Reisen im Bus – „Heute geht es sogar bis nach China“
Busreisen sind nicht Jedermanns Sache. Doch bieten moderne Reisebusse viele Vorteile im Vergleich zu anderen Transportmitteln. Walter Job betreibt seit 45 Jahren ein Busreise-Unternehmen in Essen. Im Interview erklärt er, wie sich die Branche im Laufe der Zeit verändert hat.
Essen.
Walter Job könnte sein Rentnerdasein genießen, doch der geschäftsführende Gesellschafter des Busreiseveranstalters Job Tours macht seine Arbeit viel zu gerne, als dass er sie so einfach an den Nagel hängen könnte. Die Vielfältigkeit übt ihren Reiz aus und wird im Falle von Walter Job noch um einen Aspekt erweitert: Denn bei Job Tours sitzt der Chef noch selbst am Steuer.
1968, vor 45 Jahren also, begann das Leben in der Selbstständigkeit mit der Gründung eines Taxiunternehmens. Vor 40 Jahren wurde der erste „richtige Reisebus“ angeschafft, wie es die Firmengeschichte beschreibt. Wir sprachen mit Walter Job über Urlaub im Bus, eine Branche im Wandel und den Stress im Straßenverkehr.
Herr Job, wir erreichen Sie in der Toskana. Sie sind wahrscheinlich mit dem Bus gefahren.
Walter Job: Genau. Ich bin allerdings auch geschäftlich dort und habe den Bus als zweiter Fahrer begleitet. Wir sehen Sicherheit als oberste Priorität im Unternehmen an.
Sie sitzen als Chef immer noch gerne selbst hinter dem Steuer. Nervt Sie der Straßenverkehr nicht?
Job: Der Straßenverkehr nimmt sicherlich immer mehr zu und einige Verkehrsteilnehmer werden rücksichtsloser. Aber ich denke die persönliche Einstellung macht den Unterschied. Wenn man wie ich mit Leidenschaft diesen Beruf seit Jahren ausübt und an die Anfänge mit einem schlechten Verkehrsnetz zurückdenkt, dann relativiert sich doch einiges.
Wie halten Sie sich denn fit?
Job: Ich ernähre mich gesund und bin immer noch sehr sportlich. Ich trainiere in meinem eigenen Trainingsraum. Ich war einmal Inhaber einer Taekwondo-Schule in Essen und bin DAN-Träger. Sport ist ein Lebenselixier für mich. Ich erwähnte ja auch gerade die Leidenschaft zum Beruf. Dieser positive Effekt, die Freude über die vielen Stammgäste, die ich bei unseren Rund- und Städtereisen immer wieder treffe, hält mich auch fit.
Warum steigen die Menschen eigentlich so gerne in einen Bus, wenn sie ihren Urlaub verbringen wollen?
Job: Sicher hat jedes Verkehrsmittel Vor- und Nachteile. Der Bus hat aber in den letzten Jahren immer mehr an Attraktivität gewonnen. Insbesondere Menschen, die nicht einfach nur schnell von A nach B kommen wollen, das Gemeinschaftsgefühl und zudem fachkundige Begleitung, also eine fachkundige Reiseleitung von Anfang bis Ende genießen möchten, setzen auf das ökologische und sichere Verkehrsmittel, den Bus.
Wie war die Urlaubsreise mit dem Bus in den Anfängen von Job Tours?
Job: Als wir die Firma vor 45 Jahren gründeten, war Globalisierung noch ein Fremdwort. Die Menschen waren einfach sehr interessiert, andere Länder kennen zu lernen. Es existierte ein anderes Gemeinschaftsgefühl und eine Art „Abenteuerlust“, wenn man es denn so bezeichnen möchte, war auch dabei. Heute ist der Qualitätsanspruch an die Reise ein ganz anderer. Er ist enorm gestiegen. Die Busse hatten damals bei weitem nicht den Standard und Komfort wie er heute in den Fahrzeugen anzutreffen ist. Wir haben uns den Ansprüchen unserer Kunden kontinuierlich angepasst. Unsere Firma verfügt heute über einen der modernsten Fuhrparks. Unsere Mitarbeiter durchlaufen eine stetige Schulung, außerdem sind Marktbeobachtung und ein sorgfältiges Produktmanagement, insbesondere beim Hoteleinkauf und Planen der Reise, unablässig.
In welchem Bereich hat sich das Produkt Busreise am stärksten verändert?
Job: Die Busreise hat einen Wandel der ganz besonderen Art durchlaufen. War der Bus früher für Ausflugsfahrten von Clubs und Vereinen ein beliebtes Verkehrsmittel, sind im Laufe der Jahre Komplettangebote mit Event-, Musical-, Städte- und Rundreisen entstanden. Dem Tourismus, den Ideen anderen etwas ganz besonderes zu offerieren, sind heute keine Grenzen gesetzt. Früher ging es an den Rhein oder an die Mosel, das war der Standard. Heute werden Fahrten mit dem Bus auf dem Landweg bis nach China angeboten.
Und wo geht die Reise hin? Wie bleibt die Busreise als Urlaubsform wettbewerbsfähig?
Job: Das Preis-/Leistungsverhältnis muss stimmen. Und es geht darum, den Bus einer breiten Masse als zuverlässiges, bequemes Verkehrsmittel näher zu bringen. Gegenüber beispielsweise Bahn oder Flugzeug wird der Bus an Akzeptanz weiter gewinnen, weil zum Beispiel lästiges Umsteigen entfällt. Von der Haustür bis zum Hotel, das ist die Devise. Aus diesem Grund bevorzugen gerade auch die so genannten Best Ager den Bus ganz besonders.
Wie steht es denn eigentlich um Job Tours?
Job: Wir haben uns durch stetige Anpassungen in der Touristikbranche positioniert und werden das natürlich weiter verfolgen. Es geht um Qualität, Zuverlässigkeit und kontinuierliche Arbeit im Sinne unserer vielen Kunden.
Sie haben einmal gesagt: Ich verbinde mein ganzes Leben mit dem Omnibus. Können Sie das näher beschreiben?
Job: Der Umgang mit Mensch und Technik, das Gefühl anderen eine Freude mit dem Reisen zu bereiten, so wurde der Omnibus zu einem meiner Lebensinhalte. Angefangen mit der Zeit aus meinen Anfängen als Omnibusfahrer und noch heute. Der Omnibus war nie nur Arbeitsplatz für mich, sondern ein Wegbegleiter und so ein Teil von meinem Leben. Wie bei anderen Menschen vielleicht die Eisenbahn oder andere Dinge. Bei mir ist es der Bus, der diese gewisse Faszination auf mich ausübt.