Michael Phelps und Lebron James sind Ausnahmesportler und Ausnahmeverdiener. Deutsche Spitzensportler sind dagegen oft Geringverdiener. Und das trotz 60-Stunden-Woche. Auch bei den Olympischen Spielen gehen nicht nur Sportler mit dickem Konto an den Start.
Essen.
Glanz, Glamour und jubelnde Sportler: Die Olympischen Spiele in London zeigen eine schillernde Sportwelt voller Stars und Sternchen. Die größte Aufmerksamkeit bekommen Weltstars wie Usain Bolt, Michael Phelps oder Lebron James – sie gehören zu den Top-Verdienern unter den Olympioniken, können von ihren Leistungen als Spitzensportler mehr als gut leben. Das Gros der Olympia-Teilnehmer allerdings kann das nicht.
Egal ob Leichtathlet, Fechter oder Bogenschütze: Viel Geld lässt sich mit Randsportarten nicht verdienen. „Die meisten Sportler werden unterdurchschnittlich schlecht bezahlt, und das bei einer sehr hohen Belastung“ sagt Christoph Breuer, Professor für Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Spitzensportler bekommen im Durchschnitt einen Stundenlohn von 7,38 Euro
In einer Studie aus dem Jahr 2010 hat er die Lebenssituation von Spitzensportlern untersucht und über 1000 Athleten nach Einkommen und Zeitaufwand befragt. Ein deutscher Profi verdient laut Breuers Umfrage im Monat durchschnittlich 1919 Euro brutto. Nicht gerade üppig, gemessen an der Zeit, die die Sportler in Training, Fahrten und Turniere investieren.
Auf 58,8 Stunden kommt der Durchschnittsspitzensportler laut Breuers Studie. Daraus ergibt sich ein Stundenlohn von 7,38 Euro. Die Arbeitswoche eines Top-Managers, das Einkommen eines Geringverdieners. „Die Zeiten sind härter geworden“, sagt Breuer. Wer keine finanzielle Unterstützung von Eltern, Partner oder Bekannten hat, der könne den Traum vom Profi-Sportler an den Nagel hängen.
Mit Fußball und Handball lässt sich Geld verdienen, mit Hockey nicht
Andre Henning kennt diese Probleme. Der 28-jährige trainiert den Mülheimer Hockeyverein HTC Uhlenhorst und war als Jugendlicher selbst in der Bundesliga aktiv. „Von unserem Sport leben können nur drei oder vier Spieler in Deutschland“, sagt er. Kaum ein Hockeyspieler sei älter als 26, der Sport sei mit Beruf oder Studium schwer zu vereinbaren. Für sportliche Erfolge bekommen die Spieler nur wenig Geld vom Verein, Henning spricht von einer „Aufwandsentschädigung“. Genaue Zahlen will er nicht nennen.
Mit Fußball und Handball lässt sich eine Menge Geld verdienen, nicht aber mit Hockey. Das Problem sieht Henning in der geringen Aufmerksamkeit, die die Medien den Randsportarten entgegenbringen. „Wenn Fernsehsender unseren Sport breiter präsentieren würden, dann gäbe es auch mehr Interesse von Sponsoren.“ Doch Firmen und Mäzene investieren selten in Sportarten wie Hockey. Die Politik könne deutlich mehr tun, um die Lebenssituation von Spitzensportlern zu verbessern, meint Henning.
Positiver Aspekt der durchwachsenen Medaillenbilanz
Breuer verteidigt das deutsche Sportsystem trotz der harten Bedingungen: „Natürlich zahlen andere Staaten ihren Athleten wesentlich mehr Geld. Eine weißrussische Kugelstoßerin zum Beispiel bekommt für eine Medaille 123 000 Euro, während eine deutsche Sportlerin nur 15 000 Euro erhält. Ich persönlich finde unser gegenwärtiges deutsches System aber sehr sympathisch: Es ist nicht staatlich gesteuert.“
Selbst der bisher eher mäßigen deutschen Medaillen-Bilanz in London kann Breuer Positives abgewinnen: „Dass unsere Olympioniken weniger Medaillen mit nach Hause bringen als die Sportler anderer Nationen, zeigt auch, dass wir den Sport weder mit Geld, noch mit Dopingmitteln beeinflussen wollen.“