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Schlammschlacht um Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach

Schlammschlacht um Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach

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Foto: WR
Michael Storm, der frühere Patriarch des Stahlkonzerns Schmolz+Bickenbach, wird beschuldigt, sein Jagdvergnügen aus der Firmenkasse bezahlt zu haben. Das bestreitet Storm auch gar nicht. Allerdings sei das mit Wissen des Unternehmens geschehen. Der Verwaltungsrat habe davon gewusst.

Düsseldorf. 

Das Jagdhaus ist ein echter Hingucker: nicht einmal zehn Jahre alt, strahlend weiß gestrichen, Landhausstil. Fensterrahmen und Balkone aus hellem Holz unterstreichen das Gesamtbild. Vor der Tür steht ein geschnitztes Wildschwein in Lebensgröße. Die Ausstattung innen ist rustikal, ländlich. Es gibt eine große Küche, um das erlegte Wild direkt zuzubereiten. Idyllischer gelegen könnte es kaum sein als im ostwestfälischen Neuenheerse, einem Dorf mit nicht einmal 2000 Einwohnern an den Hängen des Eggegebirges.

2010 feierte Jagdpächter Michael Storm, damals Verwaltungsratspräsident des Düsseldorfer Stahlunternehmens Schmolz+Bickenbach (S+B), ein großes Fest mit mehr als 400 Gästen in der Schützenhalle des Dorfes um das 50-jährige Jubiläum seiner Pacht zu feiern. Ein leidenschaftlicher Jäger also, der auch das Jagdgebiet Stenden bei Kerken am Niederrhein gepachtet hat, außerdem eine Privatjagd in St. Johann in Österreich.

Rechnung ging auf die Firma

Für dieses Hobby war Michael Storm bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Viel Geld. Nur nicht sein eigenes. Die Rechnung ging auf die Firma. Und die fordert das Geld jetzt zurück: Auf neun Millionen Euro Schadenersatz plus 1,4 Millionen Euro Zinsen klagt S+B vor dem Bezirksgericht Hochdorf im schweizerischen Luzern gegen den früheren Unternehmenspatriarchen. Denn bis 2003 gehörte das Düsseldorfer Unternehmen der Familie Storm in vierter Generation, dann ging die Mehrheit an die Swiss Steel AG in Luzern. 40 Prozent hält die Familie Storm immer noch an dem börsennotierten Unternehmen, das den Namen der neuen Tochter übernahm.

[kein Linktext vorhanden]Der Schweizer Tagesanzeiger zitiert ausführlich aus der Klageschrift und nennt Details zu Storms Jagdausflügen: Im Herbst 2006 soll er demnach fünf, zwei Jahre später sogar zehn Freunde nach Ungarn eingeladen haben. Für beide Ausflüge zusammen habe S+B insgesamt über eine halbe Million Euro bezahlt. Ein Jagdwochenende zu zweit in Österreich habe 250 000 Euro gekostet.

In St. Johann habe Storm Jagdhäuser neu bauen und renovieren lassen, eine Seilbahn für 400 000 Euro sei errichtet worden. Hinzu sollen mehr als eine Million Euro Ausgaben für Jagdpersonal gekommen sein. Hans-Peter Zehnder, heute Präsident des Verwaltungsrates bei S+B in Luzern, bestätigte die Vorwürfe und die Klage gegenüber unserer Zeitung. Storm soll Firmengelder veruntreut haben.

Der Verwaltungsrat wusste Bescheid

Storm selbst hält auf Anfrage dagegen, die Anschuldigungen träfen „natürlich nicht“ zu. Er sieht in der Klage ein taktisches Manöver: „Ich vermute, mit der Klage will man von etwas ganz anderem ablenken.“ Hintergrund: Um das Unternehmen S+B tobt eine Übernahmeschlacht. Eine Übernahme durch den russischen Investor und Oligarchen Viktor Vekselberg steht im Raum. Storm habe als Vertreter des 40-Prozent-Aktionärs mit Vekselbergs Firma Renova eine Vereinbarung über einen Einstieg im Zuge einer Kapitalerhöhung von 350 Millionen Euro geschlossen. Der Verwaltungsrat verweigere Renova aber derzeit die Einsicht in die Bücher, so Storms Sprecher.

Die Vorwürfe gegen Storm beziehen sich auf die Zeit, als er noch selbst Präsident des Verwaltungsrates war. Dass die Millionen tatsächlich für Jagdausflüge ausgegeben wurden, bestreitet er nicht. Aber: „Die Aufwendungen im Zusammenhang mit den Jagden erfolgten mit Wissen und ausdrücklicher Genehmigung auch der Mitglieder des Verwaltungsrats.“ Auch Zehnder, jetziger Präsident des Verwaltungsrats, habe davon gewusst. Es seien sogar Mitglieder des Verwaltungsrates zu den Jagden eingeladen gewesen. Sie hätten auch teilgenommen.