplatz der marokkanischen Touristenstadt Marrakesch in eine Hölle: Eine schwere Explosion erschüttert den weltberühmten Djemaa el Fna, den riesigen weltberühmten Platz, auf dem sich gerade Hunderte europäische Touristen aufhalten. Die Menschen rennen schreiend und in Panik in alle Richtungen. Blutüberströmte Verletzte liegen am Boden, rufen um Hilfe.

Die Bombe ging im beliebten Caféhaus „Argana“ hoch, das in vielen Reiseführern wegen seiner schönen Aussicht über den orientalischen Platz empfohlen und auch von Einheimischen gerne aufgesucht wird. Es war vollbesetzt, als der Sprengsatz, der möglicherweise von einem Selbstmordattentäter gezündet wurde, hochging. Die marokkanische Regierung bestätigt am Abend, dass es sich um einen „kriminellen Akt“, um einen Terroranschlag handelt. Augenzeugen sagen, kurz vor der Explosion habe ein Mann „mit einer Tasche“ das Caféhaus betreten.

Wie Innenminister Taib Chergaoui mitteilte, sind unter den Toten elf Ausländer und drei Marokkaner. Unter den 13 Verletzten, die im Tofail-Krankenhaus behandelt werden, sind dem Leiter der Notaufnahme zufolge Marokkaner, Franzosen, Kanadier und Briten. Die anderen Verletzten würden in einem Militärkrankenhaus und Privatkliniken behandelt.

Im Innern brach Feuer aus

Das zweistöckige Café wurde völlig zerstört. Von der großen Terrasse im ersten Stockwerk ist nicht mehr viel übrig. Ein Teil der Fassade wurde durch die Druckwelle weggesprengt, das Vordach stürzte ein, innen brach Feuer aus. Feuerwehrleute mit roten Helmen und Polizisten suchen zwischen den Trümmern nach weiteren Opfern und Beweismaterialien. Zwischen umgestürzten Korbstühlen und Tischen sieht man Blutlachen, Schuhe liegen verstreut am Boden, Kleidungsstücke, ein Rucksack. Ein Augenzeuge, der wenig später zum Terrorort kam, berichtete im britischen Sender BBC: „Leute hatten Feuerlöscher in der Hand, versuchten die Flammen zu löschen. Andere zogen Menschen aus dem Gebäude heraus – es war schrecklich.“

Tausende Menschen drängeln sich normalerweise auf dem mittelalterlichen Djemaa-el-Fna-Platz. Er gehört zum Welt-Kulturerbe der Unesco und ist eine der Hauptattraktionen der Königsstadt Marrakesch, in der mehr als eine Million Menschen leben. Schlangenbeschwörer, Gaukler, Feuerschlucker und jede Menge Basarstände verbreiten hier normalerweise ein märchenhaftes Flair. Jetzt stehen verstörte Menschen hinter der Polizeiabsperrung. Einige berichten mit bleichem Gesicht, was sie gesehen oder gehört haben: „Es gab viel Rauch, Trümmerteile fielen vom Himmel.“ Der Knall der Explosion sei noch kilometerweit vom Platz entfernt zu vernehmen gewesen. Europäische Diplomaten und Reiseveranstalter versuchten am Donnerstagabend noch, sich ein Bild von der Lage zu machen.

El Kaida in Verdacht

Schon jetzt ist klar: Es ist der schlimmste Terror-Akt in Marokko seit acht Jahren. Den letzten größeren Anschlag hatte es im Mai 2003 in Casablanca gegeben. Damals starben bei mehreren Attentaten von Selbstmord-Terroristen auf westliche und jüdische Einrichtungen 45 Menschen. 2007 gab es eine Serie von Selbstmordanschlägen in Casablanca, bei denen sieben Menschen umkamen. Zudem wurden in den letzten Jahren viele Terrorgruppen in Marokko zerschlagen, die geplant hatten, touristische Einrichtungen anzugreifen. Das nordafrikanische Terrornetzwerk „El Kaida im islamischen Maghreb“ ist auch in Marokko aktiv und könnte hinter dem jüngsten Attentat stecken.

Politische Islamistenbewegungen, die in Marokko weitgehend im Untergrund agieren, haben bei der frustrierten Jugend Zulauf. Auch in Marokko sind in den vergangenen Wochen in vielen Städten Hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen und haben für Demokratie und ein Ende der autoritären Herrschaft von König Mohammed VI. demonstriert. Dabei gab es immer wieder Unruhen. (mit dapd)