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Dem Sat.1-„Frühstücksfernsehen“-Geheimnis auf der Spur: „Wir lieben Anarchie“

Schon früh am Morgen sorgen die „Frühstücksfernsehen“-Moderatoren für beste Laune. Doch was steckt hinter dem Erfolg der Sat.1-Show?

Boschmann Lufen
© SAT.1 / Christoph Köstlin

Sat.1 Frühstücksfernsehen: Das sind die Moderatoren

Sie sorgen für gute Laune am frühen Morgen.

Weit über 500.000 Menschen schalten jeden Morgen ein, wenn Daniel Boschmann, Marlene Lufen oder ihre Kollegen aus dem „Frühstücksfernsehen“-Studio grüßen. Doch woher kommen diese starken Zahlen? Welches Geheimnis steckt hinter dem Erfolg der Sat.1-Morgenshow? Wir haben uns auf Spurensuche begeben.

Es ist ein nasskalter Februar-Morgen. Kurz nach acht Uhr. Im „Frühstücksfernsehen“-Studio, direkt an der Spree gelegen, ist die Show gerade in vollem Gange. Von Hektik jedoch keine Spur, mehr emsiges Treiben. Barbara Becker stellt an diesem Morgen ihr neues Buch „Optimize your Sugar“ vor, strahlend läuft sie durch das Studio, plaudert mal hier und mal dort. Die 57-Jährige fühlt sich sichtlich wohl.

Was ist das Geheimnis des Sat.1-„Frühstücksfernsehen“?

Wohl ein Teil des Erfolgsgeheimnisses der Sat.1-Morningshow. Künstler bekommen kein 08/15-Programm. „Wir biedern uns den Gästen nicht an, nur weil es Superstars sind. Sie merken relativ schnell, dass sie hier ernst- und wahrgenommen werden“, erklärt uns Moderator Daniel Boschmann das Rezept. Harrison Ford, Ed Sheeran oder auch Michael Bublé waren schon hier. Aber auch Politiker wie Christian Lindner. Wobei deren Besuche eher die Ausnahme denn die Regel sind.

„Bundespolitiker gibt es bei uns nur in den allerseltensten Fällen zu sehen“, sagt Boschmann. Und wenn doch, brauchen sie nicht auf eine Sonderbehandlung hoffen. „Wir versuchen, Dinge gleichermaßen so anzusprechen wie Erna Kasuppke und der Uni-Professor. Uns ist deren Sichtweise auf die Dinge sehr viel wichtiger als das, was gerade die Politiker dazu sagen. Das wird verstanden. Und ich glaube, deshalb sind wir so viele Jahre so erfolgreich“, ist sich seine Kollegin Marlene Lufen sicher.

Mit einer Unterbrechung ist die 53-Jährige bereits seit 1997 beim Sat.1-„Frühstücksfernsehen“ dabei, Boschmann auch schon seit 2016. In der heutigen, doch recht kurzlebigen Medienwelt eine extrem lange Periode. Und das trotz der frühen Arbeitszeiten.

Spaß trotz extremer Arbeitszeiten

„Ich glaube, mein Biorhythmus hat sich zu einem Frühaufsteher entwickelt. Auch wenn ich nicht arbeite, werde ich relativ früh wach und bin dann auch kein Morgenmuffel. Der Rest ist bei mir der Kopf. Ich habe vor vielen Jahren für mich entschieden, dass ich damit nicht hadere. Der Wecker klingelt, er klingelt ein zweites Mal und dann stehe ich auf. Ich diskutiere da gar nicht mit mir drüber“, erklärt Marlene Lufen ihr Aufsteh-Geheimnis. Und auch Boschi, wie ihn Fans und Kollegen liebevoll nennen, ist kein Langschläfer.

„Ich habe mir in jeder WG, in der ich gewohnt habe, den Zorn meiner Mitbewohner zugezogen. Wenn ich wach bin, dann bin ich wach. Ich brauche keine Anfahrt in den Tag. Ich bin da und dann geht’s los. If you snooze, you lose. Der Wecker klingelt und ich stehe auf. Wenn ich einmal die Schlummertaste drücken würde – die Hölle – ich käme aus diesem Teufelskreis nicht mehr raus“, lacht Boschmann.

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Apropos lachen. Gute Laune herrscht an jenem Montagmorgen eigentlich durchgehend. Vieles wirkt spontan. Ist es aber nicht, betont der 43-Jährige: „Die Reihenfolge der Beiträge ist zu 100 Prozent in Stein gemeißelt. Wir sind ein professioneller Betrieb und müssen wissen, was wann wo kommt.“

Trotzdem wolle man sich nicht zu sehr einengen, sagt Lufen: „Die schönsten Momente im Studio entstehen meistens dann, wenn es anders läuft als geplant. Bei unserer Jubiläumssendung 35 Jahre ‚Frühstücksfernsehen‚ gab es einen Schlüsselmoment, der das alles beschreibt. Unser Stargast war Matthias Schweighöfer, wir haben lauter witzige Sachen mit ihm gemacht und jeder wollte eigentlich mit ihm ein Interview führen. Dann hatten wir die Idee für ein Speed-Interview. Wir standen in einer Reihe und jeder konnte ihm nacheinander eine Frage stellen. Er hat das wahnsinnig toll mitgemacht, aber die Idee ist 90 Sekunden vor der Aufnahme entstanden. Das zeigt die Magie des Frühstücksfernsehens. Man lässt uns Freiräume, wir sind aber auch alle sehr stark darauf gepolt, schnelle Ideen zu haben.“

„Frühstücksfernsehen“-Moderator Daniel Boschmann: „Wir lieben Anarchie“

„Das Ding ist: Wir lieben Anarchie, wir machen aber nicht Anarchie um der Anarchie willen. Natürlich sind wir eine gänzlich andere Farbe als die anderen Kollegen am Morgen – keine Wertung, nur eine Feststellung – aber wir wollen diese Momente nicht krampfhaft erzeugen. Wenn die weltpolitische Lage so ist, wie sie ist, dann gehen wir da mit dem nötigen Ernst dran. Wir schaffen es, die Brüche hinzubekommen: Von einem sehr leichten Thema zu einem sehr schweren Thema, ohne dass wir uns völlig lächerlich machen“, ergänzt Boschmann.

Sie habe manchmal das Gefühl, dass viele nicht vermuten würden, wie viel Vorarbeit zu einer jeden Sendung gehört, sagt Lufen anschließend. Entspannt sitzt sie am Tisch der Showküche, hat sich gerade aus den zurückgebliebenen Essensresten der Sendung einen Salat gezaubert. „Ich bin nach einer Woche Frühstücksfernsehen aus dem Wasser gezogen. Ich habe weniger geschlafen, ich habe viele Stunden am Tag gearbeitet, bereite mich akribisch vor. Du kannst es eben wie keinen normalen Nine-to-five-Job ansehen. Dafür ist es zu extrem, was wir hier betreiben.“



Und vielleicht ist genau das das Erfolgsgeheimnis: ein Team mit Spaß an seinem Job, das aber genau weiß, wann es zu funktionieren hat.