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Nach Meyer-Rauswurf: Wie der Machtmensch Wittmann auch auf Schalke Einfluss nimmt

Nach Meyer-Rauswurf: Wie der Machtmensch Wittmann auch auf Schalke Einfluss nimmt

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Foto: BREUEL-BILD/Georg Gerleigner

Gelsenkirchen. 

Es gab eine Zeit, da ging Roger Wittmann (58) bei Clemens Tönnies (61), dem Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Schalke 04, ein und aus. Man kannte sich, man beriet sich, man spielte gemeinsam Golf.

Wittmann ist einer, von dem man sich in der Fußball-Branche erzählt, dass er es vortrefflich versteht, „Leute zu fangen“, und bei Tönnies gelang ihm das gut. Zeitweilig gehörten sieben Spieler aus dem Kundenkreis von Roger Wittmann zum Aufgebot von Schalke 04. Große Namen vor allem wie Marcelo Bordon oder Kevin Kuranyi, wie Kevin-Prince Boateng oder Julian Draxler. Aber das ist eine Zeit lang her.

Wittmann berät 120 Fußballer – auch Max Meyer

Derzeit gehören rund 120 Fußballer zum Portfolio des Spielerberaters Roger Wittmann, der mit seiner Agentur Rogon einer der größten und mächtigsten in der Branche der Agenten ist, die mit dem Profifußball ihr Geld verdienen.

Insider wissen allerdings: Wittmann selbst konzentriert sich auf die Top-Leute, für Durchschnittsspieler hat er seine Mitarbeiter. Direkten Kontakt hat er gar nicht so gerne. Sein WhatsApp-Status sagt einiges aus: „Nur dringende Anrufe.“

Insofern ist es fast eine Auszeichnung, dass sich Max Meyer (22) zu dem elitären Zirkel der Klienten zählen darf, mit denen sich Wittmann persönlich beschäftigt. Sein Streit mit Meyers Noch-Arbeitgeber Schalke 04 wirft die Frage auf, wie mächtig die Berater im Fußball sind? Und da ist man bei Rogon an der richtigen Adresse?

Hört man sich in der Branche um, dann ist Wittmann der Prototyp des Machtmenschen, der um sich herum ein Gebilde aufbaut, auf das er Einfluss nehmen kann. Schalkes Manager Christian Heidel, mit dem Wittmann über Kreuz liegt, verriet unlängst bei Sky, dass der Berater vor einem Jahr Bestrebungen hatte, Schalke auch einen neuen Trainer vorzuschlagen: Es war Roger Schmidt, der zuvor in Leverkusen entlassen worden war und jetzt in China arbeitet.

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Ein Branchen-Insider beschreibt die Methode Wittmann im Gespräch mit dieser Zeitung wie folgt: „Er versucht, einen Trainer bei einem Verein zu installieren, damit er nachher dort seine Spieler platzieren kann.“ Eine Hand wäscht die andere. Wittmann sei da nicht der einzige mit dieser Masche, aber er sei ein besonders schlauer: „Er kennt das Spiel, ist mit allen Wassern gewaschen.“

Auf Schalke war er gut im Geschäft

Auf Schalke hat Wittmann einmal einen Trainer-Vorschlag durchgebracht, wie es heißt: Als Schalke im Herbst 2004 Ralf Rangnick verpflichtete, hatte der Berater seine Hände im Spiel. In dieser Zeit und in den Folgejahren hatte Schalke auch auf Spieler-Seite einen beträchtlichen Anteil an Rogon-Kunden: Es gab Bordon und Kuranyi, Fabian Ernst, Halil Altintop, Lincoln, Rafinha oder Jermaine Jones.

Alles Spieler mit einer hohen Qualität, die Schalke stark machten – und Wittmann die Taschen füllten. Üblich damals: Zehn Prozent vom Bruttojahresgehalt des Spielers flossen in die Kasse des Beraters. Bei 2,5 Millionen Euro Gehalt waren das 250 000 Euro. Jahr für Jahr.

Heute ist diese jährliche Provision nicht mehr so relevant: Üppiger ist die Beteiligung an den horrenden Ablösesummen. Als Roberto Firmino für 40 Millionen Euro von Hoffenheim nach Liverpool wechselte oder Julian Draxler für 33 Millionen von Schalke nach Wolfsburg, ging es nicht mehr um sechsstellige Summen. Immer korrekt, aber alles andere als ein billiger Jakob – so wird Roger Wittmann angesehen.

Schneeball-Effekt begünstigt Rogon

Dass Rogon so groß ist in der Branche, liegt an einem gewissen Schneeball-Effekt: In der Kabine spricht es sich herum, dass man mit dieser Agentur gute Geschäfte machen kann. Dazu arbeitet Wittmann eng mit anderen Beratern zusammen, die ihre eigenen Spieler einbringen: Früher mit Wolfgang Fahrian oder Bernd Cullmann, heute firmiert unter anderem Thorsten Weck als Partner.

Über den kamen auch die Schalker Max Meyer und Thilo Kehrer zu Rogon. Und auf solchen Wegen funktioniert dann Wittmanns Finesse, über möglichst viele Spieler in einem Verein Einfluss und Stärke zu gewinnen. „Gefährlich“, nennt dies ein langjähriger Bundesliga-Funktionär: „Der Verein gerät in eine gewisse Abhängigkeit.“ Vor allem Vereine in Not seien aber bereit, diese „Kröte zu schlucken“.

Das beste Beispiel liegt bei dem Ludwigshafener Wittmann fast vor der Haustür: Als der 1. FC Kaiserslautern noch in der Bundesliga spielte, war die Anzahl der Wittmann-Spieler im Kader zeitweise zweistellig, und der damalige FCK-Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi gab über die Zusammenarbeit mit einem so mächtigen Berater eine bezeichnende Auskunft. Es sei „etwa so, dass man sich mit dem Mann unterhält und der sagt: Wir werden schon dafür sorgen, dass wir nicht absteigen. Das kriege ich mit meinen Spielern hin“.

Heute spielt Kaiserslautern längst nicht mehr in der Bundesliga; als Wittmanns engster Vertrauter in der Liga gilt mittlerweile Dietmar Hopp von der TSG Hoffenheim – im Stadion der Kraichgauer besitzt Wittmann eine Loge.

Auf Distanz zu Christian Heidel

Nur zu Schalke ist die Beziehung seit geraumer Zeit ein wenig gestört, weil Sportvorstand Christian Heidel andere Vorstellungen von der Tätigkeit eines Beraters hat als Wittmann.

Wenn der Ludwigshafener etwa aus alter Gewohnheit in der „Wir“-Form über Schalke spricht, dann runzelt Heidel die Stirn. In der Branche erzählt man sich aber auch, wie Wittmann auf eine solche Zurückweisung reagiert: Zu Clemens Tönnies habe Roger Wittmann schon einige Male gesagt, dass Christian Heidels Fähigkeiten als Manager recht überschaubar seien. Er will lieber selbst mitbestimmen.