Die Supermärkte Edeka und Rewe haben jede Menge Verkaufstricks, um ihre Kunden zum Kaufen zu motivieren. Aber wie sie das machen, dass bemerkt kaum jemand.
NDR-Reporter Jo Hiller hat mit Verbraucherschützern, Ernährungs- und Marketingexperten gesprochen und einige interessante Tricks von Edeka und Rewe erfahren.
Edeka und Rewe: Angebote und Aktionen als Verkaufstrick
Die Supermärkte Edeka und Rewe sind seit geraumer Zeit mit vielen Marken wie Kellogg’s, Coca-Cola, Mars oder Rittersport im Preisstreit. Die Supermärkte wollten die hohen Preise der Händler nicht mehr mitgehen und haben stattdessen immer mehr Eigenmarken in das Sortiment gebracht, aber auch die sind immer teurer geworden. Die Supermärkte wollen uns aber vom Gegenteil überzeugen. Nämlich, dass alles günstiger geworden ist. Da muss man etwas in die Trickkiste greifen.
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Angebote und Aktionen sind laut Hiller der erste Trick. Diese seien oft nach kurzer Zeit bereits ausverkauft und dann nicht mehr verfügbar – nur solange der Vorrat reicht eben. Der Kunde kommt also in den Supermarkt, steht aber vor dem vergriffenen Angebot. Das klingt erst negativ – aber die meisten Kunden wollen einen Supermarkt nicht mit leeren Händen wieder verlassen. Ist das Aktionsprodukt weg, greifen die Kunden deshalb oft zu einem anderen Artikel, auf den es keinen Preisnachlass gibt – und der Markt macht Profit.
Edeka und Rewe: „Das ist keine Preisabsprache, aber eine sehr genaue Beobachtung“
Im Vergleich der Eigenmarken von Edeka und Rewe fällt auf, dass die Preise von Edeka und Rewe bei den Eigenmarken identisch sind. Beispielsweise Salz, Milch, Tomatenmark, Zucker und weitere Produkte. Dieselbe Anzahl und Art von Eigenmarken kosten in beiden Supermärkten genau gleich viel. 15,99 Euro in diesem Fall.
Sven Reuter, Geschäftsführer der Einkaufs-App Smhaggle, erklärt, woran das liegt: „Die Händler beobachten sich sehr, sehr genau. Keiner möchte schlechter dastehen als der andere und daher gleicht man die Preise ab. Das ist keine Preisabsprache, aber eine sehr genaue Beobachtung, sodass die Preise eben genau gleich sind wie beim Wettbewerber.“
Preisanstieg bei Eigenmarken
Allerdings ist zu beobachten, dass es einen Preisanstieg bei Eigenmarken gibt. Beispielsweise ist der Preis beim Zucker um 88 (!) Prozent angestiegen. Aber wie wird so etwas begründet? „Zum einen die Logistik und dann ist natürlich eine Menge Energie notwendig“, erklärt Reuter. Aber eine Preissteigerung von 88 Prozent ist so „natürlich nicht“ zu rechtfertigen.
„Es war eben so, dass die Preise bei den meisten Produkten relativ günstig waren und jetzt haben die Supermärkte eine Chance gesehen, die Preise in die Höhe zu treiben“, so Reuter. Auch bei Salz ist der Preis um 90 (!) gestiegen. Für die Verbraucher einfach nur unverständlich. Auf Nachfrage vom NDR begründen Edeka und Rewe das mit gestiegenen Rohstoffpreisen.
Verwirrung durch verschiedene Preismodelle
Damit Kunden solche Preisaufschläge weniger wahrnehmen, versuchen Edeka und Rewe sie mit verschiedenen Preismodellen zu verwirren. Mal kosten bei Edeka eine 250-Gramm-Packung Mini Pflaumentomaten 2,69 Euro und mal eine krumme 180-Gramm-Packung Cherry Rispentomaten 3,99 Euro. Der Kilopreis steht dabei nur klein in der Ecke. Dann steht wiederum der Kilopreis bei Fleischtomaten mit 3,99 Euro direkt am Schild. Und nahezu daneben befindet sich eine Aktion mit Mini Rispentomaten für 2,49 Euro, allerdings nur die 350-Gramm-Packung.
Ganz schön viele unterschiedliche Preise verwirren den Kunden und machen den Preisvergleich mühselig. Markensoziologe Arnd Zschiesche hat das Phänomen schon länger beobachtet. „Die Supermärkte verlassen sich darauf, der Kunde nicht permanent im Kontrollmodus ist. Nach einem langen Arbeitstag wollen viele einfach nur schnell ihre Produkte kaufen.“
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Kunden greifen in diesen Situationen öfter zu den Angeboten, welche die Supermärkte besonders hervorheben. Auch wenn diese vielleicht nicht die beste Angebote sind. Auf Nachfrage erklärte Rewe, dass man sich „an die verpflichte Grundpreisauszeichnung halte“. Edeka hingegen erklärt, „dass jeder Händler eigenständig über die Preisgestaltung und Preisauszeichnung entscheiden könne.“