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St. Tropez baut bis 2015 Museum zu Ehren von Louis de Funès

St. Tropez baut bis 2015 Museum zu Ehren von Louis de Funès

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Diesen Sommer wäre Louis de Funès 100 Jahre alt geworden. Vor 50 Jahren wurde er in St. Tropez ein französischer Superstar in Polizeiuniform. Die Stadt ehrt ihn nun mit einem Museum, das in der „Gendarmerie Nationale“, bekannt aus Louis‘ Filmen, gebaut wird. Fertig sein soll es 2015.

St. Tropez.. 

Sie haben die Wände frisch gestrichen – erst lange, nachdem er ausgezogen ist. Obwohl das viergeschossige alte Haus seit vielen Jahren leer steht, niemand mehr in den Amtsräumen im Erdgeschoss arbeitet, keiner in den Dienstwohnungen darüber zuhause ist. Der kleine Mann mit dem grauen Haarkranz, mit den Grimassen, dem Gefuchtel und den Wutanfällen wurde hier vor 50 Jahren zu einem der erfolgreichsten Stars des französischen Kinos. Er musste nur eine Polizei-Uniform überstreifen. Sein Name: Louis de Funès. Diesen Sommer wäre er 100 Jahre alt geworden.

Die Fensterläden haben inzwischen zartestes Hellblau bekommen, obwohl sie geschlossen sind. Und auch der Schriftzug in schwarzen Lettern auf weißem Grund über die volle Länge der Fassade am Place Blanqui hat irgendwer nachgezogen: „Gendarmerie Nationale“ prangt heute wieder dort, wo Cruchot, Gerber, Tricard, Fougasse, Berlicot gewirkt haben – obwohl die Wache lange umgezogen und nun nur ein paar Querstraßen weiter in der Rue François Sibilli zu finden ist. Das alte Haus sieht wieder aus wie damals 1964, hat den Look zurückbekommen, mit dem es noch immer in der wer weiß wievielten Wiederholung der sechs Gendarm-Filme über die Fernsehschirme flimmert.

Ein Muss in St. Tropez

Und so hat die Frau diesen Morgen viel zu tun, die eigentlich nur ihr Fahrrad auf dem Platz festschließen und die paar Dutzend Meter zum Markt auf dem Place des Lices weiter eilen wollte. Und auch der alte Mann mit der Baskenmütze, der eigentlich herkam, um wie jeden Morgen ein paar Sonnenstrahlen auf der Parkbank zu genießen. Beide tasten nun abwechselnd an Kompakt-Fotoapparaten herum, suchen den Auslöser, weil irgendwer sie darum gebeten hat. Die beiden knipsen immer wieder wildfremde Familien vor dem schmalen Gebäude und dem satten, schwarzen „Gendarmerie“-Schriftzug.

Das Motiv ist ein Muss in St. Tropez, denn hier hat Frankreichs berühmtester Polizist herumgebrüllt, gezappelt, Grimassen geschnitten, wann immer Regisseur Jean Girault das Startzeichen dafür gegeben hat und eine Kamera lief. Louis de Funès als aufbrausender Gendarm von St. Tropez war vor allem in den 1960er und den 1970er Jahren ein Kino-Hit und ist heute ein Klassiker.

Louis de Funès galt als zurückhaltend und still

Das aus den Filmen bekannte Gebäude der „Gendarmerie Nationale“ hat die frische Farbe bekommen, weil der Platz am Rande der Altstadt aufgehübscht wurde, damit er zu einem neuen Nachbarn passt, zu einem dort an der Westseite im alten Stil gänzlich neu errichteten Hotel. Und nun sitzen sie hier wieder und plaudern: die alten Männer auf den Parkbänken unter den kräftig gestutzten Platanen, während die jüngeren auf dem Weg zum Strand, zum Jachthafen oder einfach zum nächsten Rendezvous mit dem Roller vorbeiknattern und hupen.

In sechs Spielfilmen hat Louis des Funès den aus der Provinz in den seinerzeit gerade aufstrebenden Fischer- und Badeort versetzten Polizeibeamten verkörpert, den ebenso cholerischen Ludovig Cruchot, der seine Untergebenen stets triezte und vor seinem Chef buckelte.

Gestorben ist er bereits im Januar 1983 mit 68 an den Folgen eines Herzinfarkts. Privat galt Louis de Funès eher als zurückhaltend und still – ganz anders als sein Wachtmeister. Er ahnte wohl nicht, dass er den Namen St. Tropez bekannter machen und mithelfen würde, ein Image zu formen – den Ort am Mittelmeer als offener, lockerer, toleranter darzustellen als anderswo. Als ein traumhaft gelegenes Dorf, wo es mit den Regeln nicht so genau genommen wurde. Ein Rock durfte hier schon damals kürzer sein, das Strandleben freizügiger – bis Cruchot kam. Doch auch der biss sich die Zähne am Laissez-faire der Tropezianer und ihrer frühen Feriengäste aus. Inzwischen ist all das, wogegen Ludovig Cruchot 1964 mit so viel Engstirnigkeit vorging, ganz normal. Freizügig ist man nach wie vor, gefuchtelt wird auch 50 Jahre nach der Kino-Premiere noch, wenn wieder einer falsch geparkt hat und sich alle vorbeiquälen müssen.

Keine Eile mit der Attraktion

22 Gendarmen arbeiten heute unter dem Kommando von Capitaine Eric Rolando in St. Tropez, im Sommer sind es 44. Was sie zu tun haben? Strafzettel, Taschendiebstähle, alles im Rahmen, nicht mehr als anderswo. In das aus dem Film berühmte Gebäude der Gendarmerie soll ein Museum der Polizei einziehen – eines, in dem es vor allem um Louis de Funès und die Rückkehr seines cholerischen Gendarmen an die alte Wirkungsstätte gehen wird. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die Verantwortlichen in St. Tropez endlich verstanden, was für eine Attraktion sie mit diesem Gebäude haben und was sich daraus machen lässt. Und weil das alles so lange sacken musste, hat auch jetzt keiner Eile, auch nicht zum 100. Geburtstag von Louis de Funès und zum 50. der Premiere des „Gendarm von St. Tropez“. Wann das Museum eröffnen wird? „Frühestens 2015“, heißt es.

„Hat Louis de Funès St. Tropez berühmt gemacht?“, will ein Urlauber von der Frau hinter dem Tresen der Tourist-Info am alten Hafen mit all den Luxusjachten wissen. „Nein“, sagt sie. „Das war die Sonne.“