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Dänischer Wein – Zu Besuch bei Winzer Kim Madsen in Jütland

Dänischer Wein – Zu Besuch bei Winzer Kim Madsen in Jütland

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Foto: Modavi.dk
Viele Weinsorten brauchen Sonne und Wärme um zu gedeihen. Doch auch im kalten Dänemark gibt es erfolgreiche Winzer. Wir haben Kim Madsen besucht.

Essen. 

Kim Madsen ist ein bisschen verrückt. Sagt er. Denn Kim Madsen baut Wein an. In Dänemark. Im rauen Klima Jütlands. Der einzige ist er nicht, der sich am Keltern von Rotwein, Rosé und Weißwein probiert. Doch alle Winzer haben dasselbe Problem: „Die meisten Sorten, die die guten französischen und spanischen Weine hervorbringen, gedeihen auf unseren Böden und in diesem Klima nicht.“ Sie brauchen viel Wärme, viel Sonne und gute Erde. In Jütland ist das Mangelware. „Natürlich scheint bei uns die Sonne – aber die Temperaturen reichen nicht an die in Mittel- und Südeuropa heran.“

Und sie haben noch ein Problem: Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen, mit den Reben, mit den Lagen, mit der Produktion. So etwas wie ein Weininstitut oder eine Ausbildungsstätte gibt es nicht. Auch keinen Lehrstuhl, der die Daten sammelt und auswertet, die die Winzer sammeln. „Das lohnt sich nicht“, sagt Kim. Seine Forschungs-Strategie: „Probieren und aus Fehlern lernen.“ Kurz und knapp. Sechs Hektar Land besitzt er, darauf wachsen 26 verschiedene Rebsorten. „Im Moment testen wir noch so viel, dass wir kaum Wein produzieren.“

Einen Treffer hat er aber schon gelandet: Rondo ist eine Traube, die funktioniert in Dänemark. Die Rebsorte reift auch bei niedrigen Temperaturen und hat geringe Ansprüche an den Boden. „Und sie macht einen schmackhaften Rotwein – und Sekt.“ Auch den produziert Kim, in kleinen Mengen. So wie alles auf seinem Gut. „In meinem schlechtesten Jahr waren es nur 500 Flaschen.“ Das Zehnfache ist das Ziel des preisgekrönten Winzers, für den der Weinbau eine Passion ist.

Viele Jahrzehnte war die Verbindung zwischen Jütland und Fünen am kleinen Belt für den Walfang bekannt. Die Jäger waren hinter den Schweinswalen her. „Wegen ihres Trans waren die Tiere so begehrt“, sagt Peter Storm, Chef des Middelfart-Museums. „Als dann das Petroleum immer weiter verbreitet war, brauchte man das Fett kaum noch.“

Farbenfrohe Fachwerkhäuser

Heute freuen sich Besucher über jeden kleinen Tümmler. Heute werden sie wissenschaftlich begutachtet, denn gejagt werden dürfen sie nicht mehr. Die Tümmler, die bis zu 1,80 Meter lang werden und bis zu 25 Jahre alt werden, gibt es in diesen Wassern so oft wie nirgendwo sonst auf der Welt, weiß Thyge Jensen, Experte für die Schweinswale.

Middelfart ist seit dem Mittelalter die Heimat der Gilde der Schweinswaljäger. Wegen der Lage an der schmalsten Stelle des kleinen Belts wurde der Ort, der heute etwa 15.000 Einwohner zählt, schnell zum bedeutendsten Hafen zwischen Fünen und Jütland, wie Henrik sagt. Farbenfrohe Fachwerkhäuser und eine prächtige Backsteinkirche zeugen von der Blütezeit der Schweinswal-Jagd. Heute ist Middelfart eher ein alternativer Ort, viele Künstler haben sich hier angesiedelt und führen ein beschauliches Leben.

Dazu gehört für viele auch, viel Zeit am, im oder auf dem Wasser zu verbringen, das Essen selbst zu angeln und den Stress in der Stadt zu lassen. Ob auf dem Motorboot oder dem Kajak, vom Strand aus oder beim Fliegenfischen, für Klaus Hansen ist der kleine Belt einer der schönsten Fleckchen Erde. Der gebürtige Deutsche führt seit vielen Jahren einen Campingplatz in Sønder Stenderup am Westufer des kleinen Belts. „Meerforellen, Dorsche, Makrelen und Köhler – alles gibt es hier zuhauf“, schwärmt der passionierte Angler und Taucher. Auch die Schweinswale sieht er häufig. „Sie sind für uns ein guter Indikator, dass es viele Fische gibt.“

Ein Tag am Strand, Muscheln und Fisch fangfrisch aus dem Meer, eine kleine Tour mit dem Kajak – so sieht ein idealer Urlaub an der dänischen Südsee aus. Manchmal allerdings zeigt sich das Wetter auch im Sommer von seiner launischen Seite. Dann laden Schlösser zum Besuch ein, weltbekannte Museen, Ausstellungen und Unikate wie der Winzer Kim Madsen öffnen die Tore ihrer Höfe und Werkstätten für Besucher. Die Schweinswale indes unterscheiden nicht zwischen Sonne und Regen, sagt Thyge Jensen. „Sie zu sehen ist immer ein Zufall.“