- Das Bochumer Tierheim sorgt sich um seine Zukunft
- Denn die unmittelbare Nähe zur Autobahn macht den Standort als Gewerbefläche attraktiv
- Jetzt appelliert der Tierschutzverein an die Stadt
Bochum.
Keine Nachbarn und rundherum satte Grünflächen. Der Standort des Tierheims an der Kleinherbeder Straße 23 in Bochum bietet optimale Voraussetzungen zur Unterbringung ausgesetzter Hunde und abgegebener Katzen. Wenn es nach dem Bochumer Tierschutzverein geht, darf das gerne auch so bleiben.
Allerdings sucht die Stadt Bochum derzeit fieberhaft nach neuen Gewerbeflächen. Jetzt wächst die Sorge der Verantwortlichen wegen der unmittelbarer Nähe zur Autobahn verdrängt zu werden.
Ungewisse Zukunft
Eigentlich steht das Tierheim vor notwendigen Investitionen: „Wir möchten demnächst ein neues Kleintierhaus bauen, um die Nager noch artgerechter unterbringen zu können“, so Angela Nieswand.
Seit die Stadt den Grüngürtel am Autobahnkreuz Bochum/Witten als potentielle Gewerbefläche ins Auge gefasst hat, fragt sich die Vorsitzende des Tierschutzvereins, ob eine Expansion überhaupt noch Sinn ergibt.
Dabei ist der Standort nahezu perfekt
Grundsätzlich finden die über 1000 Ehrenamtlichen rund um das Tierheim genügend Raum für ausgedehnte Spaziergänge mit den Hunden. Dazu gibt es keine Nachbarn, die sich über das Bellen der Vierbeiner beschweren.
Deshalb sind Angela Nieswand und die 20 Angestellten mit dem Areal glücklich: „Wir haben nicht umsonst in den letzten Jahren einen sechsstelligen Betrag in die Infrastruktur investiert.“
Was sagt die Stadt?
Hintergrund der Sorge sind Erhebungen des Regionalverbands Ruhr (RVR). „Für Bochum haben die Kollegen einen Bedarf von 82 Hektar für Gewerbeflächen ermittelt“, so Eckart Kröck.
Laut dem Leiter des Bochumer Amts für Stadtplanung hat der Bochumer Rat bereits über potentielle Flächen für 45 Hektar Land abgestimmt. Fehlen noch 37 Hektar. Dazu werde derzeit eine neue Potentialliste zusammengestellt. Darauf stehe der Grüngürtel zusammen mit etwa 25 anderen Flächen in Bochum.
Stadt will keine Pferde scheu machen
Nach Angaben des Stadtplaners muss diese Liste in einem langwierigen Prozess zunächst vom RVR genehmigt werden, bevor auf kommunaler Ebene darüber entschieden wird. „Bis die Liste mit möglichen Gewerbegebieten dem Rat vorgelegt werden, vergehen noch acht bis zehn Jahre“, so Kröck.
Bis dahin sei es unverantwortlich an die Eigentümer heranzutreten. „Wir werden keine Preis-Spekulationen vorantreiben“, versichert Krock und fügt hinzu: „An keinem der 25 potentiellen Flächen kann deshalb in den nächsten 15 Jahren schon gebaut werden.“
Wunsch nach Kommunikation
Doch die Ungewissheit nagt weiterhin am Tierschutzverein: „Wir würden uns wünschen, in die Planung mit einbezogen zu werden“, appelliert Nieswand an die Stadt.
Sollten sich alle Gremien für eine Bebauung des Standorts entscheiden, müsse der Verein frühzeitig informiert werden. „Wir haben hier hunderte, zum Teil traumatisierte, kranke und alte Tiere. Ein Umzug würde einen immensen logistischen Aufwand bedeuten“, erinnert die Vorsitzende.
Eine gemeinsame Lösung ist also dringend notwendig. Schließlich geht es hier in der Regel um das Wohl von Tieren, die in der Vergangenheit bereits vernachlässigt worden sind.
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