Gut 3400 Kilometer lang sind Frankreichs Küsten: von Dunkerque bis Biarritz, von Menton am Mittelmeer bis Perpignan und um einige Inseln herum.
Côte d’ Opale.
An feinsandigen Stränden und schroffen Felsen spielt das Meer in all seinen Facetten: rauh und stürmisch, sanft und in der Sonne glitzernd, am Atlantik mit enormen Gezeitenunterschieden, am Mittelmeer mit kaum spürbarer Ebbe und Flut.
Nur knapp 500 Kilometer vom Ruhrgebiet entfernt liegen spektakuläre Steilküsten und bei Ebbe hunderte Meter breite Strände quasi vor der Haustür. Eine Einladung zu einem Kurztrip. Jetzt in den winterlichen Monaten ist eine Reise an die nördlichen Küsten Frankreichs besonders faszinierend.
Nur wenige Touristen sind unterwegs an der Côte d’ Opale zwischen Boulonge sur Mer und Calais, trotzen Wind und Wetter, beobachten in einem Bistro in Wimereux bei Weißwein und Meeresfrüchten in sicherem Abstand die tosende Flut. Mit enormer Kraft rollen die Wellen auf die Strandpromenade zu, brechen an der Kaimauer und spritzen die Gischt turmhoch. Bis zu zwölf Meter ist der Tidenhub. Für das beste Foto wagt sich der Besucher gern mal weit nach vorn. Trocken bleibt er bei diesem Unternehmen nicht.
Pittoreske Fischerorte
Von Wimereux, ein kleiner und durchaus romantischer Vorort von Boulogne sur Mer, schlängelt sich die Küstenstraße durch nur noch niedrige Vegetation Richtung Norden nach Calais. Es lohnt sich immer zum „Plage“ abzubiegen, und die pittoresken Fischerorte wie Ambleteuse und Audresselles mit ihren bunten Häusern, die jetzt im Winter fast menschenleer sind, oder das eher touristische Wissant zu besuchen. Spaziergänge auf den beiden Landmarken der Kreideküste Cap Gris-Nez und Cap Blanc-Nez hoch über dem Meer sind ein Muss – letztlich auch wegen der historischen Vergangenheit durch die Weltkriege.
Richtung Süden geht es von Wimereux nach Boulogne sur Mer, nicht nur dem größten Fischereihafen Frankreichs, sondern dem bedeutendsten von Europa. Wer auf das Auto verzichten will, nimmt den Linenbus F, der eine Viertelstunde an der Küste entlang fährt, die ihren Namen übrigens von der blau-grünen Färbung des Meeres hat. Noch viel spannender ist allerdings der Küstenwanderweg. Gut eine Stunde geht es über die hohen Klippen bis zum Strand von Boulogne, wo Nausicaá, das Centre National de la Mer, seine Besucher empfängt.
Das Aquarium verfügt über eine beeindruckende Sammlung von Meeresbewohnern. Das führende Maritime Center von Frankreich hat sich nicht nur die Aufgabe gestellt, die Ozeane zu erforschen, sondern auch – und vor allem – die Menschen sensibel dafür zu machen, wie wichtig es ist, im Einklang mit den Meeren zu leben, die wesentliche, von den Menschen beeinflusste, Auswirkungen auf das Klima haben.
Nausicaá gibt Einblick in die Schönheit der Meere
In den Aquarien leben mehr als 36.000 Fische und andere Meeresbewohner vom mikroskopisch kleinen Plankton bis zum Hai. Nausicaá präsentiert anschaulich alle Meere dieser Erde in ihrer Schönheit und erklärt die Umwelteinflüsse durch den Menschen, und wie wichtig es ist, diesen Lebensraum zu schützen und zu erhalten. Darüber hinaus ist das National Sea Center eine Aufzuchtstation.
Nausicaá – aus der griechischen Mythologie die Tochter von König Alkinoos, die den Schiffbrüchigen Odysseus rettete – ist wesentlich mehr als eine Touristenattraktion, auch wenn Seelöwen und Pinguine sowie eine simulierte Schiffsfahrt über den tosenden Atlantik Kinder wie Erwachsene begeistern. Am Ende aber bleibt eine Menge an neuen Erkenntnissen und hoffentlich auch die, sorgsamer mit den Meeren und seinen Bewohnern umzugehen. Rund 600.000 Besucher kommen jährlich. Seit der Eröffnung 1991 waren es mehr als 14 Millionen. Mehr zählte nur der Asterix-Park nördlich von Paris.
Es ist spannend, das Meer in seiner Unberechenbarkeit an der Côte d’ Opale zu erleben und zugleich eine Menge über seine Bedeutung für das Leben auf diesem Planeten zu erfahren.
Nausicaá, National Sea Centre, Boulevard Sainte-Beuve 189, 62203 Boulogne sur Mer
Hoteltipp: Hotel Atlantic, Digue de Mer, 62930 Wimereux