Hätte Roman Weidenfeller bei seiner behandelnden Ärztin nicht den Charme spielen lassen, hätte er am Samstagabend wohl keinen Pokal mehr in die Luft stemmen dürfen. „Ich musste ihr mehrfach erklären, wie wichtig es ist, diesen Pokal in den Himmel zu strecken“, verriet der BVB-Keeper am Sonntag.
Berlin.
Roman Weidenfeller hatte am Samstagabend nicht nur mit der Luft zu kämpfen. Der Torwart von Borussia Dortmund hätte im Haaresbreite die Siegerehrung beim Pokalfinale verpasst, kam aber dank listiger Überzeugungsarbeit pünktlich, um die Trophäe in den Berliner Nachthimmel zu strecken. Das ist in den vergangenen Wochen zu einer Art Lieblingsbeschäftigung des 31-Jährigen geworden.
Was war passiert? Weidenfeller musste nach einem Foul von Bayern-Stürmer Mario Gomez in der achten Minute lange behandelt werden und wegen einer schweren Rippenprellung kurz vor der Halbzeit sogar das Spielfeld verlassen. „Ich habe meine Arme nicht gespürt und keine Luft bekommen“, schilderte Weidenfeller die Situation nach dem Foul. „Ich wollte auch eigentlich nicht mehr aufstehen, aber der Doc hat gesagt, ich müsse weiterspielen.“
Weidenfeller setzte bei behandelnder Ärztin seinen ganzen Charme ein
Aber statt weiteren 45 Minuten Pokalfight gegen Gomez und Co., musste Weidenfeller in einem Berliner Krankenhaus einen Komplettcheck über sich ergehen lassen. „Die wollten gucken, ob nicht auch noch innere Organe in betroffen sind“, erklärte der BVB-Schlussmann auf der Pokal-Party im Berliner ewerk. Das sei auch wichtig, dennoch brachte es Weidenfeller in Bredouille. „Ich hatte eine Ärztin, die überhaupt nichts mit Fußball anfangen konnte“, lächelte der Keeper, „ich musste ihr mehrfach erklären, wie wichtig es ist, diesen Pokal in den Himmel zu strecken.“ Charmant habe er versucht, die Frau vom Fußballsport zu überzeugen. Man müsse sich ja nicht alle Spiele angucken, „aber die Wichtigen habe ich ihr ans Herz gelegt.“
Seine Ärztin konnte Roman Weidenfeller nicht mehr zum Fan machen. Aber wenigstens habe er sie überzeugen können, ihn schnell wieder zu entlassen. Es hatte ein bisschen den Anschein, als hätten seine Mannschaftskollegen extra lange mit den Fans am Marathontor gefeiert. So lange, bis ihr Stammkeeper wieder im Olympiastadion war und noch mit auf die Bühne konnte. Der Pokal musste ja in den Berliner Himmel gestreckt werden.
Zurück am Flughafen in Berlin siegte bei Wedenfeller am Sonntagmittag schließlich aber doch wieder die Vernunft über seine Trophäen-Leidenschaft. Während sich seine Teamkollegen neben Fans, Polizisten und Flughafenpersonal mit Pokal und Schale ablichten ließen, verzichtete der BVB-Keeper darauf, die begehrten Auszeichnungen ein weiteres Mal in die Luft zu stemmen. Wohl ein Rat seiner Ärztin. Dennoch betonte Weidenfeller: „Mir geht es schon wieder ein bisschen besser.“
Weidenfeller beurteilt Gomez´ Einsteigen als Grenzwertig
Letztlich hatte der Keeper auch Glück im Unglück. Die schwere Rippenprellung ist sein persönliches Andenken, an den Pokalabend. „Sechs Wochen“ werde er damit wohl „Spaß“ haben. Ganz kalt ließ ihn die Situation mit Gomez aber auch auf dem Bankett nicht. „Die Szene ist schon grenzwertig, wie Mario da reingeht“, so der Towart, der sich auch privat mit dem Nationalstürmer gut versteht. „Ich war geschockt, als ich gehört habe, dass er genauso auch noch mal in Mitchell reingegangen ist.“
Sowohl für Mitchell Langerak, als auch für Weidenfeller wird diese Situation aber schnell in Vergessenheit geraten. Der Double-Sieg währt wesentlich länger als die im Vergleich kleine Prellung.