Sex gegen Zigaretten, eine knallharte Anstaltsleiterin und eine Heldin, die natürlich nicht hierhin gehört. Die hochkarätig besetzte Knastserie „Block B – unter Arrest“ zielt auf Herz, Hirn und unter die Gürtellinie.
Köln.
Auf der Lotterpritsche treiben es die nackten Zellengenossinnen, die Berliner Blondine im Sträflingsoverall befriedigt den Beifahrer im Gefangenentransporter für „eene Stange Kippen“, und wer hinter Gittern nicht spurt, der wird kurzerhand mit dem spitz gefeilten Essbesteck tätowiert.
RTL zieht mit der Serie „Block B – unter Arrest“ mal wieder in den Frauenknast ein, und damit die Zapperfinger gar nicht erst nervös an der Fernbedienung herumspielen, geht’s im Minutentakt saftig zur Sache.
Wer Zwischentöne nicht als überflüssiges Geklimper betrachtet, der stellt besser gleich um.
Massenkeilerei beim Hofgang
„Ganz schön harter Stoff, nichts für schwache Nerven“ werbewarnt „Bild“ als bewährter Printpartner des Privatfernsehens schon mal vorab. „Mehr Zeitlupen als Sportschau und Sportstudio zusammen“ hätte man auch schreiben können, denn das stimmt sogar.
Wenn man es schaffte, die Serie auch nur einen Augenblick lang ernstzunehmen, wenn sie nicht nur mit bemitleidenswerten Mitteln um Aufmerksamkeit ringen müsste, sondern auch berührend wäre, dann könnte einem die geballte Gewalt vielleicht aufstoßen.
Aber so feiert der unfreiwillige Humor Triumphe: Eine Massenkeilerei der Prollfrauen beim Hofgang sieht so aus, als hätten sich bei den Marionetten der „Augsburger Puppenkiste“ aus Versehen die Fäden verheddert.
Katrin Sass als Killer-Großmutter mit Spiegelsonnenbrille
Ein scheues Rehlein wirft das Drehbuch den wölfischen Weibern zum Fraß vor. Die zarte Friseurin Bea (Gisa Zach) hat zwar versucht, ihren Mann mit umgeleiteten Abgasen im Auto umzubringen. Aber in gefühlt 25 Rückblenden mit grobkörnigen Bildern lässt Regisseur Kai Mayer-Ricks wenig Zweifel daran, dass dieser sadistische Prügler und Vergewaltiger natürlich nichts anders als den Tod verdient. Und dass die arme Bea eine liebevolle Mama ist.
Die Opferrolle kann sie nun wieder spielen. Drogen soll sie für eine gepiercte Göre aus dem Besucherraum in die Zelle schmuggeln, was gleich schief geht, und dann verdirbt sie sich’s auch noch mit der Herrscherin der Meute, einer aufgebrezelten Killer-Großmutter mit Spiegelsonnenbrille namens Rita Plattner.
Katrin Sass ist eine gute Schauspielerin, chargiert sich aber hier als Patinnen-Karikatur in die Untiefen des RTL-Niveaukellers herab, als wenn’s dazu einen Hausvertrag des Senders gäbe. Wenn sie in der Tonlage einer wiederauferstandenen Zarah Leander deklamiert „Du hättest mich nicht verraten sollen“, fragt man sich, wie viel Kraft es die Adressatin ihrer Drohung kostet, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
Auch Claudia Michelsen und Nina Hoger im Knast
Mit Claudia Michelsen und Nina Hoger haben sich zwei weitere Schauspielgrößen hierhin verirrt, die besser mal ein paar Tage frei genommen hätten. Michelsens Anstaltsleiterin immerhin überlebt die erste Folge nicht. Sollte sich die Dresdnerin das morgen Abend noch einmal im Ganzen ansehen, dürfte sie es kaum bedauern, gleich auszuscheiden. Der Fernsehtod kann eine Gnade sein.
Fazit: RTL ist Wiederholungstäter. Daher ist eine Bewährungsstrafe hier nicht in Betracht zu ziehen. Einfach ignorieren.
ab Donnerstag, 12. März, 21.15 Uhr, RTL