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Eine weiße, keine schwarze Liste

Eine weiße, keine schwarze Liste

Düsseldorf. 

Mit Lebensbäumen symbolisiert die AOK die Qualität von Krankenhäusern. Selbst die schlechtesten Kliniken, bei denen beispielsweise bei jeder achten Blinddarm-Operation Komplikationen auftreten, obwohl es statistisch nur halb so viele sein dürften, kommen bei der AOK noch auf einen grünen Zweig. Dabei wäre ein rotes Stoppschild angebrachter: Hier nicht operieren lassen! – zumindest nicht am Blinddarm.

„Wir wollen niemanden gegen- einander ausspielen“, formuliert es Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, bei der Vorstellung der Ergebnisse der fünften „Qualitätsmessung mit Routinedaten“ von 64 500 OP-Patienten. Die Rheinländer kennzeichnen die 20 Prozent Kliniken wenigstens, die bei Komplikationen unter dem Bundesschnitt liegen – eben: mit einem Lebensbaum. Und hoffen „auf die Abstimmung mit den Füßen“ der Patienten weg von den Ein-Baum-Häusern.

Krankenhausgesellschaft NRW wehrt sich gerichtlich

Die AOK Nordwest dagegen verschickte am Mittwoch nur eine Auflistung der überdurchschnittlich guten Krankenhäuser in Westfalen-Lippe. Es sei eben keine schwarze, sondern eine Positivliste, heißt es bei den Westfalen.

Online finden sich jedoch auch für Westfalen die Ausreißer nach unten, selbst wenn die Internetseite, auf die der AOK Krankenhausnavigator führt, weisse-liste.krankenhaus.aok.de heißt. Als Wittener kann man sich beispielsweise im Umkreis von fünf Kilometern gut (drei Bäume), durchschnittlich (zwei) oder schlecht ein künstliches Knie einsetzen lassen. Ein echtes (abschreckendes) Ranking mit festen Plätzen für die knapp 260 Kliniken in Rheinland und Westfalen sucht man jedoch vergebens.

Die Onlineseite offenbart nebenbei auch, dass die Beurteilung eines Krankenhauses durch seine Patienten nichts mit den Ergebnissen der AOK-Statistiker zu tun hat. Lernen kann man, dass eine Klinik mit vielen Komplikation trotzdem sehr gut sein kann, wenn man seine Risikofaktoren wie ein hohes Durchschnittsalter seiner Patienten herausrechnet. Unabhängig davon wehrt sich die Krankenhausgesellschaft NRW gerichtlich gegen den AOK Krankenhausnavigator.

Bei künstlichen Hüften hat die AOK Rheinland festgestellt, dass erfahrene Kliniken mit hohen Fallzahlen bessere Ergebnisse erzielen. Ob dies auch für andere Operationen gilt, wird gerade untersucht. In der Liste der AOK Rheinland fällt auf, dass die privat betriebenen Helios-Kliniken häufig in der schlechtesten Kategorie landen. Auch renommierte Häuser wie das Essener Krupp-Krankenhaus schneiden mehr als einmal nicht gut ab.

Andere Kliniken tauchen mehrfach in den Top-20-Prozent auf, etwa das St. Martinus-Hospital in Olpe und die verschiedenen Standorte des Katholischen Klinikums in Essen, die wiederum aber auch einzelne Negativergebnisse produziert haben. Es kommt eben in der Medizin immer auf den Einzelfall an.