- Studie sagt voraus, dass Renten auch real, also unter Berücksichtigung der Teuerung, steigen werden
- Wer in 25 Jahren in Rente geht, wird sich im Schnitt mehr leisten können als ein Neurentner heute
- In höherwertigen Berufen werden aufgrund des Fachkräftemangels größere Lohnzuwächse erwartet
Essen.
Der Eckrentner, auch bekannt als Standardrentner, muss ein extrem fleißiger, kinderloser Zeitgenosse von unverwüstlicher Gesundheit sein, der gleich nach der Schule einen Job gefunden und bis zur Rente nicht mehr abgegeben hat. Das graue Model für alle Statistiker hat mit seiner Vita noch nie so recht als Durchschnittstyp getaugt, in Zukunft wird er gar zur aussterbenden Spezies. Wenn die Menschen bis 67 arbeiten müssen, soll der Eckrentner 47 Jahre lang ununterbrochen Beiträge gezahlt haben, ohne je arbeitslos oder länger krank geworden zu sein oder gar eine Pause für sein Kind eingelegt zu haben. Der Standard wird das im Jahr 2040 sicher nicht sein.
Wie viel Rente die Menschen in welcher Stadt tatsächlich erwarten dürfen, hat nun das Prognos-Institut auszurechnen versucht und dafür realistischere Durchschnittstypen ersonnen. Den Auftrag gab die Versicherungswirtschaft, die ein natürliches Eigeninteresse daran hat, die erwartbaren Rentenlücken mit privaten Zusatzpolicen zu füllen. Übertrieben lobbygetrieben klingen die Ergebnisse trotzdem nicht – von Horrorszenarien sind sie weit entfernt.
Beispiele abseits des Eckrentners
Stattdessen sagt die Studie voraus, dass die Renten auch real, also unter Berücksichtigung der Teuerung, steigen werden. Weil gleichzeitig die Löhne aber stärker steigen als das Ruhegeld, wächst die Lücke zwischen letztem Einkommen und Rente. Das Bruttorentenniveau sinkt demnach bis 2040 von 46 auf 39 Prozent vom Einkommen vor Renteneintritt. Kurzum: Wer in 25 Jahren in Rente geht, wird sich im Schnitt mehr leisten können als ein Neurentner heute. Trotzdem muss er größere Abstriche beim Lebensstandard machen, weil es ihm im Erwerbsleben noch besser ging. So zumindest die Theorie, die für die kommenden Jahrzehnte von sinkender Arbeitslosigkeit, steigenden Löhnen und niedriger Inflation ausgeht.
Für jeden Einzelnen bleibt freilich die jährliche persönliche Rentenmitteilung die beste Prognose. Studien mit realistischen Erwerbsbiografien für einzelne Städte gab es bisher aber nicht. Prognos hat je drei männliche und weibliche Durchschnittstypen des Jahrgangs 1973 erstellt, die 2040 im Regelalter von dann 67 Jahren in Rente gehen. So wird für die Verkäuferin mit zwei Kindern angenommen, dass sie in Elternzeit geht und danach zunächst nur Teilzeit arbeitet, während der Ingenieur nach dem Studium weitgehend bis zur Rente durcharbeitet. Je stärker die Brüche in der Erwerbsbiografie, desto geringer fällt die Rente aus.
Auch Arbeitslosenzeiten eingerechnet
Auch Arbeitslosenzeiten werden eingerechnet – und zwar regional unterschiedlich. Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist in einer strukturschwachen Stadt größer, deshalb liegen die zu erwartenden Renten im Ruhrgebiet unter dem Bundesdurchschnitt. Hinzu kommen lokale Unterschiede beim Wirtschaftswachstum und damit auch in der Lohnentwicklung. Zwar sind die Tariflöhne zwischen Duisburg und Essen einheitlich, doch bei den vielen außertariflichen Löhnen gibt es von Stadt zu Stadt durchaus Unterschiede.
Weil in den höherwertigen Berufen aufgrund des Fachkräftemangels größere Lohnzuwächse erwartet werden, gehen auch die Renten weit auseinander. So kann die Verkäuferin in Essen 1060 Euro Rente im Monat erwarten, der Entwicklungsingenieur satte 2529.
Was sich der Rentner im Jahr 2040 tatsächlich leisten kann, ist zudem abhängig von der örtlichen Kaufkraft. Auch die hat Prognos anhand des lokalen Miet- und Preisniveaus mitberechnet. In Gelsenkirchen können sich die Leute demnach von ihrem Geld mehr kaufen als im teuren Mülheim.