Schloss Elmau hat von Ausrichtung des G7-Gipfels profitiert
Der Name Elmau weckt Erinnerungen an ein großes Staatstreffen im Jahr 2015. Für den Geschäftsführer des Schlosshotels sind sie durchaus angenehm.
Krün.
Für einen kurzen Moment war es das berühmteste Hotel der Welt: Schloss Elmau, versteckt, aber grandios in einem Seitental der bayerischen Berge gelegen, glänzte als Austragungsort für den G7-Gipfel im Juni vergangenen Jahres – die Bilder des Fünf-Sterne-Hotels samt Wettersteingebirge im Hintergrund gingen um den ganzen Globus.
Inzwischen sind Obama, Merkel und die mächtigsten Politiker der führenden Industriestaaten längst abgereist. Und doch sind die Erinnerungen an die bewegte Gipfel-Zeit noch sehr präsent. Wir sprachen mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Dietmar Müller-Elmau.
Auf Schloss Elmau herrscht wieder Normalität, trotzdem bleibt der Gipfel unvergessen. Wie hat sich Ihr Hotel dadurch verändert?
Dietmar Müller-Elmau: Glücklicherweise hat sich unser Hotel dadurch überhaupt nicht geändert. Es war immer meine große Sorge, dass wir durch die Ausrichtung des G7-Gipfels in der öffentlichen Wahrnehmung als ein Konferenz-Hotel eingestuft würden, was wir auf keinen Fall sind oder sein möchten. Dank der vielen TV-Bilder und Pressefotos ist deutlich geworden, dass Schloss Elmau ein hochklassiges Urlaubshotel mit viel Freiraum und einer sehr offenen Atmosphäre ist. Und davon hat der Gipfel sogar inhaltlich profitiert.
Sie wollen sagen, dass Ihr Hotel die mächtigsten Politiker dieser Welt bei ihren Entscheidungen beeinflusst hat?
Müller-Elmau: Ja, einen solchen Gipfel wie auf Elmau hat es zuvor noch nie gegeben, es war der mit Abstand erfolgreichste Gipfel der vergangenen Jahrzehnte. Alle Teilnehmer konnten sich völlig frei bewegen. Wir haben uns durchgesetzt, dass es auf unserem gesamten Gelände keinerlei Zugangskontrollen oder Sicherheitsschleusen gab, das gesamte Tal war ja ohnehin abgeriegelt. Diese entspannte Atmosphäre hatte ganz sicher eine befreiende Wirkung. So haben etwa die Staatschefs völlig spontan und unplanmäßig entschieden, dass sie den Gipfel mit einem längeren Spaziergang beginnen.
Die Horrorvorstellung für jeden Protokollchef.
Müller-Elmau: Oh ja, und es wurde mehr als einmal vom Protokoll abgewichen. Von unserer Crew war dann Improvisationsvermögen gefragt. Wir hatten beispielsweise einmal eine Situation, dass die Staatschefs eine halbe Stunde früher als geplant zum eigentlich gesetzten Mittagessen kamen. Wir haben sofort umgeschwenkt und aus der Not eine Tugend gemacht. Von jetzt auf gleich organisierten wir ein „flying Buffet“. Ergebnis: Die Politiker waren total begeistert, weil das auch für sie viel kommunikativer und lockerer war als ein steifes Mittagessen mit fester Sitzordnung.
Das berühmteste Bild des Gipfels, Obama lässig auf einer großen Holzbank sitzend, ihm gegenüber Kanzlerin Merkel, war angeblich nicht inszeniert. Wie kam es dazu?
Müller-Elmau: Es war überhaupt nicht geplant, dass diese Bank eine Rolle spielt. Nur durch eine spontane Planänderung führte der Weg der Politiker überhaupt an ihr vorbei. Obama erkannte sofort die Symbolkraft, rannte auf die Bank zu und setzte sich breit in die Mitte. Aber die Kanzlerin hat grandios reagiert und sich umgehend ihm gegenüber platziert und dadurch deutlich gemacht: „Du bist hier nicht der alleinige Boss!“ Dieses Foto ist ein Triumph für Merkel. Wer sonst kann so mit dem US-Präsidenten sprechen? In dieser Szene begegnet sie ihm auf völliger Augenhöhe und macht ihm durch ihre Geste deutlich, dass er auf der Welt wieder mehr Verantwortung übernehmen muss.
Die Bank ist seither ein beliebtes Fotomotiv Ihrer Hotelgäste.
Müller-Elmau: Natürlich, hier entstehen immer wieder neue und interessante Fotos. Trotzdem ist der Gipfel für uns längst Vergangenheit. Wir gehen sehr dezent und zurückhaltend mit diesem Thema um.
Kritiker behaupten ja, dass Sie Ihren Neubau neben dem historischen Schloss, das sogenannte Retreat, ohne den Gipfel nie hätten bauen dürfen. Heute profitieren Sie zweifelsohne davon.
Müller-Elmau: Das ist sachlich völlig falsch. Die Baugenehmigung lag schon vor, bevor klar war, dass der Gipfel auf Elmau ausgerichtet wird. Und für die bauliche Umsetzung war es finanziell nicht gerade von Vorteil, dass jeder Handwerker und Lieferant wusste, dass wir zum Gipfel zwingend fertig sein mussten. Das hat mich viel zusätzliches Geld gekostet.
Aber wirtschaftlich war der Gipfel für Sie doch sicher ein Erfolg?
Müller-Elmau: Ja, anders als das G8-Hotel in Heiligendamm mussten wir glücklicherweise nach dem Gipfel keine Insolvenz anmelden. Dank des Gipfels hatten wir 2015 mit 82 Prozent die prozentual höchste Auslastung. Und auch in diesem Jahr sind wir profitabel, obwohl die Auslastung etwas zurückgehen wird.
Während der Ferien scheint bei Ihnen das Motto „Kinder statt Kanzler“ zu gelten, es sind wahnsinnig viele Kinder hier. Schließlich zahlen sie in Begleitung ihrer Eltern normalerweise nichts.
Müller-Elmau: Richtig, manchmal haben wir bis zu 150 Kinder hier. Und da wir ein so großes Gelände und so viele unterschiedliche Bereiche und Restaurants haben, fühlen sich auch die kinderlosen Gäste dadurch überhaupt nicht gestört. Wir bieten den Kids tolle Programme von der professionellen Fußballschule bis hin zur Literaturwerkstatt oder einer Musikakademie.
Und Ihre Pläne für die Zukunft?
Müller-Elmau: Ich plane noch ein Dorfprojekt am Ende des Tals, etwa einen Kilometer von Schloss Elmau entfernt. Dort wollen wir Gut Elmau neu errichten. Elf Häuser samt Kirche, See und Gasthaus. An dieser Stelle stand einmal die ehemalige Pferde-Wechselstation von König Ludwig für seinen Weg auf den Schachen. Architektonisch soll dieses Thema auf jeden Fall aufgegriffen und neu interpretiert werden. Und es soll das erste Gasthaus werden, dass ein Spa erhält und auch für Wanderer geöffnet sein wird.