Klatschen, Klauen, Knutschen – was auf Reisen gar nicht geht
Im Urlaub zieht es viele Menschen in andere Länder. Je weiter weg diese liegen, desto besser. Wer auf Reisen in die Fremde nicht unangenehm auffallen will, sollte unsere Tipps beherzigen. Übersichtlich unterteilt in die größten Gefahrenherde.
Essen.
Schon auf dem Weg in den Urlaub lauern die ersten Fettnäpfchen. Vor allem dann, wenn man lange mit anderen im engen Flugzeug sitzt. Wir listen auf, was man in zehn Kilometern Höhe nach Möglichkeit vermeiden sollte.
Den Sitznachbarn ignorieren oder zutexten
Wer nicht gerade den sündhaft teuren Einzelsessel in der Business-Klasse bucht oder mit Familien und Freunden ganze Sitzreihen belegt, wird notgedrungen neben wildfremden Personen Platz nehmen. Mit einer kurzen Begrüßung des Sitznachbarn beim Einsteigen ist der Höflichkeit genüge getan. Auch wer aus lauter Vorfreude auf den ersehnten Urlaub vor guter Laune überquellt und am liebsten die ganze Welt am eigenen Glück teilhaben lassen möchte, sollte sich mit aufdringlichen Gesprächen zurückhalten. Nur in den seltensten Fällen wird das Interesse des Gegenübers an der eigenen Lebensgeschichte echt sein. Generell sollten laute Gespräche aus Rücksicht auf Mitreisende vermieden werden.
Aufstehen während des Fluges
Wenn die Natur nach ihrem Recht verlangt, muss die keramische Abteilung aufgesucht werden. Da man beim Aufstehen meist mehrere Personen aufscheuchen muss, sollte man versuchen, den eigenen Harndrang im Zaum zu halten oder strategisch so lange zu sammeln, bis sich der Gang wirklich lohnt. Während des Aufstehens nicht an der Lehne des Vordermannes hochziehen. Der wird durch den plötzlichen Wippeffekt im besten Fall aus seiner Lektüre gerissen. Im schlechtesten Fall reißen Sie ihm gleich noch ein paar Haare aus.
Auch der Griff zum Gepäckfach sollte mit Bedacht erfolgen. Es macht Sinn, sich schon vor dem Betreten des Flugzeugs Gedanken über die benötigten Utensilien zu machen und zu Beginn des Fluges am Platz zu verstauen. Ständiges Aus- und Einpacken nervt nicht nur den Sitznachbarn, sondern auch jene Fluggäste, deren Gepäckstücke Sie jedes Mal umschichten müssen.
Die Sitzlehne verstellen
Muss der Sitz für den Kurzflug nach London um 10 Uhr vormittags wirklich in Nachtruheposition gebracht werden? Mal ehrlich: Die Bequemlichkeit des Möbels erhöht sich durch die verstellte Lehne sowieso nur marginal. Ihrem Hintermann bleibt es erspart, sich den übergeschwappten Orangensaft aus dem Schritt zu wischen.
Applaus nach der Landung
Weder das Flugpersonal noch Vielflieger sind über frenetischen Beifall nach geglückter Landung sonderlich begeistert. Immerhin zeugt diese offenkundige Erleichterung, wieder heil am Boden zu sein, nicht von großem Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Deshalb nach dem Aufsetzen still freuen und dem Herrgott danken. Flugzeuge gehören sowieso zu den sichersten Verkehrsmitteln unseres Planeten. Klar: Wenn’s schiefgeht, dann spektakulär – und dann hilft auch Klatschen nicht mehr.
Das Frühstücksbuffet im Hotel ist für das Frühstück gedacht
Der Stress der Anreise ist geschafft, der Check-In ins Hotel war erfolgreich, der Urlaub beginnt. Jetzt kann man sich so richtig gehen lassen. Ein paar Regeln sollten in der Unterkunft dennoch beachtet werden.
Liegen am Swimmingpool reservieren
Das berühmte Handtuch zum Reservieren der Liege am Pool ist völlig in Ordnung, wenn Sie sich etwa für einen Moment an die Hotelbar zurückziehen wollen. Wer allerdings schon beim ersten Hahnenschrei sein Revier mit allerlei Frottierwaren markiert und sich dann nochmal bis zum Mittag aufs Ohr legt, macht sich unbeliebt – und das zu Recht.
Am Frühstücksbuffet eindecken
In guten Hotels gehört das Frühstücksbuffet mit zum schönsten Bestandteil des Urlaubs. Wer verwöhnt sich im Berufsalltag morgens schon mit Rührei, frisch gepresstem Orangensaft und fünf verschiedenen Brötchensorten? Wer sich allerdings bis zum Abendessen mit Speis und Trank eindeckt, gar Tupperdosen und Thermoskannen abfüllt, wird für Stirnrunzeln bei den Hoteliers sorgen. „Das Frühstück ist zweckgebunden,“ bestätigt eine Sprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. „Aber solange es im Rahmen bleibt, wird niemand etwas gegen ein belegtes Brötchen für unterwegs einzuwenden haben.“
Seife, Shampoo und Handtücher klauen
Viele Hotels stellen Seife, Shampoo, Handtücher und Bademäntel zur Verfügung. Wer das wohlriechende Duschbad nach der Abreise nicht missen will und das Fläschchen einpackt, wird kaum belangt werden. Wer allerdings Handtücher, Hausschlappen oder Bademäntel mitgehen lässt, begeht Diebstahl.
Die Nacht zum Tage machen
Auch wenn es spießig anmutet: Ab 22 Uhr ist Ruhe im Karton. Viele Hotelgäste brechen schon früh zu Touren auf und brauchen ihren Schlaf. Knallende Türen, lautstarke Gespräche und alkoholisiertes Gegröle auf den Gängen ist dabei nicht förderlich. Für Nachteulen: Am Strand unter den Sternen ist ein weinseliger Abend sowieso viel schöner.
Strandklamotten sind nicht überall angesagt
Andere Länder, andere Sitten. Zwei Tipps, wie man dem Klischee des nervigen Touristen in der Öffentlichkeit entgehen kann.
Die richtige Kleidung
Urlaub bedeutet Entspannung, bedeutet legere Kleidung. Dennoch sollte man Rücksicht auf die Gepflogenheiten des Reiselandes nehmen. So ist kurze oder zu enge Bekleidung in islamischen Ländern ungern gesehen. Beine, Schultern und Oberarme sollten bedeckt sein. Für Frauen sind weit-geschnittene lange Kleider eine gute Wahl. Auch beim Strandbesuch sollte auf passende Badebekleidung geachtet werden. Nicht nur in muslimischen oder asiatischen Ländern, auch in westlichen Staaten wie den USA ist Freikörperkultur oft ein Fremdwort.
Länderübergreifend gilt: Im Zweifel lieber längere Kleidung tragen und mit den eigenen Reizen geizen.
Fotografieren nur mit Erlaubnis
Einheimische herumzukommandieren und ungefragt abzulichten kommt in den seltensten Fällen gut an. Nicht jeder wird auf herumalbernde Touristen so stoisch reagieren wie die berühmten Wachen vor dem Buckingham Palast in London. Bevor man Menschen fotografieren will, sollte um deren Erlaubnis gefragt werden. Eine Ablehnung sollte respektiert werden.
Kopf berühren und Füße zeigen ist tabu
So man sich nicht gerade auf einem Kreuzfahrtschiff unter Landsleuten befindet, steht früher oder später Kontakt zu den Einheimischen des Reiselandes an. Auch hier lauern Gefahren.
Begrüßung – im Norden reserviert, im Süden herzlich
In Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen reicht man sich für gewöhnlich die Hand zur Begrüßung. Doch schon in England und den USA ist diese Geste eher unüblich und meist nur bei der ersten Begegnung angebracht. Auch Berührungen an den Armen oder an der Schulter während Gesprächen werden im angelsächsischen und skandinavischen Raum als Verletzung der gebotenen Distanz empfunden. In Italien hingegen schüttelt man sich die Hände sehr viel länger als bei uns. Wer zu früh zurückzieht, reagiert abweisend. Bei den Franzosen gehören zwei oder drei angedeutete Küsse auf die Wangen (im privaten Bereich) zum guten Ton.
Als Faustregel für Europa gilt: Je weiter nach Süden die Reise geht, desto weniger Hemmungen gibt es beim Körperkontakt. Während Skandinavier ähnlich wie Deutsche eher auf Distanz achten, haben Italiener, Spanier und Portugiesen kein Problem damit, wenn es ein wenig kuschliger zugeht.
In Asien sind die Begrüßungsrituale ähnlich unterschiedlich wie in Europa. Wer in China meint, sich vor seinem Gegenüber traditionell verbeugen zu müssen, wird auffallen. Verbeugungen sind in Japan üblich. In China gibt man sich meist kurz die Hand.
In islamischen Ländern sollten Männer Frauen bei der Begrüßung nicht in die Augen schauen. Dies wird als provozierende Geste angesehen und ist daher sehr unhöflich.
Fazit: Vor der Abreise die wichtigsten Sitten studieren. Die Handelskammern NRW geben Verhaltenstipps zur interkulturellen Kommunikation. Die Handreichungen sind für Geschäftsreisen gedacht, treffen aber natürlich auch für Privatreisen zu.
Mimik und Gestik
Wenn man die Landessprache des Urlaubsortes nur rudimentär beherrscht, hilft es oft, auf die Verständigung mit Händen und Füßen zurückzugreifen. Wer nicht gerade über finanzpolitische Regelungen der EU debattieren will, kommt mit Körpersprache meist zurecht. Doch Mimik und Gestik bedeuten nicht überall das Gleiche. In Indien bedeutet Kopfnicken Ablehnung, ein leichtes Kopfschütteln hingegen Zustimmung. Wer einem Australier mit erhobenem Daumen „Alles okay“ anzeigen will, wird ihn in Wahrheit beleidigen. Umgedreht will Ihnen ein Afrikaner keine Prügel androhen, wenn er sich mit der Faust in die Handfläche schlägt. Vielmehr stimmt er dem eben Gesagten zu.
Auch unbewusste Gesten können Signale aussenden. In vielen asiatischen und arabischen Ländern ist das Zeigen der Fußsohlen ein Affront, da dieses Körperteil als unrein angesehen wird. In muslimisch und buddhistisch geprägten Regionen gelten Berührungen am Kopf anderer Personen als brüskierend. Das offizielle indonesische Tourismusportal fasst stellvertretend für islamische Staaten die wichtigsten Regeln zusammen.
Wie im Punkt Begrüßung gilt auch hier: Vor der Abreise informieren. Gerade bei Reisen in andere Kulturkreise bietet sich die Lektüre des guten alten Reiseführers an.
Sprache und Verhalten
In den Vereinigten Staaten ist es gang und gäbe, sich beim Vornamen zu nennen – auch unter fremden Personen. Fragen nach dem persönlichen Befinden sind Begrüßungsrituale, auf die knapp mit „I´m fine, thank you“ reagiert wird. Typisch deutsche Ausführungen über Schwierigkeiten im Job oder das schlechte Wetter sind hier fehl am Platz. Einladungen werden rasch ausgesprochen, gelten aber als Floskel. Erst bei guter Bekanntschaft sollte ihnen nachgekommen werden.
Das Herz der Angelsachsen gewinnt man am wiederum ehesten, wenn man zu Gesprächsbeginn über das Wetter spricht. Übrigens: Vordrängeln gilt auf der Insel als Majestätsbeleidigung. Das korrekte Schlangestehen ist eine britische Kunst.
Asiaten pflegen einen vorsichtigen Kommunikationsstil. Konflikte werden vermieden, eigene Ansichten nicht hinausposaunt. Ständiges Lächeln gehört zur Tradition. Ablehnung wird für deutsche Ohren verklausuliert signalisiert. Ein definitives Ja oder Nein wird nicht gegeben. Verbindliche Zusagen ergeben sich durch mehrmalige Wiederholungen.
Ähnlich wie bei der Begrüßung zwischen Mann und Frau sollten Frauen in muslimischen Staaten den Blickkontakt zu arabischen Männern in der Öffentlichkeit meiden. Auch auf öffentliche Liebesbekundungen wie Küssen oder Händchenhalten sollte verzichtet werden.
Nie im Restaurant die Nase putzen
Essen muss sein. Gerade in fernen Ländern warten exotische Gerichte auf den deutschen Gaumen. Zu Tisch ist ein Fauxpas schnell passiert.
Tischsitten
Wer in China signalisieren möchte, dass ihm das Essen mundet, sollte möglichst viele Geräusche von sich geben. Schmatzen, Schlürfen oder Reden mit vollem Mund sind Usus. Wem jedoch die Nase läuft und wer daraufhin ein Taschentuch benutzen muss, sollte dies keinesfalls am Tisch erledigen. Dafür sollte die Toilette aufgesucht werden. Auf der Straße übrigens auch. Also so lange schniefen, bis vier schützende Wände gefunden sind.
Asienexperten, die mit Essstäbchen umgehen können, sollten in Japan darauf achten, die Stäbchen nie senkrecht im Essen stecken zu lassen. Dieser Brauch wird zur Ehrung Verstorbener angewandt und hat bei Tisch nichts verloren, warnt das Japanische Fremdenverkehrsamt. Zudem sollte zum Essen die rechte Hand benutzt werden. Die linke Hand gilt als unrein.
Auch in islamischen Ländern sollte mit der rechten Hand gegessen werden. Zudem sollten die Zeiten des Ramadan – zumindest in der Öffentlichkeit – respektiert werden. Der Genuss von Alkohol in der Öffentlichkeit ist in vielen Staaten untersagt.
Restaurants, Bars & Pubs
In britischen Pubs hat man sich selbst zu bedienen. Wer auf einen Kellner wartet, tut dies vergeblich. Ist man in der Gruppe unterwegs, geht die Bezahlung der Runde reihum. Trinkgeld ist unüblich. Wer will, kann dem Barkeeper einen Drink spendieren.
Auch in italienischen Restaurants ist Trinkgeld unüblich. Eine kleiner Zusatzbetrag wird sowieso schon zur Rechnung addiert. Kaffee – ob nun Espresso, Latte Macchiato oder Cappuccino – wird meist an der Bar getrunken. Wer mit anderen essen geht, sollte nicht darauf bestehen, getrennt zu zahlen. Einer zahlt für alle, anschließend wird der Gesamtbetrag durch die Anzahl der Personen geteilt. Unabhängig davon, wer wieviel gegessen hat. Das wird auch in Spanien und Belgien so gehandhabt.
In Restaurants in China und Japan gelten Trinkgelder als Beleidigung, denn der gute Service bedarf keiner gesonderten Honorierung. In der Türkei, den USA und Kanada wiederum ist eine zusätzliche Dreingabe ein Muss.