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Verstecktes Tier – Diese Produkte sollten Vegetarier meiden

Verstecktes Tier – Diese Produkte sollten Vegetarier meiden

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Die Regierung soll dafür Sorge tragen, dass nur noch gesunde Lebensmittel an Kinder vermarktet werden dürfen, fordern die Verbraucherschützer. Foto: Frank Leonhardt/Archiv
Läuse im Weingummi, Knochen im Saft: Tierische Zusatzstoffe werden in der Zutatenliste oft verschwiegen. Wir verraten, wo sich „Tiere“ verstecken.

Essen. 

Was kann ich essen und was nicht? Bei vielen Lebensmitteln stehen Vegetarier und vor allem Veganer vor einem Problem: Sie können aus der Zutatenliste nicht erlesen, ob das Produkt „Tier“ enthält.

Deshalb fordern Organisationen wie Foodwatch, Verbraucherzentrale, Vegetarierbund oder Vegane Gesellschaft seit Langem eine Verschärfung der Kennzeichnungspflicht. Denn das Problem liegt beim Gesetzgeber: Zutaten müssen auf der Verpackung klar gekennzeichnet sein – Zusatzstoffe, Aromen oder Produktions-Hilfsstoffe dagegen nicht.

Hinter E-Nummern und Namen verbirgt sich oft Tierisches

„Tierische Zusätze in Lebensmitteln müssen dringend besser gekennzeichnet werden“, meint auch Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale. Bisher sind meist nur E-Nummern oder harmlos klingende Namen aufgelistet. Es müsse aber sofort sichtbar sein, ob ein Produkt Tier enthält, und vor allem: welches Tier. Denn nicht nur Vegetarier und Veganer brauchen Klarheit, sondern auch Muslime. Strenggläubige verzichten auf Schwein.

Das sei in Deutschland ein riesiger Markt, erklärt Schwartau: „Fast 10 Prozent der Bevölkerung sind Vegetarier, und Muslime kommen noch dazu.“ Für die Politik habe das Thema dennoch keine Priorität. Obwohl es auch um Wähler geht. Einen Zeitplan für eine Gesetzesänderung kennt Schwartau nicht. Dabei sei das Probleme seit Jahren bekannt.

Auch der Vegetarierbund Deutschland will mehr Klarheit. Wörter wie „Lecithin“ oder „E322“ klängen unverfänglich, meint Vebu-Geschäftsführer Sebastian Zösch. Aber dahinter stecke womöglich Hühnerei.

Aber welche Zusatzstoffe und Aromen sind tierischen Ursprungs? Welche tierischen Zusätze dienen als Überzug, Aroma oder Geschmacksträger? Welche Enzyme und sonstige Tier-Erzeugnisse waren Verarbeitungshilfsstoffe bei der Produktion? Und in welchen Lebensmitteln „verstecken“ sich Tiere? Wichtig: Die Angaben gelten nicht für alle Hersteller. Einige sind zu pflanzlichen oder synthetischen Zusätzen übergegangen.

Bei diesen Produkten müssen Vegetarier und Veganer vorsichtig sein

Fruchtsäfte – Gelatine aus Knochen:

Oft wird Gelatine dafür benutzt, Trübstoffe aus Säften zu filtern. Der Stoff wird aus Rinderknochen hergestellt, seltener auch aus Schweineknochen. Somit haben auch Muslime ein Problem. Einige große Hersteller wie Valensina oder Hohes C verzichten laut eigener Aussage inzwischen auf Gelatine. In der Zutatenliste steht Gelatine nicht, weil sie nach dem Filtern nicht mehr im Saft enthalten ist. Sie ist ein reiner Verarbeitungshilfsstoff.

Rote Getränke, Süßigkeiten, Marmeladen – Karmin aus Läusen:

Es klingt harmlos – aber hinter der Nummer E120 verbirgt sich viel totes Tier. Der rote Farbstoff wird aus Schildläusen hergestellt. Das Pulver aus den getrockneten und gemahlenen Läusen nennt man auch Karmin oder Cochenille. Bis vor ein paar Jahren war es zum Beispiel im knallroten Aperol Spritz enthalten. In einigen roten Limonaden, Bonbons oder Weingummi kommt E120 aber noch vor.

Wein und Bier – Hausenblase vom Fisch:

Damit Wein und Bier auch nach längerer Lagerung schön klar bleiben, werden Schwebeteilchen herausgefiltert. Das geht mit Mineralstoffen wie Aktivkohle – aber auch mit tierischen Hilfsmitteln. Wie beim Saft kann man dafür Gelatine aus Knochen verwenden, oder auch Eiweiß. Aber auch ein Bestandteil vom Fisch kommt mitunter zum Einsatz: die Hausenblase, getrocknete Fischblasen von Stör, Hausen oder Wels. Nach dem Filtern bleibt aber nichts Tierisches im Getränk zurück.

Obst und Kaffee – Bienenwachs:

Obst wird manchmal mit Bienenwachs (E901) überzogen. Dann hält es die Feuchtigkeit besser und wird nicht so schnell schrumpelig. Zugelassen ist das Wachs für Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Melonen und Zitrusfrüchte. Auch Kaffeebohnen dürfen mit Bienenwachs überzogen werden, um die Oberfläche zu glätten und die Verarbeitung zu erleichtern. Zudem ist Schellack (E904/Ausscheidung der Gummischild-Lacklaus) zugelassen. Wachs kann allerdings auch pflanzlichen Ursprungs sein– Candelillawachs (E902) oder Carnaubawachs (E903).

Brot und Kekse – L-Cystein aus Haaren/Federn:

L-Cystein (E920) kommt in Tierhaaren, Menschenhaaren, Horn und Federn vor. Es macht Backwaren voluminöser und den Teig für Plätzchen, Brot und Brötchen elastischer und knetfähiger. Wenn Mehl mit E920 behandelt ist, läuft zudem der Backvorgang schneller ab. Das spart Geld und Zeit. L-Cystein kommt manchmal sogar in vegetarischen Produkten vor – als künstliches Fleischaroma. Die Aminosäure L-Cystein kann aber auch im Labor aus Bakterien gewonnen werden.

Chips und Knabberzeug – Wild, Schwein, Huhn:

Herzhafte Knabberprodukte (etwa die der Firma Funny-Frisch) enthalten oft Bestandteile von Huhn, Schwein oder Wild. Erst kürzlich hatte Foodwatch eine entsprechende Anfrage an das Kölner Unternehmen gestellt. Die Stoffe werden unter anderem als Aromazusatz verwendet. In der Zutatenlisten tauchen sie aber nicht auf, was nach derzeitigem Stand auch rechtlich zulässig ist.

Komplette Liste von E-Stoffen tierischen Ursprungs 

Es ist nicht einfach, sich im Dickicht der E-Nummern zurechtzufinden. Schwierig macht es vor allem, dass viele der Zusatzstoffe synthetischen wie tierischen Ursprungs sein können. Der chemische Stoff ist am Ende der gleiche – aber so kann dieselbe E-Nummer vegetarisch sein oder nicht. Vor allem bei Erzeugnisses Fetten und Ölen ist das oft so: Wurde das Mittel aus Schweineschmalz, Rindertalg oder Milchfett hergestellt? Oder doch aus Soja-, Raps- oder Maisöl?

E120: Karminsäure/Cochenille – roter Farbstoff aus gemahlenen Schildläusen

E270: Milchsäure – Säuerungsmittel – aus Milch oder synthetisch

E304: Ascorbinsäure – Antioxidationsmittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E322: Lecithin – Emulgator – oft aus Soja-/Raps-/Erdnussöl, selten (weil teuer) aus Ei

E325: Natriumlactat – Schmelzsalz, Festigungsmittel – aus tierischer oder synthetischer Milchsäure

E339: Natriumphosphate – Antioxidationsmittel, Säuerungsmittel

E422: Glycerin – Füllstoff- und Feuchthaltemittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E434-436: Polysorbarte – Emulgatoren und Komplexbildner – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E445: Glycerinester – Stabilisator und Trübungsmittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E470 A und E470 B: Natrium-, Kalium-, Calcium, Magnesiumsalze von Speisefettsäuren – Emulgatoren, Trägerstoffe und Schaummittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E471 und E 472 A-F: Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren – (Back-)Emulgatoren, Schaumstabilisatoren, Überzugsmittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E473: Zuckerester von Speisefettsäuren – Emulgatoren und Mehlbehandlungsmittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E474: Zuckerglyceride – Emulgatoren und Mehlbehandlungsmittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E475: Polyglycerinester von Speisefettsäuren – Emulgatoren und Stabilisatoren – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E476: Polyglycerin-Polyricinoleat – Emulgator und Stabilisator – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E477: Propylenglycolester von Speisefettsäuren – Emulgatoren und Kristallbeeinflusser von Hartfetten – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E 479: Thermooxidiertes Sojaöl mit Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren – Emulgatoren und Trennmittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E481: Natriumstearoyl-2-lactylat – Künstlicher Emulgator und Mehlbehandlungsmittel – aus tierischer oder synthetischer Milchsäure

E482: Calciumstearoyl-2-lactylat – Künstlicher Emulgator und Mehlbehandlungsmittel – aus tierischer oder synthetischer Milchsäure

E491, E492, E493, E495: Sorbitanfettsäureester – Emulgator, Entschäumer, Fettkristallbeeinflusser – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E570: Fettsäuren – Emulgator, Überzugs-/Trennmittel – aus tierischen oder pflanzlichen Fetten

E585: Eisen-II-lactat – Farbstabilisator – aus tierischer oder synthetischer Milchsäure

E620: Glutaminsäure – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder synthetischen Eiweißen

E621: Mononatriumglutamat, Natriumglutamat – Geschmackverstärker – aus tierischen oder synthetischen Eiweißen

E622: Monokaliumglutamat, Kaliumglutamat – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder synthetischen Eiweißen

E623: Calciumdiglutamat, Calciumglutamat – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder synthetischen Eiweißen

E624: Monoammoniumglutamat, Ammoniumglutamat – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder synthetischen Eiweißen

E625: Magnesiumdiglutamat, Magnesiumglutamat – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder synthetischen Eiweißen

E634: Calcium 5’-ribonucleotid – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder pflanzlichen Zellen

E635: Dinatrium 5’-ribonucleotid – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder pflanzlichen Zellen

E640: Glycin und dessen Natriumsalze – Geschmacksverstärker – aus tierischen oder synthetischen Eiweißen

E901: Bienenwachs weiß und gelb – Trenn- und Überzugsmittel – Ausscheidung der Honigbiene

E904: Schellack – Trenn- und Überzugsmittel – Ausscheidung der Gummischild-Lacklaus

E920: L-Cystein – Mehlbehandlungsmittel – aus Keratin aus Tier-/Menschenhaaren oder Federn oder aus gentechnisch veränderten Bakterien

E966: Lactit – Süßungsmittel, Zuckeraustauschstoff und Trägerstoff

E1105: Lysozym – Konservierungsstoff für Hart- sowie Schnittkäse und als Enzym für alle Lebensmittel