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Viele Fisch- und Vogelarten in der EU vom Aussterben bedroht

Viele Fisch- und Vogelarten in der EU vom Aussterben bedroht

Zahlreiche Vögel und Meeresfische könnte es in Europa bald nicht mehr geben: Hauptgrund ist die Vernichtung von Lebensraum.

Brüssel/Cambridge. 

Mehr als jede sechste Vogelart ist in der Europäischen Union vom Aussterben bedroht. 82 von 451 Arten stehen auf einer Roten Liste, die die Organisation Birdlife International gemeinsam mit der Europäischen Kommission und der Weltnaturschutzunion IUCN veröffentlichte.

Elf Arten – darunter die Schnee-Eule, der Balearensturmtaucher und die Weidenammer – werden in dem Bericht als kritisch gefährdet eingestuft. Für sie bestehe ein extrem hohes Risiko, in der unmittelbaren Zukunft in der Region auszusterben. Abgetragenes Ackerland, kleinere Lebensräume und der Klimawandel seien die Gründe für die „schockierenden Daten“, hieß es.

Rapider Schwund der Haie

Auch viele Meeresfischarten – insgesamt knapp 7,5 Prozent – sind laut einer EU-Mitteilung vom Aussterben bedroht. Betroffen sind demnach vor allem Haie und Rochen. So lebe etwa der Engelhai, der früher überall in europäischen Meeresgewässern zu finden war, nur noch im Gebiet der Kanarischen Inseln.

„Diese Berichte enthalten einige beunruhigende Statistiken“, sagte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella. Vizekommissionspräsident Frans Timmermans warnte, die biologische Vielfalt müsse erhalten werden, da sie die Grundlage für Gesundheit und Wohlstand bilde.

Ohne Vögel wird’s traurig in Europa

Beide Rote Listen schließen mit Empfehlungen zu Schutzmaßnahmen, wie etwa eine Berücksichtigung der Flugrouten von Zugvögeln außerhalb Europas oder die frühzeitige Entdeckung fremder Arten. Diese sind für die Politik indes nicht verpflichtend.

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood und ihr Kollege Graeme Gibson betonen im Vorwort des Birdlife-Berichts, Vögel seien sowohl wirtschaftlich als auch emotional wichtig für den Menschen. Ohne die Tiere könnten Depressionen und Hoffnungslosigkeit zunehmen, schreiben sie: „Erst die Vögel, dann wir. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir die Nächsten auf der Roten Liste sein.“

In Deutschland sieht es auch nicht besser aus

In Deutschland ist es um den Vogelschutz nach Angaben des Naturschutzbunds Nabu nur geringfügig besser bestellt als im EU-Durchschnitt. „Es gelingt vergleichsweise gut, sehr seltene Arten vor dem Aussterben zu bewahren“, erklärte Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Gleichzeitig schaffen wir es nicht zu verhindern, dass häufige Vogelarten so selten werden, dass wir sie bald nur noch in Schutzgebieten beobachten können.“ Es gebe mehr bedrohte Vogelarten, deren Lage sich verschlechtere, als Spezies, die sich erholten. Als Positivbeispiele nannte der Nabu Seeadler und Großtrappe.

Die Rote Liste der Vögel basiert überwiegend auf offiziellen Angaben der EU-Mitgliedsstaaten. Kroatien wurde dabei noch nicht berücksichtigt, da das Land der EU erst im Juli 2013, während der Datenerfassung, beitrat. Im geografischen Europa, zu dem die Autoren unter anderem Island und den Ural zählen, sind der Mitteilung zufolge 67 von 533 Vogelarten bedroht, also knapp jede achte.