Die Kölnerin Stefanie Darius Nussbaum (45) hat die Revolution in Kairo hautnah miterlebt. Eine Bürgerwehr verteidigte sie und ihren kleinen Sohn.
Köln.
„Tagsüber“, sagt Stefanie Darius-Nussbaum, „verblassen die beängstigenden Ereignisse der Nacht.“ Am Dienstag ist die 45-Jährige mit ihrem siebenjährigen Sohn aus Kairo, der Stadt, die in den letzten beiden Jahren ihre „neue Heimat geworden ist“ zurückgekehrt in ihre alte Heimat, nach Köln.
Ihren Mann musste
sie zurücklassen
Ihren Mann Frank, der dort als Entwicklungshelfer arbeitet, musste sie zurücklassen. Als die Revolte ausbrach, als friedliche Demonstranten von Polizeikräften verprügelt wurden, als aggressive Banden plündernd durch Kairo zogen, war er auf einer Dienstreise in Assuan, konnte nicht nach Kairo zurückkehren.
Stefanie Darius-Nussbaum durchlebt Angst und Schrecken, fühlt sich an die Kriegserlebnisse ihrer Eltern erinnert. Doch sie weiß, „warum die Menschen aufstehen und sich gegen das Regime stellen müssen.“ Mit Freunden organisieren sie Wachen für die Nacht. Sie haben Glück, können via Satellit den US-Fernsehsender CNN empfangen. „Ich konnte kein Auge schließen, lag wach neben meinem Sohn, jederzeit bereit zu flüchten.“ Dann doch noch ein Hoffnungsschimmer. Sie hörte, wie sich eine Bürgerwehr organisierte.
„Meine Angst wich einer tiefen Dankbarkeit unseren ägyptischen Nachbarn gegenüber, die bereit waren, sich und uns zu verteidigen“, erzählt sie. Improvisierte Selbsthilfe, mit ein paar Besenstielen und Eisenstangen. „Diese Eindrücke werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Mit Hilfe der deutschen Botschaft verlässt sie das Land am Nil. Traurig, erfüllt von Sorge um die Menschen, die für ihre Freiheit kämpfen. „Ich hatte eine für mich neue menschliche Nähe erfahren“, sagt sie. Und nimmt sich eines vor: so schnell wie möglich zurückzukehren. „Ich möchte mich mit den Ägyptern freuen, wenn ihre Revolution erfolgreich ist“, sagt sie.