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Böse Erinnerungen an den Fall Kemnitz

Böse Erinnerungen an den Fall Kemnitz

Essen. 

Bereits 1997 wurde Essen von einem schweren Skandal bei der Brustkrebs-Diagnose erschüttert: Der überforderte Pathologe Josef Kemnitz hatte seit Mitte der 90er-Jahre bei bis zu 300 Patientinnen fälschlicherweise Brustkrebs diagnostiziert. Mit traumatischen Folgen: Die Frauen hatten sich reihenweise Amputationen unterzogen, die nicht nötig gewesen wären; oft ließen sie auch Dutzende gesunder Lymphknoten entfernen.

Professor Kemnitz, der mehrfach Gewebeproben vertauscht haben soll, setzte nach Bekanntwerden des Skandals sein Institut in Brand und vernichtete damit eine Vielzahl von Beweismitteln; Kemnitz kam in den Flammen um, die Anklage gegen ihn musste eingestellt werden. Als Ursache seiner stereotypen Fehldiagnosen galt vor allem die fließbandartige Geschwindigkeit, in der sie erstellt wurden.

Kritisiert wurde seinerzeit auch der umfassende Mangel an Qualitätskontrollen; zudem hätte den Radiologen, die ihre Patientinnen an das Institut von Kemnitz überwiesen, die Häufung von stereotypen Diagnosen auffallen müssen – wie auch den später operierenden Kliniken.