Hillary Clinton tourt gerade durch Europa, um ihr neues Buch medienwirksam anzupreisen. Klingt eher nach Routine als nach Nervenkitzel. Dass ihr Auftritt bei Günther Jauch in der ARD trotzdem einen brisanten Höhepunkt hatte, lag eher an einer Taktlosigkeit des Gastgebers.
Essen.
Fast eine Stunde lang hatten Günther Jauch und seine drei Gäste mal locker, mal aber auch etwas gehemmt geplaudert. Hillary Clinton aus Washington, Ex-First Lady, Ex-Außenministerin der USA und Präsidentschaftskandidatin in spe, hatte erzählt wie das war, damals, mit der Tötung von Terrorchef Osama bin Laden; Ursula von der Leyen aus Berlin, die erste Frau an der Spitze des Bundesverteidigungsministeriums, hatte um Verständnis für den großen Partner Amerika geworben, der den Deutschen nach dem 2. Weltkrieg auf die Beine half; und Margot Käßmann aus Hannover, ehemals erste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland, hatte von ihrer USA-Begeisterung in den 70er-Jahren geschwärmt.
Und alle gemeinsam waren sich einig, dass es nicht nett war von der NSA, Angela Merkels Handy anzuzapfen. So weit, so gut. Doch dann griff der Talkmaster ein.
Peinlicher Fauxpas: Jauch spricht nach fast 20 Jahren über Lewinsky-Affäre
Als sich die Sendezeit bereits dem Ende näherte, wandte sich Jauch noch einmal an seinen Gast aus Washington. Ob sie darauf gefasst sei, wollte er von Clinton wissen, dass die Lewinsky-Affäre im kommenden Präsidentschafts-Wahlkampf von den Republikanern gegen sie instrumentalisiert werden könnte. Zur Erinnerung: Monica Lewinsky war 1995 Praktikantin im Weißen Haus und hatte eine sexuelle Beziehung zu Präsident Bill Clinton. Die Affäre wurde bekannt, beherrschte monatelang die Schlagzeilen, löste eine schwere innenpolitische Krise aus und hätte Clinton fast das Amt gekostet.
Unverständnis bei Von der Leyen und Käßmann
Hillary Clinton war sichtlich überrascht von der Frage und wirkte einen Moment lang perplex. Verständlich, denn: Zum einen liegt die Affäre Lewinsky fast 20 Jahre zurück; zudem ist die Sache längst ausgestanden. Dass Jauch trotzdem eine gestandene Politikerin dieses Formats nach so langer Zeit auf einen Seitensprung ihres Mannes anspricht, ist ein peinlicher Fauxpas. Dies sahen auch Von der Leyen und Käßmann so: Diese Sache, fuhr die Ministerin Jauch sichtlich genervt an, „sollte man doch wirklich nicht mehr erwähnen“. Applaus vom Publikum.
Doch der Talkmaster verteidigte sich. „So was wird eindeutig instrumentalisiert in den USA“, konterte er. Jenseits des Atlantiks seien die Wahlkämpfe „unglaublich hart“. Das sei „ein Riesenunterschied zu Deutschland“. Und er ließ nicht locker: „Haben Sie sich einen Panzer zugelegt?“, fragte er an Clinton gewandt.
Hillary Clinton hatte sich inzwischen gefangen und meinte, in der Tat seien die Wahlkämpfe daheim „sehr, sehr hart“, das habe etwas von einem „Spießrutenlaufen“, aber sie habe sich „eine Haut so dick wie ein Nashorn“ zugelegt.
Vielleicht hatte Jauch inzwischen gemerkt, dass seine Lewinsky-Frage wohl nicht die klügste des Abends gewesen war. Jedenfalls flüchtete er sich eiligst auf sicheres Terrain. Er habe gehört, so Jauch ganz neckisch, dass Mrs. Clinton als Kind Fußball gespielt habe, was jene dann auch gern bestätigte. Aber das half Jauch auch nicht mehr aus dem Fettnäpfchen. Als Hillary Clinton am Ende der Sendung einen Blumenstrauß aus Jauchs Händen entgegen nahm, hatte man irgendwie das Gefühl, sie hätte ihm das Gebinde gern um die Ohren gehauen.