Bianca und Patrick Krüger waren glücklich verheiratet. Bis die Stadt Wuppertal sie versehentlich für getrennt erklärte. Erst nach einer Odyssee durch die Behörden konnte Patrick Krüger die Beamten überzeugen, dass er nicht ledig ist und 0,5 Kinder hat, sondern verheiratet und Vater eins kompletten Kindes.

Wuppertal. 

Bianca und Patrick Krüger aus Wuppertal sind glücklich verheiratet – waren glücklich verheiratet. Bis ihnen Ende Oktober ein Bescheid des Finanzamtes ins Haus flatterte. Laut Behörde war Ehemann Patrick plötzlich ledig, hatte 0,5 Kinder und wurde in der Steuerklasse eins für Alleinstehende geführt.

Anfangs nahmen die Eheleute die Sache mit Humor. „Wir haben uns gesagt, das ist ein Versehen, da rufen wir an, dann ist das geklärt’“, so Patrick Krüger. So einfach war es dann doch nicht. Nach zweiwöchigen Anrufversuchen, die stets in der Warteschleife enden, nimmt sich der Metallfacharbeiter Anfang November einen Tag Urlaub und begibt sich aufs Finanzamt. Dort erklärt der Beamte, er könne Familiendaten im System nicht ändern und verweist Patrick Krüger ans Einwohnermeldeamt.

Odyssee durch die Ämter

Die dortige Sachbearbeiterin fühlt sich zwar nicht zuständig, wirft aber dennoch einen Blick in die Akten. Und erklärt dem verdutzten Familienvater, er wäre zweifellos und mit ordnungsgemäßem Aktenzeichen geschieden worden. Als dieser einwirft, dass er das besser wissen müsse und doch auch eine gültige Heiratsurkunde vorlegen könne, entwickelt sich die Situation endgültig zur Farce. Patrick Krüger: „Da wollte die Mitarbeiterin wohl Detektiv spielen. Mit Blick auf meine Hand fragte sie mich, wo denn dann bitte mein Ehering sei.“ Der Mittdreißiger wird weiter verwiesen, diesmal ans Standesamt. Zum Lachen ist ihm nicht mehr zumute, längst hat er „das Gefühl, im falschen Film“ zu sein.

Er wendet sich an die lokale Presse. Als diese berichtet, kommt Bewegung in die Sache. Das Wuppertaler Standesamt findet einen Eintrag ins Familienbuch der Krügers, wonach Bianca und Patrick frisch geschieden sind. Ein Irrtum: Ein ganz anderes Ehepaar Krüger aus Wuppertal hatte sich getrennt und die zuständige Sachbearbeiterin zur falschen Akte gegriffen.

Hatten die tatsächlich getrennten Eheleute die gleichen Vornamen?

Bei der Stadt Wuppertal ist man sich des Fehlers bewusst, sieht aber auch einen komischen Aspekt an dem Vorgang. „Es ist schon ein enormer, ja fast unglaublicher Zufall, dass das tatsächlich geschiedene Wuppertaler Ehepaar Krüger exakt die gleichen Vornamen hat, wie das arme Ehepaar Krüger, mit dem es verwechselt wurde. Nur so konnte unserer langjährigen Mitarbeiterin ein solcher Fehler unterlaufen“, erklärt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Identische Vor- und Nachnamen? Davon wissen Patrick und Bianca Krüger nichts.

„Nee, nee, so war das nicht. Die Dame vom Standesamt hat mich ja angerufen und sich entschuldigt. Im Nachhinein hat man uns die Verwechslung erklärt, und dabei haben wir zufällig erfahren, wie die das andere Ehepaar hieß: Zwar auch Krüger, aber nicht Bianca und Patrick.“

Jährlich 10.000 Familienbucheinträge

Wie und wodurch der folgenschwere Fehler zustande kam, soll wohl ein Geheimnis der Stadt Wuppertal bleiben. Dennoch will man hier aus dem entstandenen Ärger eine Lehre ziehen. „Man muss berücksichtigen, dass in Wuppertal jährlich 10.000 Familienbucheinträge anfallen. Im Sinne der Bürger müssen unsere Mitarbeiter sehr schnell arbeiten. Trotzdem wird künftig nichts mehr eingetragen werden, ohne dass noch einmal Namen und Geburtsdaten gründlich miteinander verglichen werden“, verspricht Martina Eckermann.

Dass Patrick und Bianca Krüger zwischenzeitlich nicht so gut auf ihre Stadt zu sprechen waren, kann die Stadtsprecherin gut verstehen. Dennoch betont sie, dass nach all dem Chaos jetzt wieder alles seine Ordnung hat: „Wir haben die Einträge natürlich umgehend korrigiert. Und wenn es stimmt, dass Totgesagte länger leben, dann müsste die für beendet erklärte Ehe von Bianca und Patrick Krüger nun ewig halten.“

Darauf würden sich Bianca und Patrick Krüger gerne verlassen. Bis jetzt wissen sie allerdings immer noch nicht, als was sie nun wirklich beim Standesamt geführt werden. Patrick Krüger: „Man hat uns zwar gesagt, dass alles ordnungsgemäß eingetragen ist. Aber schriftlich hab ich das nicht. Ich wollte beim Finanzamt anrufen, ob denn dort schon mein Familienstand und meine Steuerklasse korrigiert sind. Aber ich komme nicht durch die Warteschleife. Da muss ich dringend mal persönlich vorbei.“