Veröffentlicht inReise

Neuer Aida-Chef Eichhorn: „Quantensprung“ beim Umweltschutz

Neuer Aida-Chef Eichhorn: „Quantensprung“ beim Umweltschutz

AIDA.jpg
reise touristik tourismus Kreuzfahrten, Aida, Präsident Felix Eichhorn, Aida Cruises, Reise, Touristik
Die Rostocker Reederei Aida Cruises hat einen neuen Mann an ihrer Spitze. Im Interview zeigt sich Felix Eichhorn begeistert von „grünen“ Technologien.

Rostock. 

Mit gerade einmal 35 Jahren hat Felix Eichhorn das Steuer von Deutschlands größter Kreuzfahrtreederei übernommen. Wir sprachen mit dem neuen Präsidenten von Aida Cruises über den Start der nächsten Schiffsgeneration, mehr Umweltschutz und günstige Preise.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Aufgabe. Wie fühlt es sich an, mit so jungen Jahren Deutschlands wichtigster Kreuzfahrt-Manager zu sein?

Felix Eichhorn: Das ist eine neue und große Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Aber ich bin ja nun schon fast 16 Jahre im Unternehmen und habe dabei schon viele verschiedene Karriereschritte durchlaufen und bin immer auf den nächsten Schritt gut vorbereitet worden.

Sie sind im Jahr 1999 in das Unternehmen eingestiegen. In welchem Zustand befand sich Aida damals?

Eichhorn: Wir hatten mit der Aida Cara genau ein Schiff im Dienst, welches im Jahr 40.000 Gäste befördert hat. Entsprechend waren die Geschäfte alles andere als einfach. Das Produkt Kreuzfahrt wurde ja seinerzeit noch ganz anders wahrgenommen. Heute ist die Kreuzfahrt in der Mitte der Gesellschaft angekommen und wir befördern im kommenden Jahr fast eine Million Gäste mit einer Flotte von dann zwölf Aida-Schiffen. Es hat sich also unwahrscheinlich viel getan und es wird sich auch künftig noch viel tun.

Im April 2016 wird die Aida Prima in Hamburg getauft. Die neue Schiffsklasse bietet nicht nur Platz für mehr als 3000 Passagiere, sie soll auch ganzjährig ab Hamburg im Wochentakt auf ein und derselben Nordeuroparoute unterwegs sein. Glauben Sie wirklich, dass Sie diese Mono-Route 52 Wochen im Jahr ausgelastet bekommen?

Eichhorn: Absolut. Die Metropolen-Route ist sehr gefragt und wird ja schon mit anderen Schiffen von uns sehr erfolgreich angeboten. Wir dehnen lediglich die Saisonzeit auf ein volles Jahr aus, schließlich verfügen wir mit der Aida Prima über ein wetterunabhängiges Schiff, das mit seinen zusätzlichen Attraktionen wie dem neuen Beach Club, dem Activity Center und noch mehr Restaurants sicher auch ganz neue Kundenkreise anzieht.

Auf der Prima bieten Sie erfreulicherweise neue Bedien-Restaurants ohne Zuzahlung als Alternative zum Buffet. Wie stellen Sie sicher, dass jeder Gast einen Platz im Service-Restaurant erhält?

Eichhorn: Das wird sich gut verteilen. Wir haben ja mehr Restaurants an Bord als Abende, an denen man sie ausprobieren kann. Prinzipiell können die Gäste aber auch schon vorab kostenlos reservieren.

Mit dem Prima-Konzept versuchen Sie viele Neukunden zu gewinnen, die beispielsweise bislang einen Urlaub an Land verbringen, etwa im Ferienhauspark in Holland. Kreuzfahrt-Experten rechnen mittelfristig mit sehr günstigen Angeboten für die Winterreisen der Prima. Gibt es bald neue Preisschlachten?

Eichhorn: Wir haben in der Kreuzfahrt schon heute ein sehr breites Spektrum an Preisen zwischen teuer und günstig. Ich bin mir aber sicher, dass wir bei der Prima nicht über den Preis gehen müssen, sondern über die Vermittlung der Mehrwerte unserer Reiseform. Denn bei einer fairen Aufrechnung aller Bestandsteile neben der eigentlichen Kreuzfahrt, wie unserem ausgezeichneten Entertainment, die vielen Bord-Angebote sowie der inkludierten Gastronomieleistungen, sind unsere Preise schon heute sehr günstig.

Bereits Ende nächsten Jahres soll das baugleiche Schwesterschiff der Prima in Dienst gestellt werden. Weder der Name noch das Fahrtgebiet wurde allerdings bisher kommuniziert. Spekuliert wurde, dass das Schiff Aida Mia heißen soll. Wie ist hier der Stand?

Eichhorn: Die Spekulation kann ich leider nicht bestätigen. Den tatsächlichen Namen und das Fahrtgebiet geben wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt. Zunächst wollen wir die Aida Prima erfolgreich einführen.

Ihre neue Schiffsgeneration ist in puncto Umweltschutz das neue Maß aller Dinge. Sogar die sonst sehr kritischen Umweltverbände loben ihr Engagement. Sind Sie im Nachhinein dankbar, dass sie so harte Kritiker hatten, weil die Entwicklung auf diese Weise beschleunigt wurde?

Eichhorn: Umweltschutz war und ist ein zentrales Thema unserer Unternehmensphilosophie, dazu brauchen wir keine Verbände. Wir sind auf eine intakte Natur angewiesen, daher wollen wir auch alles tun, um sie zu schützen und zu bewahren. Aber wir haben immer gesagt, dass wir nur das umsetzen können, was technisch möglich ist. Bei der Prima und ihrem Schwesterschiff verbauen wir nun die neuste Filtertechnik und können so alle drei Emissionen – Rußpartikel, Stickoxide und Schwefeloxide – zwischen 90 und 99 Prozent reduzieren. Im Hafen wird die Energie mittels Flüssiggas und Landstrom geliefert. Das ist ein echter Quantensprung und darauf sind wir auch stolz.

Die kürzlich in Auftrag gegebenen Schiffe, die im Jahr 2019 und 2020 von der Meyer-Werft gefertigt werden sollen, werden dann sogar ausschließlich mit Flüssiggas betrieben. Wie ist es um die Reichweite der Tanks bestellt?

Eichhorn: Die Tanks sind so ausgelegt, dass wir problemlos zweiwöchige Touren bestreiten können. Die Betankung erfolgt dann im entsprechend ausgerüsteten Heimathafen. Das Thema ist noch ganz frisch, daher können wir zu vielen Details noch keine Auskunft geben. Aber klar ist, diese Antriebsform wird die Kreuzfahrt im positiven Sinne nachhaltig verändern.

Wie ist es um die betriebswirtschaftliche Seite bestellt? Verteuern sich die „grünen“ Kreuzfahrten, weil die neue Technik teurer als die konventionellen Systeme ist?

Eichhorn: Davon gehen wir nicht aus.

Ihre Schiffe werden nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch immer größer. Über 5000 Passagiere an Bord sind für manchen Gast vielleicht zu viel des Guten. Warum bauen Sie nicht einmal wieder ein kleineres Schiff?

Eichhorn: Wir haben ja in unserer Flotte auch vergleichsweise kleine Schiffe, die nach wie vor sehr modern und zeitgemäß sind. Jeder Passagier findet also in jedem Fall das für ihn passende Schiff.

Mit den Mega-Schiffen schieben Sie entsprechende Kapazitäten in den Markt, die dieser auch verkraften muss. Keine Sorge vor einem Ende des Kreuzfahrt-Booms?

Eichhorn: Überhaupt nicht. Die Kreuzfahrt ist die beste Urlaubsform überhaupt. Und das Potenzial in Deutschland ist weiterhin riesig, schließlich verbringt der überwiegende Teil der Verbraucher seinen Urlaub nach wie vor an Land. Unsere Wettbewerber sind daher auch gar nicht die anderen Kreuzfahrtreedereien. Wenn der Hochseemarkt insgesamt wächst, geht es uns ehrlicherweise allen gut.

Das Thema Reisen und Sicherheit bekommt in diesen Zeiten eine zunehmende Bedeutung. Wie sorgen Sie vor, dass Ihre Schiffe und Gäste nicht zum Ziel von fanatischen Terroristen werden?

Eichhorn: Wir haben sehr wirksame Zugangskontrollen zu unseren Schiffen, die Häfen sind gut geschützt. Und wenn es in bestimmten Regionen Anzeichen für Unsicherheiten gibt, sind wir extrem vorsichtig und flexibel. Aktuell verzichten wir beispielsweise auf Anläufe in Istanbul. Hier wird die Lage alle 14 Tage neu bewertet und dann entschieden, ob der Stopp erfolgt oder nicht. Unseren Gästen verschaffen wir so zusätzliche Sicherheit, weil sie von unserer Mobilität und Flexibilität sowie unseren hohen Standards profitieren.