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Bluttat an Schule in Lünen: Psychiater erklärt, was den Täter angetrieben haben könnte

Bluttat an Schule in Lünen: Psychiater erklärt, was den Täter angetrieben haben könnte

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Am Dienstagmorgen ist es in Lünen bei Dortmund zu einer Gewalttat an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule gekommen: Ein 15-Jähriger hat einen Mitschüler erstochen. Wie konnte es dazu kommen? Foto: René Werner/IDA News
  • Ein Psychiater hat die Gewalttat in Lünen eingeordnet
  • Schwere psychische Erkrankungen können bei dem Täter eine Rolle spielen
  • Seine Mitschüler bräuchten nun fachkundige Ansprechpartner

Lünen. 

Die Gewalttat an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen vom Dienstagmorgen (23.01.) erschüttert die Menschen weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Viele fragen sich: Wie konnte es so weit kommen, dass ein 15-Jähriger seinen Mitschüler ersticht? DER WESTEN sprach mit Dr. Claus-Rüdiger Haas. Er ist ärztlicher Direktor in der LWL-Jugendpsychiatrie Marl-Sinsen.

DER WESTEN: Was könnte ein Kind zu diesem Verbrechen antreiben?

Haas: Ohne Daten kann ich jetzt beim Fall von Lünen natürlich nur spekulieren. In dem Alter, in dem sich der Täter befindet sind Jugendliche häufig voller Impulsivität: Kleinigkeiten können dazu führen, dass es zu aggressivem Verhalten kommt. Das alleine führt aber nicht zu dieser Tat. Dazu würde es in der Regel eine Vorgeschichte geben, die wir jetzt nicht kennen.

Ist der Junge psychisch krank oder einfach nur „böse“?

Bei einem Fall wie dem in Lünen können psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und eine schwere posttraumatische Störung eine Rolle spielen. Der Täter verwechselt bei dieser Störung in solchen Situationen, wenn er sich beispielsweise provoziert fühlt, die echte Situation mit dem Trauma.

Dann ist der Täter nicht zurechnungsfähig. Auch eine Psychose kann möglich sein. Bei dieser lebt man in einer Wahnwelt, aus paranoiden Vorstellungen und würde eine solche Tat aus völliger Verzweiflung begehen. Beim Täter könnte eine Impulskontrollstörung vorliegen.

Welche Rolle spielt das mögliche Motiv „Ehre“?

Mag sein, dass in bestimmten Sozialgruppen das Thema Ehre eine Rolle spielt. Wenn überhaupt, spielt das Thema bei dieser Gewalttat aber eine untergeordnete Rolle. Denn: Ehrentaten sind immer geplant. Bei dieser Tat handelt es sich aber offensichtlich um eine Impulstat.

Wie kann man den mutmaßlichen Mörder resozialisieren?

Erstmal muss der Täter seine Strafe bekommen: Das ist die Aufgabe für den Rechtsstaat. Erst nachdem er seine Strafe verbüßt hat, kann man das Thema Resozialisierung angehen. Das Jugendstrafrecht unterscheidet sich genau in diesem Punkt vom Erwachsenenstrafrecht. Täter unter 21 sollen wieder in die Gesellschaft integriert werden können. Dies geschieht in der Regel mit einem Zusammenspiel aus der Jugendgerichtshilfe in Justizvollzugsanstalten, Therapeuten und Pädagogen vor Ort.

Wie können Mitschüler jetzt mit der Gewalttat umgehen?

Was hierbei entscheidend ist, ist die Kommunikation und vor allem der Raum für Kommunikation: Dazu braucht es genau diesen Raum und Fachleute, an die sich die Jugendlichen mit ihren Gedanken und allem was sie beschäftigt wenden können. Die Jugendlichen können dabei ganz unterschiedliches denken und fühlen. Es kann auch helfen den Klassenraum zu wechseln. Die Fachleute müssen ihnen Alternativen aufzeigen, mit denen sich die meisten Kinder in der Klasse wohlfühlen.

Welche Rolle spielt das Messer als Tatwaffe in diesem Zusammenhang?

Das Messer wird ganz häufig als Tötungsinstrument genutzt. Das ist also keine besonders brutale Variante einer Tötung. Bei uns in Deutschland gibt es keine so einfache Verfügbarkeit wie zum Beispiel in den USA, um an Schießwaffen zu kommen. Darum wird bei Gewalttaten häufiger zum Messer gegriffen. Diese Waffe ist einfach überall verfügbar, das Küchenmesser zum Beispiel.