In den Großstädten leben inzwischen mehr als 40 Prozent der Menschen in Ein-Personen-Haushalten. Mehr als jeder dritte Single ist im Rentenalter, Tendenz: steigend. Experten fordern deshalb, in den Ballungsgebieten neue Wohnformen anzubieten. Auch auf dem Land werden Probleme spürbar: Die wenigen Jungen verlassen die Dörfer, zurück bleiben die Alten.
Essen.
Immer mehr Menschen in Deutschland leben allein. Etwa 13,4 Millionen Menschen wohnen in einem Einpersonenhaushalt. So ist die Single-Wohnung mit 37,2 Prozent inzwischen der häufigste Haushaltstyp, teilt das Statistische Bundesamt mit.
Vor allem ältere Menschen wohnen ohne einen Partner. Mehr als jeder dritte Alleinlebende ist demnach älter als 64 Jahre, hingegen ist nur ungefähr jeder sechste (17,6 Prozent) jünger als 30.
Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Während die Zahl der Ehepaare mit Kindern kontinuierlich sinkt, steigt die der Lebensgemeinschaften ohne Kinder, der Alleinerziehenden und Singles immer weiter an. Die klassische Großfamilie gehört der Vergangenheit an. In über der Hälfte aller Familien lebt nur ein Kind, gut jede dritte Familie hat zwei Kinder. Nicht einmal in jedem 20. Haushalt sind mehr als vier Personen zu Hause, egal ob es sich um Familien oder Studenten-Wohngemeinschaften handelt, fanden die Statistiker heraus.
Lange Ausbildungszeiten und stressige Berufswelt
Soziologen sehen für den Trend mehrere Ursachen. Die Anforderungen der Berufswelt machen Mobilität und Flexibilität erforderlich, eine Familiengründung wird auch wegen langer Ausbildungszeiten häufig verschoben.
Auch das Ideal des Zusammenlebens habe sich gewandelt. So gebe es immer mehr Paare, die zwar in einer Beziehung lebten, aber getrennte Wohnungen bevorzugten, sagte Christin Olschewsky vom Institut für Soziologie der TU Dortmund. Ein Leben ohne Kinder gelte mittlerweile als normal.
Vor allem Ballungsräume wie das Ruhrgebiet stellt diese Entwicklung vor große Herausforderungen. In Großstädten wie Essen oder Dortmund stieg die Zahl der Single-Haushalte bereits auf 42 Prozent. Wohnungsbaugesellschaften müssten vermehrt preiswerte Wohnungen anbieten, die zudem altengerecht ausgestattet werden müssten.
Architekten und Stadtplaner sind gefordert
Um den Trend zur Vereinzelung einzudämmen, fordern Experten mehr Fantasie von Stadtplanern und Vermietern: „Wir brauchen völlig neue Lebens- und Wohnformen, in denen verschiedene Generationen miteinander leben können“, sagte der Mainzer Soziologe Stephan Baas. Denn vor allem die Gruppe der älteren Singles werde wegen der steigenden Lebenserwartung wachsen.
Unter der Bevölkerungsentwicklung leiden vor allem ländliche Gebiete, weil es die wenigen jungen Menschen in die Städte zieht.