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Wirbel um Fotoverbot am Strand

Wirbel um Fotoverbot am Strand

Boltenhagen. 

Helle Aufregung um ein Fotoverbot am Strand des Ostseebads Boltenhagen: Seit vergangenem Donnerstag zeigt die Hinweistafel am Strandzugang das Symbol einer durchgestrichenen Kamera. „Ich dachte, das ist ein Scherz“, wundert sich eine Besucherin. „Darf an der Ostsee jetzt nicht mehr fotografiert werden?“, fragt ein verunsicherter Urlauber. „Selbstverständlich darf fotografiert werden“, sagt Katleen Herr von der Kurverwaltung Boltenhagen. Es gehe nur darum, die Urlauber an eine allgemein bekannte Regel zu erinnern. Sie laute: „Bitte fotografieren Sie keine fremden Menschen ohne deren Zustimmung.“ Diese Verhaltensregel ist auch in einem Flyer zu finden, der seit der vergangenen Woche bei Strandkorbvermietern und in Kurverwaltungen überall an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern ausliegt und der speziell Flüchtlingen helfen soll, sich richtig zu verhalten.

Schleswig-Holstein kennt kein „Foto-Problem“

Im vergangenen Sommer hatten sich laut Medienberichten FKK-Badegäste im Ostseebad Heiligendamm beschwert, von Fremden fotografiert worden zu sein. Nach Angaben von Christian Moeller, Pressesprecher im Schweriner Sozialministerium, war das aber nicht der Anlass, den Flyer herzustellen. „Der ist rein präventiv gedacht“, sagt er. „Wir wollen niemanden unter Generalverdacht stellen.“ Es gehe darum, an einige an sich selbstverständliche Regeln zu erinnern, die Menschen aus anderen Kulturkreisen möglicherweise nicht bekannt seien.

Nun ist das Flugblatt da. 25 000 Exemplare hat das Ministerium herstellen lassen. Und weil sich auch in Boltenhagen Kurgäste darüber beschwert hätten, dass sie am Strand fotografiert worden seien, fand man in der Kurverwaltung, man sollte auf dieses Problem mit einem Aufkleber auf den Hinweistafeln an den Strandzugängen aufmerksam machen. „Aber wir haben dabei den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht“, räumt Katleen Herr von der Kurverwaltung ein. Inzwischen wurde das Schild um einen neuen Aufkleber mit dem Satz „Bitte fotografieren Sie keine fremden Menschen ohne deren Zustimmung“ in Deutsch, Englisch und Arabisch ergänzt. Der Satz hätte von vornherein neben dem Symbol stehen sollen, so Herr.

An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins gibt es keinen Kurdirektor, der von Erfahrungen mit verletzter Privatsphäre berichtet. Joachim Nitz, Kurdirektor von Grömitz und Timmendorfer Strand, sagt: „Dass man Fremde nicht einfach fotografieren sollte, ist bekannt, darauf muss nicht erst mit einem Verbotsschild aufmerksam gemacht werden. Wir haben schon genug Verbote.“

Schleswig-Holsteins Tourismusminister Reinhard Meyer (SPD) pflichtet dem bei. „Für das Recht am eigenen Bild gibt es die allseits bekannten Regeln des Bürgerlichen Gesetzbuches. Mehr brauchen wir nicht“, sagt Meyer.