Tauchen mit Delfinen im Roten Meer vor Ägyptens Küste
Im Roten Meer südlich von Hurghada in Ägypten liegen knapp 20 Tauchgebiete mit riesigen Korallenriffen. Schon wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche spielen die politischen Unruhen des Landes keine Rolle mehr. Der Robinson-Club beschäftigt dort knapp 16 Tauchlehrer, die 70 Tauchern beistehen.
Soma Bay.
„Die schmusten, die zwei, immer wieder“, erzählt Werner beim Abendessen. Aufgeregt berichtet er von seinem Nachttauchgang in Soma Bay. Das Rote Meer hat südlich von Hurghada in Ägypten eine hübsche Bucht mit zauberhafter Bergkulisse zu bieten. Von hier aus geht es zu den Korallenriffen – sie gehören zu den schönsten Tauchgebieten der Welt. Werner taucht hier immer wieder. Der Kölner wird im Freundeskreis schon „Robinson“ genannt, weil er ein paar Mal im Jahr in den gleichnamigen Club fährt.
Mit 70 Plätzen ist Soma Bay die größte Tauchbasis des Reiseveranstalters Robinson. 16 Tauchlehrer sind im Einsatz. Schiffe bringen die Eifrigen zu 20 verschiedenen Tauchgebieten. „Wir haben sogar ein echtes Wrack“, erzählt Mathis, der Leiter der Tauchstation. „Und das Panoramariff.“
Nur noch tiefes Blau
Es ist deshalb so spektakulär, weil es ein Atoll ist und aus rund 300 Metern Tiefe bis 50 Zentimeter unter der Wasseroberfläche aufragt wie ein Zuckerhut. „Für Anfänger ist das ein besonderes Erlebnis, wenn sie vom Schiff ins Wasser springen, nur noch tiefes Blau und keinen Boden mehr sehen“, sagt Ernst, einer der Tauchlehrer. Seine Kollegin Regina meint dagegen: „Das kann süchtig machen. Sonnenstrahlen zeigen hinab ins tiefe Blau. Und dann ständig 28 Grad warmes Wasser.“ Die Lufttemperatur liegt knapp darüber.
Werner kennt das Riff. Die beiden Schmusenden waren nicht an Bord, es waren zwei Tümmler, die er unter Wasser im Kegel der Lampe sah. Die rund einen Meter langen Delfine begleiteten die Gruppe für 20 Minuten. „Das hatte ich all die Jahre noch nie erlebt.“ Auch Kugel- und Kofferfische, Fähnchen-Falter und Zackenbarsche, Anemonenfische und Rotmeerbarben tragen zu einem fröhlich-bunten Unterwasserbild bei. „Es ist die perfekte Welt zum Abschalten“, meint Dani, die die Tauchgäste betreut.
Minuten unter Wasser – ohne Luft zu holen
Das tun viele hier. Der Club ist voll. Es ist eine eigene Welt abseits aller politischen Strömungen, die das Land erschüttern mögen. Die Kulisse zeigt roten Sand und rote Berge in der Abendsonne, die das warme Wasser davor glitzern lässt. Hier findet jeder seine Liege oder Hängematte am Strand.
Soma Bay ist auch der Ort, an dem seit zehn Jahren immer im Dezember der beste deutsche Taucher ermittelt wird. Der Start zur Qualifikation für die elfte Dive-Trophy 2014 ist gefallen. „Jeder kann schon Punkte sammeln“, erzählt Mathis. Basti aus Amberg in der Oberpfalz war bei der letzten dabei. Er berichtet, wie er bei den Vorprüfungen unter Wasser eine Matheaufgabe zu lösen hatte. Geschicklichkeit sei auch gefragt. Mehr als 7000 Freizeittaucher waren bisher im Kampf um den Titel dabei.
Tauchen unter Eis – ohne Luft
Matze lehrt in Soma Bay unter dem Namen „bluesilence“ das Apnoe-Tauchen. Es beginnt mit Entspannungsübungen auf der Liege, das ruhige Atmen und tiefe Luftholen wird geübt. „Wer es dann zwei Minuten schafft, ohne Atem unter Wasser zu sein, hat schon einen guten Start“, erzählt Matze. Nik ist bei elf Minuten. Er hat den Tiefenrekord von 200 Metern erreicht und kann 84 Meter ohne Flossen unter Eis tauchen – ohne Luft zu holen.
Die Kursteilnehmer sind beeindruckt. Doch für sie geht es nicht um Rekorde. Sie versuchen, fünf bis zehn Meter hinabzukommen und noch etwas Zeit zum Anschauen der Fische zu haben. Freediving gleicht einer Meditation unter Wasser. Es ist eine Jahrtausende alte Methode. Keine Atemgeräusche, keine aufsteigenden Blasen irritieren die Fische. „Robinson-Werner“ will das morgen mal probieren. Jetzt hat er sich ein Surfboard ausgeliehen und bricht zum Stehpaddeln auf.
„Dabei entspanne ich wunderbar“, verrät er. Das drei Meter tiefe Wasser unter ihm ist so klar, dass er die Korallen des Hausriffs, das 100 Meter vor dem Strand liegt, jetzt unter sich sehen kann. Die Silhouette des 2187 Meter hohen Etbai-Gebirges zeichnet sich in nach hinten heller werdenden Blautönen in der Abendsonne ab. Ein noch etwa 25 Grad warmer Wind schmeichelt der Haut. Kleine Wellen klatschen ans Brett. Die Sonne zaubert ein Gittermuster auf das türkisblaue Wasser. Es ist sein letzter Urlaubstag. Doch er kommt bald wieder. Er hat hier sein eigenes Surfbrett deponiert. „An 300 Tagen herrscht guter, warmer Wind“, sagt der 59-Jährige. „Föhnwetter sozusagen.“