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Schwelmer Brauerei kämpft nicht nur gegen Bier-Riesen

Schwelmer Bier kämpft nicht nur gegen Bier-Riesen

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Foto: WAZ FotoPool
Schwelmer Bier hat eine lange Tradition, doch Ende 2011 ging die Brauerei pleite. Ein Geschäftsmann und der ehemalige Braumeister führten die Produktion nach Original-Rezeptur fort und suchen nun nach einer Marktnische und einem neuem Standort. Das schmeckt weder den Schwelmern noch den Großbrauereien.

Schwelm. 

Es ist ein bisschen so wie bei David gegen Goliath. Der Biermarkt in Deutschland wird von wenigen Brauerei-Riesen bestimmt. Doch hier und dort finden sich kleine Privatbrauereien, die sich den großen und mächtigen Produzenten widersetzen. So auch in Schwelm, wo eine fast 200-jährige Brautradition ihre Renaissance erlebt. Der gebürtige Gevelsberger Frank Hense hat sie unter dem Namen „Schwelmebräu“ wieder aufleben lassen – doch sein Engagement kommt nicht überall gut an.

Schon seit 1830 wurde in Schwelm Bier gebraut, doch Ende 2011 schien es, als wäre bald das letzte „Plöpp“ beim Öffnen der charakteristischen Bügelflaschen zu hören. Die Eigentümerfamilie musste Insolvenz anmelden, die Brauerei wurde teilweise abgerissen und das Gelände an einen Investor verkauft. Um das Traditionshandwerk vor Ort zu erhalten, fand sich eine Gruppe Schwelmer Bierfreunde, die die Brauerei als Genossenschaft weiterführen wollten. Aber: „Die Idee war zu kompliziert, nicht schnell genug umsetzbar, und es fehlte schlicht an Kompetenz“, sagt Frank Hense im Rückblick.

Bier wird in Detmold und Hagen gebraut

Seit 2009 lebt er mit seiner Familie in Schwelm, und „ich wollte etwas für meine neue Heimatstadt tun“, sagt Hense. Er tat sich mit dem ehemaligen Schwelme-Braumeister Stefan Hammermeister zusammen und gründete die „SchwelmeBräu GmbH & Co. KG“. So war zumindest die Rezeptur gerettet. Seitdem werden jährlich knapp 2000 Hektoliter Gerstensaft in Detmold und zum Teil in Hagen gebraut und abgefüllt. Sechs verschiedene Sorten gibt es, von Pils über Alt, einen Bier-Waldmeister-Mix und Zwickelbier bis hin zum Weizen.

Mehrere Zehntausend Euro haben Hense und Hammermeister mittlerweile in ihr Herzblut-Projekt gesteckt, doch reich sind sie damit nach eigener Aussage noch nicht geworden. Im Gegenteil: „Ich verdiene an keinem Kasten Geld“, sagt Frank Hense. 12,99 Euro (Weizen 9,99 Euro) ist die unverbindliche Preisempfehlung für zehn Halbliter-Flaschen – die Billig-Konkurrenz bietet ihr Gebräu teilweise im 20er-Kasten für rund fünf Euro an. Im gnadenlosen Preiskampf der Bier-Goliaths in einem seit Jahren rückläufigen Markt kann Hense nicht gewinnen. „Unsere Zielgruppe sind Menschen, die auf Regionalität, Qualität und Handwerk achten“, sagt der 45-Jährige.

Unternehmer klagt über „null Unterstützung“

In Ennepetal, Gevelsberg oder Wuppertal hat Hense schon seine Abnehmer gefunden – aber kurioserweise nicht in der eigentlichen Heimat. „In Schwelm läuft’s nicht“, sagt Hense und beklagt fehlenden Zuspruch. „Es gibt null Unterstützung, nicht mal vom Bürgermeister.“ Ausgerechnet dort, wo das Bier Lokal-Heiligtum sein müsste, wird es schal.

„Die Stimmung ist umgeschlagen, nachdem wir uns gegen die Genossenschaft entschieden haben“, sagt Hense. Der Alleingang kam bei den ehemaligen Mitstreitern offenbar nicht gut an. Hense spricht von Feindseligkeiten und gar einem Farbbeutel-Angriff auf sein Haus. „Ich habe sicher auch Fehler gemacht“, räumt er ein, „aber ich wollte nur Gutes für Schwelm bewirken.“ Mittlerweile hat er beschlossen, wegzuziehen.

Kronkorken statt Bügel

Am Schwelmer Bier will er aber festhalten. Derzeit sucht er einen neuen Brauerei-Standort – Ennepetal und Gevelsberg sind in der engeren Auswahl. Weil die Bügelflaschen zu teuer seien und nur in wenigen Brauereien befüllt werden können, werden sie bald durch „stylische Retro-Flaschen“ mit Kronkorken ersetzt. So könne auch der Kistenpreis sinken. Der Kampf des Bier-Davids geht weiter.