80.000 Menschen in Deutschland sind adelig. Manche leben leise, andere finden sich in der Klatsch-Presse wieder. Die Hohenzollern stellten die deutschen Kaiser. Georg Friedrich Prinz von Preußen ist ihr heutiger Chef. Wie Deutschlands Adel heute lebt und sich selbst sieht, zeigt eine zweiteilige Dokumentation des ZDF.
Berlin.
Manche finden regelmäßig in der Klatschpresse statt. Andere führen ein ganz zurückgezogenes Leben und bleiben lieber unter ihresgleichen. 80.000 Adelige gibt es noch in Deutschland. Wie groß ist ihr politischer und wirtschaftlicher Einfluss noch? Was für ein Bild haben die Nachfahren der Herrscher von einst von sich selbst? Für eine zweiteilige TV-Dokumentation des ZDF haben „Von und Zus“ die Türen ihrer Schlösser geöffnet und bereitwillig Auskunft gegeben über ihr tägliches Leben, ihre Privilegien, aber auch ihre Pflichten und finanziellen Verpflichtungen. Der erste Teil „Das Erbe des Kaisers“ beschäftigt sich am Dienstag (20.15 Uhr, ZDF) mit der Geschichte des Hauses Preußen und seiner Gegenwart.
Deutschlands Kaiserpaar
Georg Friedrich Prinz von Preußen und seine Frau Sophie, eine Prinzessin von Isenburg, beide jung und gut aussehend, wären heute eigentlich Deutschlands Kaiserpaar. Wäre die Geschichte nicht ganz anders gelaufen. Der Erste Weltkrieg, die Abdankung des letzten Kaisers Wilhelm II., die ganze Monarchie wird abgeschafft, Deutschland eine Republik.
Der ehemalige Kaiser Wilhelm II., der Ururgroßvater von Georg Friedrich Prinz von Preußen, wird den Rest seines Lebens im niederländischen Exil, in Doorn, verbringen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verliert das Haus Preußen 95 Prozent seines Besitzes.
Der Diamant brachte rund 6,5 Millionen Euro
Georg Friedrich Prinz von Preußen, der erst 36 Jahre alte Chef des Hauses Hohenzollern, verkörpert heute Preußens Gesicht im 21. Jahrhundert. Ein bodenständiger Mann, der in einem Einfamilienhaus in Fischerhude, einem kleinen Dorf bei Bremen, aufwuchs, ohne Vater, den er, erst ein Jahr alt, bei einem Unfall verlor.
Der Großvater Prinz Louis Ferdinand von Preußen kümmerte sich um den Halbwaisen. Dieser hatte seinen Anspruch auf den Kaiserthron auch in der Bundesrepublik immer aufrechterhalten. 1994, nach dessen Tod, nimmt der Enkel den Platz ein, gerade 18 Jahre alt. Der Preußen-Prinz und seine Frau Sophie leben auf keinem Schloss, sondern in einer Wohnung in Berlin-Mitte. Beide sind Betriebswirte und berufstätig.
Ein modernes Paar. Der Erhalt der Burg Hohenzollern, Stammburg der Hohenzollern, ist beiden – trotz immenser finanzieller Anstrengungen – eine Verpflichtung. Wie der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers „tickt“, zeigte eine weltweit beachtete Versteigerung im Mai in Genf durch das Auktionshaus Sotheby’s. Georg Friedrich Prinz von Preußen trennte sich von einem Diamanten mit 34,98 Karat. Den „Beau Sancy“ hatte sein Vorfahre Friedrich der Große einst seiner Frau geschenkt. Rund 6,5 Millionen Euro brachte das Stück. Geld, das der erfreute Prinz für „Beihilfen, Apanagen und Renten für Bedienstete“ brauchte, wie es hieß.