Abenteuer Thailand – Auf dem Landweg von Bangkok nach Phuket
Wer auf dem Landweg von Bangkok nach Phuket reist, kann fernab der Touristenorte das authentische Thailand erleben. Wir haben uns vor Ort umgesehen.
Essen.
Von Bangkok nach Phuket auf dem Landweg zu reisen, das ist nahezu unbekannt. Die meisten Thailand-Urlauber fliegen von der Hauptstadt direkt in ihr Strandhotel im Süden. Die Orte, die zwischen Bangkok und Phuket liegen – jenes authentische Thailand mit seinen Tempeln, Märkten, Naturreservaten – verpasst der Pauschalurlauber gewöhnlich. Dabei bietet der Weg eine wunderbare Möglichkeit, das Land und seine Menschen kennenzulernen.
Etwa 100 Kilometer südlich von Bangkok liegt Phetchaburi, die „Stadt der Diamanten“, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, in dem früher Edelsteine geschürft wurden. Unzählige Tempelanlagen schmücken die einst wohlhabende Stadt. Von besonderem Reiz aber ist der knapp 100 Meter hohe Berg Khao Wang, auf dem König Rama IV. 1860 seine Sommerresidenz im neoklassizistischen Stil errichten ließ. Frangipani-Bäume säumen die alten Steinstufen zum Palast hinauf. Viele thailändische Touristen streifen durch den exotischen Phra Nakhon Khiri Historical Park, der die Residenz samt Observatorium umgibt. Lachend fotografieren sie die weißen Besucher und halten Ausschau nach Affen, vor deren Angriffen ein Schild warnt.
In der Umgebung von Phetchaburi liegt die zauberhafte Tropfsteingrotte Khao Luang, die zugleich eine buddhistische Kultstätte ist. Viele Stufen führen tief hinunter in miteinander verbundene Höhlen, in denen zwischen Stalagmiten und Stalaktiten unzählige Buddha-Figuren thronen. In der Hauptgrotte knien vor einem riesenhaften goldenen Buddha ganze Familien nieder: Junge, Alte, Kinder halten mit gefalteten Händen Andacht, zünden Räucherstäbchen an, stellen Blumenvasen hin. Und durch eine Öffnung in der Grottendecke fällt ein himmlisches Licht auf die Szene.
Eine magische Unterwelt
Hua Hin heißt der nächste größere Ort am Golf von Siam. Ursprünglich war er nur ein kleines namenloses Fischerdorf. Nachdem König Rama VII. im Jahre 1926 einen Sommerpalast am kilometerlangen Strand hatte errichten lassen, entwickelte sich das Dorf zu einem beliebten Ferienzentrum mit zahllosen Hotels, Shops und Nachtlokalen.
Ruhiger, schöner und badetauglicher wird es an den ausgedehnten Sandstränden erst viele Kilometer hinter Hua Hin – und dann ist man schon fast am Khao Sam Roi Yot Nationalpark. Der urwüchsige Park der „300 Gipfel“ – eine Anspielung auf die hohen Kalksteinfelsen, die zwischen Mangrovensümpfen aufragen – liegt direkt am Strand und ist nur per Boot zu erreichen. Er ist berühmt für seinen enormen Vogelreichtum und seine märchenhaften Höhlen. Am schönsten ist die Phraya Nakhon-Grotte, die man sich allerdings mit einem steilen Aufstieg bei schweißtreibender Hitze über grob behauene, feuchte Stufen durch den Urwald erst verdienen muss.
Gerade oben angekommen, geht es sogleich steil in die Tiefe, in eine magische Unterwelt von wahrhaft gigantischen Ausmaßen. Ein filigraner Tempel im Innern der Grotte erinnert an den Besuch von König Rama V. im Jahre 1890. Zurück von der anstrengenden Wanderung ist es herrlich, im Meer zu baden und hinterher durch Mangrovenkanäle zu schippern. Vorbei an einer langen Reihe bunt bemalter Fischerboote des Pfahlhüttendorfes Ban Bang Pu geht es wieder an Land.
Palmenhaine und Kautschukpflanzen
Je weiter man nach Süden reist, desto üppiger wird die Landschaft. Palmenhaine und Kautschukpflanzungen säumen die zweispurige Straße. An manchen Kurven hupt der Chauffeur – ein Gruß an die Geisterhäuser, die dort zum Schutz vor Unfällen stehen. Nur noch wenige kleine Küstenorte liegen auf der Strecke bis Chumpon, einer geschäftigen Stadt ohne Sehenswürdigkeiten. Nahe der Hauptstraße befindet sich jedoch eine Art Denkmal mit Aussichtsplattform, das die schmalste Stelle der Malaischen Halbinsel markiert – den sogenannten Isthmus von Kra. Hier verlassen die Reisenden die Golfküste und biegen ab nach Westen Richtung Ranong am Indischen Ozean.
In diese Stadt an der Grenze zu Myanmar verirren sich nicht viele Touristen. Gerade deshalb ist der Markt ein Erlebnis – ohne die üblichen Souvenirs. Auf dem Boden stehen große Suppentöpfe, Muscheln und Schnecken in Plastikbeuteln. Tintenfische und große Krebse sind mit roten Bändern zusammengebunden. Doch vor den Schüsseln mit lebenden Larven und angebrüteten Hühnereiern wird den Besuchern mulmig im Magen. Ganz zu schweigen von den Gerüchen.
Thailands größer Südwassersee
Südlich von Ranong an der Andamanensee liegt der 750 Quadratkilometer große Khao Sok Nationalpark. Schmale Wasserarme mäandern durch den uralten tropischen Regenwald. Es ist ein fantastisches Erlebnis den Dschungel mit einem Kanu oder Schlauchboot zu durchfahren. Am dicht bewachsenen Ufer leuchten riesige Bäume und Büsche vor bizarren Felsformationen. Manchmal entdeckt man im Geäst einen Affen oder auch einen Tropenvogel. Sonst ist nur das Summen des Waldes und das Plätschern des Paddels im Wasser zu hören.
Zum Nationalpark gehört auch der fjordartig verzweigte Cheow Larn Lake, der größte Süßwassersee Südthailands. Die Einheimischen lieben es, den See mit ihren Booten zu befahren. Vor der Kulisse mächtiger Kalksteinfelsen, die wie Pyramiden aus den Fluten ragen, steuern sie gegen Mittag das Besucherzentrum an einem Steg mit Holzhäuschen an, wo man baden gehen und etwas essen kann.
Der Mann mit dem goldenen Colt – auf Tapu Island
Jenseits des Parks nähern sich die Reisenden dann durch eine wundervolle tropische Landschaft den Hotspots des Thailand-Tourismus: Khao Lak und Phuket. Vor der Küste liegen in der Phang Nga Bucht mehr als 100 skurril geformte Inseln, die bereits 1981 zum Marine Nationalpark erklärt wurden. Im Volksmund werden sie James-Bond-Inseln genannt, seit auf Tapu Island 1974 der Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ mit Roger Moore gedreht wurde.
Die Tour zu diesen Inseln im Speedboat ist der letzte Ausflug auf der Strecke zwischen Bangkok und Phuket – ein grandioser Höhepunkt. Mal steigt man auf einer Insel aus, um durch ein muslimisches Fischerdorf zu streifen. Mal schippert man im Schlauchboot zu zweit (im Heck ein professioneller Thai-Paddler mit Hut und langen Ärmeln) durch enge Kanäle mit tiefen Felsbögen. Es stört nicht einmal, dass es manchmal zum Schlauchbootestau kommt, weil die Natur ringsherum so sensationell ist. Das macht den Rummel auf der James-Bond-Insel erträglich.
Wenn das Schnellboot an die Küste zurück braust, bleiben im Gedächtnis vor allem die Formen und Farben der steilen Kalksteinfelsen haften, die sich aus dem türkisfarbenen Meer in den blauen Himmel recken. Es sind die schönen Schlussbilder am Ende einer mehr als 800 Kilometer langen Reise durch den Süden Thailands.