Horst Heldt hat in diesem Sommer bereits viel geschafft, doch noch immer bastelt der Sportdirektor am Schalker Kader für die kommende Saison. Heldt spricht über den möglichen neuen Stürmer, die Rückkehr von Jones und eine Anfrage für Edu.
Stegersbach.
Entspannung ist für Horst Heldt derzeit ein Fremdwort. Auch im Trainingslager im österreichischen Stegersbach arbeitet der Manager des FC Schalke 04 permanent daran, das Aufgebot für die bevorstehende Saison zu optimieren. Er hat schon vieles erreicht, insgesamt 15 Profis wurden abgegeben, Verträge junger Spieler konnten verlängert werden. Im Gespräch erklärt der 41-Jährige, wie er bei allen Entscheidungen eine Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben zu finden versucht.
Horst Heldt über…
… weitere Neuzugänge:
Nach dem Trainingslager in Österreich haben wir noch Termine mit Spielern, mit denen wir uns beschäftigen. Im Sturm sind es zurzeit drei. Ciprian Marica ist ja bereits genannt worden, die beiden anderen sind im Gegensatz zu ihm nicht ablösefrei und kommen nicht aus der Bundesliga. Marica erfüllt viele unserer Vorstellungen. Aber man muss auch das Risiko abwägen. Er hat seine Qualitäten in Stuttgart nicht dauerhaft bewiesen.
… die bisherigen Wunschstürmer Nolan Roux von Stade Brest und Papiss Demba Cisse vom SC Freiburg:
Bei Roux haben wir für unser zweites Angebot auch die zweite Absage bekommen. Ich glaube zwar, dass die Franzosen sich jetzt schon darüber ärgern, das Thema ist also für uns noch nicht vom Tisch. Aber wir geben kein neues Angebot ab. Für Cisse sind 15 Millionen Euro aufgerufen. Er hat noch einen Vertrag über drei Jahre, ich würde das nicht anders machen. Aber eine solche Summe wollen wir nicht investieren – es sei denn, wir würden in dieser Größenordnung auch Verkäufe tätigen. Aber danach sieht es momentan nicht aus.
… weitere Schalker Spieler, die möglicherweise noch abgegeben werden:
Wir wollen auf keiner Position mehr ein Überangebot haben. Falls wir noch zwei Stürmer holen sollten, müsste einer gehen. Der Berater von Edu hat uns über das Interesse eines Vereines aus Japan informiert, der Spieler wäre interessiert. Ebenso hat sich ein Klub aus Kuwait gemeldet. Ein Problem besteht bei Anthony Annan. Ihm haben wir schon vor der Vorbereitung gesagt, dass es für ihn schwer werden wird. Aber er und seine Manager haben zum Beispiel Angebote aus Dänemark und der Türkei abgelehnt. Sein Vertrag bei uns läuft noch drei Jahre.
… den am Sonntag aus Blackburn zurückkehrenden Jermaine Jones:
Er kennt den Verein und ist ein Spieler, der mitreißen kann. Aber: Je länger man raus war, desto schwieriger ist es auch, wieder reinzukommen. Er wird sicher den Anspruch haben, dauerhaft spielen zu wollen. Aber er muss sich ins Team einfügen.
… die bisherigen Neuzugänge:
Bisher sind wir mit allen zufrieden. Die linke Seite ist jetzt mit Christian Fuchs richtig gut besetzt. Marco Höger benötigte noch Eingewöhnungszeit, inzwischen ist er voll dabei, er ist ehrgeizig und gibt Gas. Lewis Holtby sprüht vor Ehrgeiz und Tatendrang, er ist wissbegierig und will sich hier dauerhaft gut präsentieren. Jan Moravek ist ein sehr guter Fußballer, er hatte ein gutes Jahr in Kaiserslautern – warum sollte man ihn also sofort wieder wegschicken? Und Ralf Fährmann macht sich gut, sehr gut sogar. Er hat natürlich das schwere Erbe von Manuel Neuer angetreten, aber er muss einen Weg finden, wie er diesem Druck standhält. Er muss auf dem Platz noch „arroganter“ werden, das braucht man als Torhüter. Nach einem Fehler sollte er sich nicht nur selbstkritisch hinterfragen, sondern auch mal die vor ihm zusammenstauchen, die schlecht gedeckt haben. Seine Kommandos werden immer lauter, das wird ihm helfen.
… die mögliche Verpflichtung eines weiteren Torhüters:
Wir fragen uns, was passiert, wenn Ralf mal sechs bis acht Wochen ausfällt. Deshalb ist dies nach wie vor ein Thema, aber keins, das wir so forcieren wie die Stürmersuche.
… das Überangebot im offensiven Mittelfeld:
Alexander Baumjohann hat überragende Fähigkeiten. Aber er weiß, dass dies jetzt seine letzte Chance ist. Auch Jose Manuel Jurado bringt ja fußballerisch alles mit. Aber das Pressing, das jetzt verlangt wird, liegt ihm noch nicht im Blut, das muss er noch verinnerlichen.
… die neue Vereinspolitik:
Wir rennen nicht jedem Transfer hinterher. Eines unserer Ziele ist, Verbindlichkeiten abzubauen. Wir wollen auch in die Infrastruktur investieren, das Parkstadion ist in desolatem Zustand. Auch unsere Jugend muss gute Trainingsmöglichkeiten haben, das ist etwas von Dauer.
… Ralf Rangnicks Vorstellungen von höheren Transferausgaben:
Der Trainer will wie wir alle das Maximum. Aber er weiß genau, dass wir einen Mix finden wollen aus Investition und Konsolidierung. Und er sieht ja auch, dass dies ein langfristiges Projekt ist, und dass wir mit ihm über Jahre arbeiten wollen.
… Schalkes Ziele in der neuen Saison:
Wir wollen in der Europa League möglichst weit kommen. Berlin hat uns allen auch sehr gut gefallen, der Pott kann ruhig zwei Jahre bei uns bleiben. Und in der Liga wollen wir natürlich Schritte nach vorne machen. Unser Kader ist zu vielem in der Lage, muss sich aber erst einmal finden. Wir wollen eine Mannschaft aufbauen, die zu Schalke passt, die attraktiven Fußball spielt und zu kämpfen versteht. Das schafft man aber nicht in einem halben Jahr. Wir können jetzt noch nicht sagen: Wir wollen in die Champions League. Wir wollen keine Erwartungen wecken, die wir nicht erfüllen können. Aber wir werden den Ehrgeiz der Spieler auch nicht bremsen.