Veröffentlicht inWirtschaft

Scientology schleicht sich in Firmen ein

Scientology schleicht sich in Firmen ein

0023794130-0053669504.JPG
Foto: ddp

Düsseldorf/Essen. Verfassungsschützer und Sekten-Experten raten der Wirtschaft in NRW eindringlich, Unternehmen vor einer Einflussnahme durch die Scientology-Organisation zu schützen. Vorgesetzte sollen Mitarbeiter unter Druck gesetzt haben.

„Leitende Angestellte eines Betriebes sollten eine Abstandserklärung unterzeichnen, in der sie sich von den Zielen der Scientologen distanzieren”, sagte Dirk Ritter-Dausend, Experte im NRW-Innenministerium, im Gespräch mit der WAZ-Gruppe. Bei Verstößen könnten dann arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet werden.

Nach Erkenntnissen des NRW-Innenministeriums und der Beratungsstelle Sekten-Info NRW sind 15 Fälle bekannt, in denen Vorgesetzte ihre Mitarbeiter zur Teilnahme an Scientology-Kursen oder zu Studien von Büchern der Organisation genötigt hätten. Betroffen seien oft kleinere Unternehmen ohne Mitarbeitervertretung. Ziel sei es, Mitglieder zu gewinnen und Geldquellen zu erschließen.

Scientology steht seit 1997 im Blickfeld des Verfassungsschutzes. Laut NRW-Innenministerium strebt die Organisation eine Führung der Gesellschaft an. Sie verfüge über Strukturen mit totalitärem Anspruch und menschenverachtenden Tendenzen. Weltweit habe Scientology 100 000 Mitglieder. In Deutschland seien es 5000, in NRW 400.

Schulungen als verkappte Werbung

Die Gefahr für Unternehmen geht laut Experten von betriebsinternen Kursen aus. Scientologen würden darin für Ziele der Organisation werben. Werde ein Unternehmen für Schulungen engagiert, sei Vorsicht angebracht, warnte Ritter-Dausend. Er mahnte, auf Wortmarken und Symbole zu achten.

Die Scientology Kirche Düsseldorf sprach von einer „Desinformationskampagne” und wies die Vorwürfe zurück: „Uns sind keine Fälle bekannt bei denen Mitarbeiter von Firmen unter Druck gesetzt werden, um Kurse bei Scientology zu belegen”, teilte die Organisation mit. Scientology verwies mit Blick auf die geforderte Abstandserklärung auf Urteile, die eine solche Erklärung als verfassungswidrig abstempelten. Sie würde auch dem Recht auf Religions- und Meinungsfreiheit diametral entgegenstehen. Scientology erklärte zudem, Kontakt mit den Behörden und Beratungsstellen zu suchen, „um falsche Informationen zu korrigieren.”