Österreichisches Fieberbrunn zeigt Liebe zum FC Schalke 04
Als BVB-Fan sollte man den Skiort Fieberbrunn lieber meiden: Hier fahren alle Pistenraupen mit S04-Aufklebern und es gibt sogar einen eigenen Fanclub.
Essen.
Ein bisserl einen Vogel brauchst schon“, lacht Markus Geisl und versucht irgendwie das mit den S04-Aufklebern auf den Pistenraupen von Fieberbrunn zu erklären. Auch in den Bars an der Talstation blitzen immer wieder Schals und andere Fan-Utensilien des Ruhrgebietsvereins auf. Eurofighter Oliver Reck sei darüber hinaus ein „Gast des Hauses“. Und er, der Markus, ist Vorsitzender des hiesigen Schalke-Fanclubs. Neun Mitglieder.
Nun denn, viel Zeit den blau-weißen Farben zu frönen, dürfte dem 40-Jährigen diesen Winter nicht bleiben. Denn der Inhaber des Viersternehotels Großlehen, ein Familienbetrieb mit 300 Jahren Tradition und 17 Mitarbeitern, hat vor dieser Wintersaison zwei Millionen Euro in die Hand genommen und den Gasthof zu einem kleinen Top-Hotel mit eigenem Ski-Shuttle umgebaut. 26 Zimmer, sechs davon Suiten und Familienzimmer. Modernes Design trifft überall auf traditionelle Alpen-Architektur, viel helles Holz, Kamine, Panoramascheiben im Speisesaal und in der Sauna, ein komplett neuer Wellness-Bereich sowie eine Bio-Küche, die sich vor den besten Restaurants Tirols nicht zu verstecken braucht. Selbst der Sommelier fehlt nicht.
Deutsche sind die größte Gästegruppe
„Hotels von diesem Schlag und dieser Qualität brauchen wir noch mehr“, sagt Florian Phleps, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Pillerseetal. Rund 1600 Betten in modernen Betrieben will der 35-Jährige noch schaffen. Nicht, dass es heute schlecht wäre – aber Winterurlaub ist wieder gefragt, nicht nur bei den Deutschen, die mit 60 Prozent die größte Gästegruppe vor den Österreichern und den Niederländern stellen. Doch in den letzten 25 Jahren sind viele Gästezimmer einfach verschwunden.
„Früher“, erzählt Phleps, „gingen die Männer auswärtig arbeiten und die Frauen kümmerten sich nebenbei um ein, zwei Gästezimmer, um die Haushaltskasse aufzubessern.“ Ein Konzept, das sich überlebt hat. Die Tiroler Frauen machen heute selbst Karriere, das Pillerseetal befindet sich wie viele Tourismusgemeinden Österreichs seit Jahren im Umbruch. Wer heute als Gastgeber Urlauber empfängt, „tut es nicht nebenbei“, so Phleps, „er ist Profi“.
So wie Bettina Geisl, die Frau vom Markus. Zusammen betreibt das Ehepaar das Hotel Großlehen. Doch dazu ist die Bettina, wie man in Tirol sagt, Obfrau des Tourismusverbandes. Heißt: Sie steht an der Spitze des Verbandes. Was Hoteliers, Gäste, Wirtshäuser, Geschäfte und Bergbahnen bewegt — die 41-Jährige weiß es und bespricht mit Florian Phleps, was zu tun ist.
Eines der größten Skigebiete der Welt
Seit fünf Jahren macht sie das. Das letzte Kapitel dieser Erfolgsgeschichte ist der Anschluss Fieberbrunns an den Skicircus Saalbach Hinterglemm. Seit 20 Jahren wurde immer an dem Projekt gewerkelt. Diesen Winter war es dann endlich soweit: 20 Millionen Euro hat die neue Gondelbahn „TirolS“ gekostet. Entstanden ist eines der größten Skigebiete der Welt mit 270 Pistenkilometern – kein Fantasiewert irgendwelcher Marketing-Strategen, sondern vermessen nach der neuesten Methode. Wintersportler fahren jetzt vom Reiterkogel wahlweise nach Tirol oder ins Salzburger Land ab. Vorteile hat beides: Im Salzburger Land, der Saalbach-Seite, ist alles einen Tick größer, es gibt mehr Events, „mehr Halligalli“, sagt Phleps. Und es ist teurer.
Im Pillerseetal dagegen bleibt, wer zwar die ganze Größe des Skigebietes nutzen möchte, es aber beschaulicher mag. Und: Das Pillerseetal ist bis zu 20 Prozent günstiger. Mehr Schnee gibt es auf der Tiroler Seite gratis obendrauf: 6,71 Meter fallen im Jahresdurchschnitt, mehr als in den meisten hochalpinen Lagen. Über die Aufkleber des S04 auf den Pistenraupen kann man dafür hinwegsehen. Oder man liebt sie.