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Solarworld-Chef Asbeck steht in Kritik wegen Schloss-Kauf

Solarworld-Chef Asbeck steht in Kritik wegen Schloss-Kauf

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Der Bonner Konzern Solarworld steht am Abgrund, doch Firmenchef Frank Asbeck kauft Fernsehstar Thomas Gottschalk ein prachtvolles Anwesen ab. „Als Privatmann“, wie Asbeck betont. Nun sieht sich Asbeck mit der Frage konfrontiert, warum er die Millionen für das Schloss nicht in seine Firma gesteckt hat. Auch Aktionärsschützer üben Kritik.

Bonn. 

Frank Asbeck denkt gerne in großen Dimensionen. Als Gründer und Chef des Bonner Konzerns Solarworld präsentierte er sich als Pionier einer Branche, die ähnlich prägend sein sollte wie die Dampfmaschine, das Auto oder der Computer. „Die Sonne ist der Rohstoff des 21. Jahrhunderts“, schwärmte der Unternehmer, der zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in NRW gehörte.

Vor nicht allzu langer Zeit wollte Asbeck einmal Opel kaufen und zum „grünen Autokonzern“ umbauen. „Wenn ich morgens, nachdem unsere drei Kinder in der Schule sind, zu lange frühstücke und an der Zeitung klebe oder wenn ich noch um neun Uhr meinen Gedanken nachhänge, dann sagt meine Frau Susi immer zu mir: Los Frank, geh jetzt bitte die Welt retten“, schrieb er einmal. Wie sich die Zeiten ändern. Mittlerweile wäre es schon bemerkenswert, wenn Asbeck Solarworld retten könnte.

„Sonnenkönig“ kauft Schloss am Rhein

Die einstige Vorzeigefirma aus Bonn steckt in einer tiefen Krise. Mitarbeiter bangen um ihre Jobs, Kreditgeber zittern um ihr Geld, viele Aktionäre haben Verluste gemacht. Und was tut Asbeck? Der Unternehmer mit dem Spitznamen „Sonnenkönig“ kauft ein Schloss am Rhein – ausgerechnet von Thomas Gottschalk. Zur Erinnerung: Als Gottschalk „Wetten, dass..?“ moderierte, gehörte Solarworld zu den Unternehmen, die in der Show auffällig um Kunden warben.

Der Kaufpreis für das Schloss Marienfels bei Remagen soll bei mehr als fünf Millionen Euro liegen. Zu dem Anwesen sollen 800 Quadratmeter Wohnfläche, 14 Zimmer, drei Terrassen, ein freskenverzierter Pool und 100 000 Quadratmeter Waldgelände gehören. Der einstige Friedensaktivist Asbeck, der gerne Trachtenjacken trägt, gilt als passionierter Jäger. Vor einigen Jahren hatte er bereits ein Jagdschloss bei Remagen erworben.

„Ich habe Marienfels als Privatmann gekauft“

„Ich habe Marienfels als Privatmann gekauft und nicht als Vorstandsvorsitzender eines börsennotierten Unternehmens“, sagte Asbeck dem „Express“. Das Schloss solle Sitz seiner gemeinnützigen Stiftung werden, die Solar-Forschungsprojekte fördere und sich um behinderte Kinder kümmere.

Asbeck gilt eigentlich als Unternehmer mit besonderem Gespür für Marketing. Vor einigen Jahren schenkte er Papst Benedikt öffentlichkeitswirksam eine Solaranlage. Auch der Plan, Opel zu übernehmen, gehörte vermutlich in die Rubrik PR-Gag. Wie kaum ein anderer Firmengründer personifizierte der 53-Jährige den Aufstieg der deutschen Solarindustrie.

Doch mittlerweile ist es schon eine Nachricht, wenn Asbeck beteuert, die schwierige Situation von Solarworld habe „nichts mit einer Insolvenz zu tun“. Etwa 500 Arbeitsplätze hat das Unternehmen bereits abgebaut und zählt damit nur noch rund 2500 Beschäftigte. Nun sieht sich Asbeck auch mit der Frage konfrontiert, warum er die Millionen für das Schloss nicht in seine Firma investiert hat.

„Sehr ungeschickt“

„Natürlich würden fünf Millionen Euro nicht die Probleme von Solarworld lösen und Herr Asbeck kann mit seinem Geld privat machen, was wer will“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Aber Herrn Asbeck sollte klar sein, welche Wirkung ein solcher Immobilienkauf hat. Von der Symbolik her ist das sehr ungeschickt.“

Was treibt Asbeck an? In seinem Buch „Eine solare Welt“ erweckte er den Eindruck, beseelt zu sein von der Idee der ökologischen Energieerzeugung. „Ansonsten tue ich jetzt, was meine Frau von mir verlangt: Ich gehe wieder ins Büro und rette ein bisschen die Welt“, schrieb er. Ob dafür auch ein Schloss gebraucht wird?