Ein Bürgergeld-Empfänger aus Essen versteht die Welt nicht mehr. Warum? Weil der 19-Jährige – wie er berichtet – einfach so von seinem Vater rausgeschmissen worden sei. Den Grund dafür kenne er bis heute nicht. Da ist es schon ein Trost, dass er sich mit dem Bürgergeld ein neues Leben aufbauen kann.
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DER WESTEN traf den 19-jährigen Justin „Jay“ Six zum Gespräch. Dabei erklärte er, wie er in die Abhängigkeit des Staates gerutscht ist und was dadurch jetzt alles möglich ist.
Bürgergeld-Empfänger: „Es ging relativ einfach“
„Ich lebe seit Anfang des Jahres von Bürgergeld. Es ging relativ einfach. Ich hatte keine Probleme dabei. Natürlich hatte ich ein komisches Gefühl. Ich wollte das nie, aber es ist nun mal gekommen, wie es gekommen ist“, erzählt Jay gegenüber DER WESTEN. Der 19-jährige Essener lebte zwischen 2017 und 2022 im Kinderheim. Irgendwann, so erzählt er, sei es dort dann so stressig geworden, dass er sogar sein Fachabitur im Sozial- und Gesundheitswesen abbrach.
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„Ich habe Depressionen und soziale Angst. Dann habe ich gesagt, ich breche das Fachabi lieber ab und nehme mir Zeit, um mich selbst zu finden“, erzählt der 19-Jährige, der bereits seit 2017 keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter hatte. In dem Zeitraum zog er zurück zu seinem Vater, der im Sicherheitsdienst tätig ist. „Mein Vater hat nicht mit mir geredet. Ich musste meine Probleme immer alle selbst lösen“, sagt Jay.
Mit 19 Jahren zu Hause rausgeworfen
2023 arbeitete Jay eine Zeit lang in einem Nachtclub als Aushilfe. Auf dem Christopher Street Day (CSD) lernte der 19-Jährige Mitte des Jahres 2023 seine Freundin kennen. Und dann ganz plötzlich erhielt der 19-Jährige im Oktober 2023 eine Whatsapp-Nachricht von seinem Vater: „Es wäre besser, wenn du ausziehst.“ Jay hat bis heute keinen Schimmer warum.
„Ich habe gar keinen Widerstand geleistet und bin gegangen. Ich dachte, wenn er seine Gründe hat, wird er mir die schon nennen. Als Notlösung bin ich zu meiner Freundin gezogen. Dann begann die Wohnungssuche und ich habe alle Bürgergeld- und Wohngeld-Anträge gestellt. Seit Anfang Februar habe ich meine erste eigene Wohnung. Das ist ein gutes Gefühl, aber die muss noch renoviert werden. Das wird aber alles vom Amt bezahlt“, erzählt der 19-Jährige gegenüber DER WESTEN.
„Zu wenig Personal im Heim, das selbst mal da war“
In den nächsten Jahren soll alles besser werden, denn am Bürgergeld findet er keinen großen Gefallen: „Ich find’s doof, aber es geht ja gerade nicht anders. Ich möchte erstmal gesund werden. Ich habe mich schon auf einer Schule beworben, wo ich das Fachabitur im Sozial- und Gesundheitswesen nochmal anfangen kann“, so Jay gegenüber DER WESTEN.
Sein Traumberuf ist es, als Pädagoge in einem Kinderheim zu arbeiten. „Ich finde, es gibt viel zu wenig Personal im Heim, das selbst mal da war. Die meisten lesen sich irgendwelche Bücher durch und gehen später wieder in ihre perfekte Welt. Es geht mir um eine emotionale Basis. Ich finde, ich habe da einen besseren Zugang als Leute, die nur Bücher lesen.“