Bottroper Karnevalistinnen treffen einander regelmäßig. 20 mögen da zusammenkommen jedes Mal. In dieser Session werden sie erstmals als eigene Fußgruppe im Rosenmontagszug mitlaufen – Sie ziehen mit einem Bollerwagen los. Sie werden ganz vorne laufen, nur eine Kapelle ist noch vor ihnen.

Bottrop. 

Zwei Jahre war das Krönchen weg! „Ich weiß gar nicht, wen ich alles angerufen hab’: Hast du mein Krönchen?“, sagt Bernhardine Lützenburg, die frühere Karnevalsprinzessin. Und: nichts. Vom Krönchen keine Spur. „Da hast du keine Ruhe dann“, sagt Elsbeth Müller verständig – sie ist auch eine frühere Karnevalsprinzessin. Doch wie das immer so ist, tauchte das Krönchen vor einigen Monaten bei einem Umzug wieder auf. Nicht, das Bernhardine Lützenburg es täglich tragen würde oder auch nur anschauen, natürlich nicht.

Aber weg wäre doch zu schade gewesen. „Jeden Kleiderschrank hab’ ich durchwühlt!“

Ein Wohnzimmer in Bottrop-Fuhlenbrock. Kuchen, Kaffee und Sahne stehen auf dem Tisch, und um ihn herum sitzen drei muntere Damen: Elsbeth I. aus der Session 89/90, Bernhardine I. (92/93) und Anneliese I. (03/04). Es klopft. Es klopft? Aber es wird doch gar niemand mehr erwartet! Sagt Anneliese I. geistesgegenwärtig: „Da steht ein Pferd auf dem Flur.“ Gelernt ist gelernt.

Traurig, wenn die Session endet

Die drei sehen sich öfter. Auch im größeren Kreis. Denn die früheren Karnevalsprinzessinnen von Bottrop treffen einander regelmäßig. 20 mögen da zusammenkommen jedes Mal. „Ich stand damals auf einem Marktplatz und dachte einfach nur, wie traurig es ist, dass die Session bald endet“, erinnert sich die Gründungsprinzessin Elsbeth Müller an das Ende ihrer ausgelassenen Amtszeit 1990.

Plötzlich Ex-Prinzessin.

Doch nein, ins spaßfreie Nichts mochte sie nicht purzeln. „Mein Gedanke war, dass wir diese tolle Zeit irgendwie festhalten.“ Seitdem gibt es dieses sehr spezielle Branchentreffen: Sie sind kein Verein, sie haben keinen Namen; und doch haben sie einen festen Platz im Stadtkarneval: Sie treffen sich immer am Freitag nach der Prinzenkürung, die ihrerseits am ersten Samstag nach dem 11. November über die Bottroper Bühne geht (es reicht an dieser Stelle völlig, wenn die Damen das selbst ausrechnen können).

Kommender Prinz sollte bei den Ex erscheinen

Es gilt aber jedenfalls als ratsam für den kommenden Prinzen, bei den gewesenen Prinzessinnen zu erscheinen. „Der Prinz stellt sich ganz kurz vor, seine Garde zeigt Ausschnitte aus den neuen Tänzen, und wenn wir Glück haben, dann kriegen wir eine Runde“, sagt Bernhardine Lützenburg.

Die neue Prinzessin in ihrer Erscheinung als künftige Ex ist ebenfalls geladen. Der Prinz kann dann auch gerne gehen. Anschließend Absingen von: „M’r losse dr Prinz zuhause / für den is heut nix drin . . .“ Dann freilich wird es schnell nostalgisch. Wisst ihr noch? Diese Geschichten haben sie alle in Erinnerung: Wie sie in den letzten Tagen ihrer jeweiligen Regentschaft im VW-Bus von Sitzung zu Sitzung durch die Nacht jagten.

Termine im 30-Minuten-Takt

„Alkohol geht überhaupt nicht. Da wäre man ganz schnell hinüber. Man kann ja auch nichts essen . . .“ „Mal ein Butterbrot unterwegs. Zähne putzen, nachschminken, und dann der Friseur im Bus . . .“ „Weiberfastnacht ist der anstrengendste Tag. Jede kleine Gaststätte, jeder Tennisverein, die Weibersitzungen. Von morgens bis abends unterwegs, Termine im 30-Minuten-Takt . . .“ Denn das relativ kleine, relativ westfälische Bottrop hat einen ausgewachsenen Karneval. Freilich muss man auch sagen, das Rheinland in seiner Oberhausener Gestalt ist hier zum Anfassen nah.

In diesem Jahr werden die Ex-Prinzessinnen erstmals als eigene Fußgruppe im Rosenmontagszug mitlaufen: Ihr Zusammenschluss wird 22 – wenn das kein karnevalistisches Jubiläum ist! Sie werden ganz vorne laufen, nur eine Kapelle ist noch vor ihnen, doch der Prinz: dahinter. Einen Bollerwagen ziehen sie mit, darin Sträußchen, um sie in die Menge zu werf . . . Verzeihung, um sie zu überreichen, natürlich.

Die Bottroper Ex-Prinzen haben auch einmal versucht, sich zu einem regelmäßigen Kreis zusammenzufinden. De Ex kütt? Doch nach einem einzigen Treffen hat man nie mehr etwas davon gehört. Anneliese, lebenserfahren: „Ich sage einfach nur: Männer!“ Gelernt ist gelernt.