An diesem Wochenende ist Veggieworld-Messe in Düsseldorf. Sich fleischlos zu ernähren „hat viele Vorteile“, sagt der Chef des Vegetarierbundes.

Düsseldorf. 

Längst sind Vegetarier und Veganer keine Außenseiter mehr. Ihre Lebensweise ist mehr als ein Trend. Als die Messe „Veggie World“ vor fünf Jahren in der Landeshauptstadt startete, gab es nur eine Hand voll Aussteller. Nun sind es deutlich mehr als 100. Die NRZ sprach mit dem Chef des Vegetarierbundes Deuschland, Sebastian Joy.

Wie überzeugen Sie kurz und knapp Fleischesser, dass er Vegetarier werden soll?

Joy: Eine pflanzliche Lebensweise schützt nicht nur das Klima, die Umwelt und die eigene Gesundheit, sie trägt auch zum Tierwohl bei und leistet einen Beitrag zur Bekämpfung der Welthungerproblematik.

Die Grünen scheiterten mit dem Versuch, einen fleischlosen Tag in der Woche einzuführen, den Veggie-Day. Ist die Idee nicht weiterhin sinnvoll?

Würden alle Bundesbürger mitmachen und einmal die Woche fleischfrei essen, könnten jährlich die Treibhausgase von sechs Millionen Autos eingespart werden. Wir setzen uns dafür ein, dass vegetarisch und vegan lebende Menschen auch ein entsprechendes Angebot in Restaurants, Kantinen und im Supermarkt vorfinden. In der Schulverpflegung gibt es bisher kaum pflanzliche Optionen. Das muss verbessert werden. Pflanzliche Küche bietet vielfältige Möglichkeiten für eine gesunde, ausgewogene und leckere Ernährung.

Warum wird sich bisweilen über Vegetarier lustig gemacht?

Vegetarisch lebende Menschen werden heute kaum noch schräg angeschaut. Es gibt insgesamt 7,8 Millionen Vegetarier in Deutschland. Das ist eine große Gruppe. Vegan lebende Menschen stoßen ab und an noch auf Unverständnis, aber auch das wird sich sehr bald ändern. Momentan gehen wir von 900 000 vegan lebenden Menschen in Deutschland aus, Tendenz steigend. Eine pflanzliche Lebensweise ist heute hip und trendy. Vor allem die junge Generation setzt sich mit Themen wie Tier-, Umwelt- und Klimaschutz auseinander und entscheidet sich immer häufiger für eine gesunde, nachhaltige rein pflanzliche Ernährung.

Wieso sieht eine vegane Fleischwurst/Salami aus wie eine mit Fleisch? Wie überzeugend muss Optik bei Lebensmitteln sein?

Vielen Konsumenten, die jahrelang Wurst aus Tieren gegessen haben, fällt es einfacher, pflanzliche Lebensmittel auszuprobieren, wenn diese in Aussehen, Konsistenz und Geschmack ähnlich zu Produkten aus Tier sind. So können sie sich nach und nach an die vegan-vegetarische Küche herantasten. Zudem entscheiden sich die meisten nicht aus geschmacklichen, sondern aus ethischen Gründen für eine pflanzliche Ernährung. Wer den Geschmack von Fleisch mag, aber die negativen Folgen des Fleischkonsums vermeiden will, kann sich im Supermarkt für ein Veggie-Schnitzel entscheiden.

Inzwischen soll es auch für Hunde vegetarische Kost geben – gut; oder übertrieben?

Die Gruppe der Verbraucher, die ihren Konsum kritisch hinterfragt, wird größer. Die Wirtschaft reagiert auf diesen Trend. Anbieter von Lebensmitteln, Konsumgütern und Dienstleistungen stellen sich auf die neuen Zielgruppen ein und bieten immer vielfältigere pflanzliche Alternativen an. Für die meisten geht der vegane Lebensstil über die Ernährung hinaus. Tierleidfreie Kosmetik, lederfreie Schuhe und aus Pflanzenfasern hergestellte Kleidung gehören bei vegan lebenden Menschen oftmals zum Alltag dazu. Ebenso entscheiden sich manche, ihren Hund oder ihre Katze vegan zu ernähren. Eine Studie hat gezeigt, dass vegane Hundeernährung durchaus ohne gesundheitliche Einschränkungen möglich ist.

>>MESSE ÖFFNET AM SAMSTAG UND SONNTAG UM 10 UHR

Die Veggieworld ist Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 10 Euro, online 8 Euro. Adresse: Alte Schmiedehallen auf dem Areal Böhler, Hansaallee 321 in 40549 Düsseldorf
Mehr Infos: veggieworld.de