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Die deutsche Sterneküche befindet sich in der Krise

Die deutsche Sterneküche befindet sich in der Krise

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Das Restaurant 'Am Kamin' wurde mit einem Stern im Guide Michelin ausgezeichnet Foto: Suanne Kollmann
Die neue Gourmet-Generation hat eine völlig andere Vorstellung von einem Restaurant-Besuch. Und so wird die Sterne-Auszeichnung zunehmend zur Bürde.

Essen. 

Der mutmaßliche Freitod des französischen Meisterkochs Benoît Violier hat in dieser Woche den Blick auf eine extrem harte Branche gelenkt. „Spitzenköche unter Höllendruck“ oder „an der Perfektion zerbrochen“, titelten die Gazetten. Das Streben und Verteidigen der begehrten Sterne treibe immer mehr Köche in den Tod oder rufe schwere Krankheiten hervor

Nicht thematisiert wurde hingegen eine zumindest in Deutschland unübersehbare Entwicklung: Die Sterneküche befindet sich in einer schweren Krise, weil immer weniger Gäste in die noblen und meist auch äußerst steifen Edelrestaurants einkehren. Bereits im vergangenen Jahr musste das Zwei-Sterne-Restaurant von Nils Henkel im Schlosshotel Lerbach geschlossen werden. Besonders drastisch ist die Entwicklung auf Sylt. Hier wurde innerhalb weniger Monate das Aus für gleich vier Sterne-Restaurants verkündet.

Nun ist es ja nicht so, dass es beispielsweise auf Sylt kein zahlungskräftiges Klientel mehr geben würde. Im Gegenteil. Aber die neue Gourmet-Generation hat heutzutage einfach eine völlig andere Vorstellung von einem genussvollen Abend in einem Restaurant. Und so wird die Sterne-Auszeichnung zunehmend zur Bürde. Denn ein wirklich lockerer und entspannter Abend ist bei einem Sieben-Gänge-Menü mit strengem Maître eher nicht zu erwarten. Und das schmeckt – bei aller Begeisterung für die hohe Qualität der Kochkreationen – vielen schlicht nicht mehr. Das Konzept der Edelgastronomie gehört auf den Prüfstand. Sonst verglühen schon bald die nächsten Sterne.

Ihre Meinung? Gehen Sie noch ins Sterne-Restaurant? Mail an: p.brueckmann@funkemedien.de